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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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resigniert die Bettdecke von mir schmiss und
aufstand.
    Runa freute sich, mich zu sehen. Wenigstens etwas. So packte ich sie
in den Wagen und fuhr in den Wald. Spazierengehen.
    Beim Freilinger Straßerl, dem Ausgangspunkt für eine quadratische
Runde durch den Steinkart, stand noch kein anderes Auto. Klar, wer außer mir
quälte sich am Sonntag schon zu so früher Zeit aus dem Bett? Aber dafür hatten
wir den Wald für uns alleine. Runa lief ins Gebüsch und suchte sich einen Platz
für ihr Geschäft. Ich ging langsam weiter, sie war schnell genug und holte mich
sicher gleich ein. Obwohl heute bestimmt wieder Schwimmbadwetter sein würde,
war es so früh am Morgen noch relativ kühl. Ich zog den Reißverschluss meiner
Weste bis ganz nach oben. Still war es. Die Vögel waren nicht zum Tirilieren
aufgelegt. Das kam vielleicht von dem Dunst, der zwischen den Bäumen hing. Es
sah hier fast wie im Regenwald aus. Voilà, der Rottaler Regenwald. Die
Vegetation explodierte förmlich. Wo vor ein paar Wochen noch braunes Unterholz
war, wucherten jetzt die Farne. Obwohl es in den letzten Tagen sonnig war,
hatte der Boden immer noch genug Feuchtigkeit vom Frühlingsregen. Diese
Kombination hatte alles sprießen lassen. Hier ebenso wie in meinem Garten.
Weiter vorne lagen neben dem Waldweg kleine Tümpel, in denen sogar Seerosen
wuchsen. Als ich es das erste Mal gesehen hatte, konnte ich es gar nicht
fassen. Wilde Seerosen! Und tiefer im Wald waren Quellen versteckt, die schon
die Kelten mit frischem Wasser versorgt hatten. Trotz Bewirtschaftung durch die
Forstbehörde war vieles noch sehr ursprünglich. Fehlten nur Lianen, an denen
Äffchen schwangen, und Kakadus, die von Ferne riefen.
    Wie aufs Stichwort machte sich wenigstens mein Hund bemerkbar. Runa
fetzte an mir vorbei, laut bellend. Ich schreckte aus meinen friedlichen
Betrachtungen auf. Ah, dort vorne kam Herr Biedersteiner mit Hasso. Wie nett.
Da hatte mein Hund gleich jemanden zum Spielen, und ich konnte mich
unterhalten. Herr Biedersteiner war nämlich ein sympathischer älterer Herr, der
immer etwas Interessantes zu erzählen wusste. Letztes Jahr war er mir bei der
Organisation des Bürgerbegehrens eine große Hilfe. Und hinter ihm stöckelte
nordic-walkend Frau Wieland heran. Jetzt wurde es aber voll!
    Allseitige Begrüßung, die Hunde mischten natürlich auch mit, ich
stellte Herrn Biedersteiner der Frau Wieland vor. Sie kannten sich noch nicht.
Er schien von ihr ganz angetan zu sein. Es fehlte wohl nicht viel, und er hätte
ihr auf dem schlammigen Waldweg einen Handkuss verabreicht. Na so was!
    Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf mich. »Das ist aber nicht
Ihre Zeit, Frau Schneider, oder? Ich hab Sie hier immer erst viel später
getroffen.«
    »Ja, da haben Sie recht. Heute bin ich früher unterwegs.« Und
erklärend zu Frau Wieland: »Normalerweise kann man nach den Hundegängern die
Uhr stellen. Wenigstens auf mich trifft es zu. Morgens acht Uhr, abends halb
neun Uhr. Bis auf wenige Ausnahmen versuche ich diese Zeiten einzuhalten, da
bin ich ein absolutes Gewohnheitstier. Ist ja auch dem Hund gegenüber nur fair.
Da kann er sich darauf einstellen.«
    »Na, Ihr Hund wird wohl kaum die Uhr lesen können.« Frau Wieland
lachte vergnügt.
    »Sagen Sie das nicht! Sie bekommt immer um vierzehn Uhr ihr Fressen.
Und sie kann sein, wo sie will, pünktlich um zwei steht sie erwartungsvoll
wedelnd vor mir.«
    »Ja, bei Hasso ist es dasselbe. Hunde sind wie Beamte, sie wollen
stets den gleichen Tagesablauf«, schaltete sich Herr Biedersteiner ein. »Aber
zu etwas anderem. Wir wollen Sie ja nicht mit endlosem Hundegeschwätz
langweilen.«
    Frau Wieland schüttelte neckisch den Kopf. »Nein, nein. Das tun Sie
ganz und gar nicht.«
    »Kann es sein, dass ich Sie gestern in der Passauer Neuen Presse
gesehen habe? Arbeiten Sie nicht in unserer Stadtbücherei?«
    Ich war baff. Was machte sie denn noch alles?
    »Ja, das stimmt. Ich helfe da ehrenamtlich mit.«
    »Und jetzt haben Sie einen Preis für die bestausgestattete
Kinderbibliothek bekommen, nicht wahr?«
    »Oh, nicht ich persönlich. Ich bin ja nur ein paar Stunden dort. Der
Ruhm gebührt ganz Frau Münchhamer, der Leiterin.«
    »Nun, nun, nicht so bescheiden, meine liebe Frau Wieland. Ich darf
Sie doch so nennen?«
    War das ein Geflirte hier! Da konnte ich mich nur wundern.
    Die Angesprochene kicherte kokett und ließ ihre melodische Stimme
noch etwas höher klingen. »Aber gerne. Sagen Sie Heidemarie zu mir. Und

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