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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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schnell weiter. »Kannte Internet. Stehen interessante
Sachen drin. Muss man nur suchen. Ich hab gesucht, und ich hab gefunden.
Augentropfen mit Mittel darin, was Hals zusammenzieht. Noh?« Ich nickte, ich
hatte schon kapiert. »Hab das bestellt. Alles in Topf geschüttet und gekocht in
Teeküche.« Er grinste. »Ist Elvira gekommen, hat gefragt, was ich mache. Mache
Tee, nur Tee, hab ich gesagt. Ha! Sie ist wieder weggegangen. Ich hab weiter
gekocht, sodass weniger Wasser und mehr Konzertation von Mittel.«
    »Konzentration«, korrigierte ich kaum hörbar.
    » Igen. Das hab ich gefüllt in Kammer von
Spray. War ganz leicht. Ich war früher – izé – früher
Uhrmacher in Jugoslawien. Hab noch Gerätschaft und weiß Bescheid. Dann hab ich
Spray ausgetauscht. War auch einfach. Sie war so eine dumme Person. Und dann
war – izé – war Zufall, wann es passiert.« Er legte
mir eine Hand auf die meine. »Karin, wollte nicht, dass an Geburtstag von Tibikém passiert. Aber war Zufall.«
    Mein früheres Mitleid hatte sich in Luft aufgelöst. Elvira war kein
Engel gewesen, beileibe nicht, doch sie war auch nicht dazu da, einem alten
geilen Mann – Pardon, aber ich rege mich auf – einem alten geilen Mann zu
Diensten zu sein. Und wenn sie Nein sagt, umgebracht zu werden. Das hatte sie
wirklich nicht verdient. Was sollte ich mit ihm machen? Auf jeden Fall musste
ich mich zusammenreißen, damit er nicht bemerkte, wie sehr ich ihn verachtete.
    »Das ist aber eine Geschichte, Herr Szabó. Wow.«
    »Noch fünf Minuten.« Der Vollzugsbeamte schaute zu uns herüber.
Jetzt musste ich mich beeilen.
    »Sie sollten ein Geständnis ablegen, Herr Szabó.« Er verzog
verdrossen das Gesicht. »Doch! Ich hab gehört, dass man nicht so schwer
bestraft wird, wenn man gesteht. Das ist besser, glauben Sie mir!«
    »Das hat der fiatalember auch gesagt.«
    »Welcher junge Mann?«
    »Noh, mein – izé – mein
Pflichtrechtsanwalt.« Er wedelte mit der Hand, als wollte er eine lästige
Fliege verscheuchen.
    »Ihr Pflichtverteidiger? Sehen Sie! Wenn er wiederkommt, dann sagen
Sie, dass Sie gestehen möchten. Die Kommissarin hat eh schon alles
herausgefunden«, flunkerte ich. »Da müssen Sie sich beeilen. Sonst gilt es
nicht mehr.«
    »Meinst du, Szabóné ?«
    »Biztos!«
    »Na gut. Ist eh alles wurscht. Jetzt hab ich auch keine …« Er
wackelte mit dem Kopf. »Noh, du weißt schon. Keine männlichen – izé – männlichen Gefühl mehr.« Er seufzte. Ich hustete
trocken. Kein Wort mehr über seine männlichen Gefühle, bitte! Es reichte. Der
Vollzugsbeamte kam auf uns zu, offensichtlich war die Zeit um. »Halt, Karin.
Was ist mit die Tabletten?«
    »Die sind gegen Prostatavergrößerung.«
    »Das hab ich nicht.« Nach diesen letzten Worten wurde er
hinausgeschoben.
    Vierzehn Uhr dreiundfünfzig
    Kerstin eilte den Fußweg zum Sonnenhügel hinauf. In ein paar
Minuten begann ihr Dienst, und sie wollte pünktlich sein. Auf dem Parkplatz vor
dem Haus erkannte sie den Hecker, der an seinem Mofa lehnte.
    »Hey, Adam, hast du nicht jetzt auch Dienst?«
    Hecker drehte sich langsam zu ihr um. Er hatte nicht damit
gerechnet, dass er Kerstin treffen würde. Gedehnt antwortete er: »Ja.«
    »Kommst dann mit rein?« Kerstin wunderte sich über sein Benehmen.
    »Gleich.« Er machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Was tust dann noch hier?«
    Er bequemte sich zu antworten. »Ich wart auf jemand.«
    »Echt? Auf wen?« Das war Kerstin spontan herausgerutscht. Eigentlich
hatte sie zu Hecker kein freundschaftliches Verhältnis, das so eine neugierige
Frage erlaubt hätte.
    Als er nicht antwortete, hob sie beschwichtigend die Hände. »Schon
gut. Ich muss mich beeilen. Wir sehen uns.«
    Sie stemmte die Eingangstür auf und sah Anna mit schwingender Tasche
den Gang auf sich zuschlendern. Sie konnte wie immer um drei nach Hause gehen.
Die beiden grüßten sich.
    Ein nettes Mädel, dachte Kerstin und eilte zu ihrer Station.
    Draußen ließ Hecker den Ausgang nicht aus den Augen. Da war sie.
Wurde auch Zeit. In Zeitlupe erhob er sich von seinem Mofa, wie eine Raubkatze,
die nicht durch eine unachtsam schnelle Bewegung ihr Opfer auf sich aufmerksam
machen wollte.
    Anna hatte in ihrer Tasche nach ihrer Sonnenbrille gekramt, sie gefunden
und aufgesetzt. Sie zuckte zusammen, als sie Hecker sah. Scheiße! Sie wartete
einen Moment. Überlegte. Aber sie hatte keine andere Möglichkeit, aus dem Hof
zu kommen. Sie musste an ihm vorbei. Also richtete sie sich auf, straffte

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