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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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Schwester eingeladen?«
    Ich stutzte. Zuerst musste ich überlegen, wen er mit »Schwester«
meinte, automatisch fielen mir seine Schwestern ein, aber das war ja Quatsch.
Dann wusste ich es, klar, Schwester Marion. Warum störte sich er daran?
    »Warum denn nicht?« Ich stellte die Tasse ab und sah ihn verwundert
an. Automatisch griff ich nach einem Küchenhandtuch, um mir die Hände
abzuwischen.
    »Na, ich mein ja bloß. Und dann setzt du die auch noch absichtlich
neben Papa. Willst du ihn loshaben?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ist ja deine Sache. Aber die hat er am Samstag getroffen, als er
angeblich mit dem Leopold im Brauhaus war.«
    »Was?« Ich knüllte das Tuch zusammen und warf es auf die Theke.
    »Ich hab sie auf der Straße zusammen gesehen.«
    »Warum sagst du mir das erst jetzt?« Ich war stinksauer. Nicht auf
Linus, sondern auf Martin. Also doch! Dieser verlogene …
    »Ich dachte, es ist nicht so wichtig.« Linus wollte noch etwas
sagen, aber da ging die Tür auf, und seine Schwestern strömten in die Küche.
    »Hey, Linus, die warten alle auf die Bayerische Creme. Was trödelst
du denn hier rum?« Lilli hielt ihm die Tür auf, er warf mir noch einen Blick zu
und verließ dann den Raum.
    Ich kochte. Log der mich so an! Mit Leopold, ja, ja, und ich blöde
Kuh vertraute ihm. Ich hätte noch misstrauischer sein sollen nach dem Zettel.
Na warte! Mit Wucht stellte ich die Tassen auf die Unterteller. Es schepperte
und klirrte.
    »Mama, was ist denn?« Susa tippte mir auf die Schulter.
    Ich riss mich zusammen. »Nichts, nichts. Passt schon. Geht doch vor,
ich komme gleich.«
    Meine Kinder verließen gerade den Raum, als Isabell hereinkam. Sie
war bestens gelaunt.
    »Aktion Horchposten erfolgreich«, verkündete sie fröhlich und lehnte
sich neben mich an die Küchenzeile. Ich dagegen verströmte Mordlust.
    »Was ist denn mit dir los?« Sie versuchte mir ins Gesicht zu
blicken, das ich starr nach unten gerichtet hatte. Stupste mich mit dem
Ellenbogen an.
    Ich tauchte aus meinem Abgrund wieder auf, drehte mich zu ihr um und
geiferte: »Stell dir vor, Martin hat sich am Samstagabend mit Leopold
getroffen. Ja? Und er wollte mich nicht dabeihaben. Ja? Ich würde mich bei den
Männergesprächen nur langweilen. Ja?« Ich kniff meine Augen zusammen und
versprühte noch mehr Gift. »Aber es war nicht Leopold, sondern Schwester
Marion!« Den letzten Namen spuckte ich richtiggehend aus.
    »Oh.«
    »Ja, oh! Ich hätte gute Lust, jetzt da rauszugehen und ihm die Szene
des Jahrhunderts hinzulegen. Ist mir scheißegal, was die anderen denken.
Scheißegal!«
    Isabell brauchte einen Moment, um mit der Situation klarzukommen.
Vorsichtig legte sie einen Arm um mich und begann behutsam zu sprechen.
    »Karin. Nun überstürze mal nichts.« Ich wollte mich protestierend
befreien, doch sie fing mich wieder ein. »Hör mir erst einmal zu. Darum geht es
ja. Wir wissen, dass da zwischen Martin und der Schwester irgendwas läuft, aber
wir wissen nicht, was. Deshalb haben wir doch alle eingeladen. Um etwas mehr
herauszufinden. Und wenn du dich jetzt ein wenig beruhigst und mir zuhören
kannst, dann erzähle ich dir interessante Neuigkeiten. Okay?«
    Innerlich versuchte ich, die brodelnde Gefühlslava zurückzudrängen.
    Da ich nicht antwortete, drückte sie meine Schultern und
wiederholte: »Okay?«
    Langsam kühlte ich wieder ab. Die Vernunft hatte über das
Temperamentschaos gesiegt. Diesmal. Ich überwand mich und stieß die angehaltene
Luft aus. »Was hast du rausgekriegt?«
    »Gut.« Sie ließ mich wieder los und trat einen Schritt zurück.
»Also, sie ist verheiratet, aber unglücklich.«
    »Pah! Mein Mitleid hält sich in Grenzen! Das ist noch lange kein
Grund, sich an den Ehemann einer anderen Frau heranzumachen.«
    »Pass auf. Es wird pikant. Weißt du, warum sie unglücklich
verheiratet ist?« Das war eine rhetorische Frage. Ich kannte das und wartete.
Isabell redete auch sofort weiter. »Weil ihr Mann im Bett nicht mehr seinen
Mann steht.«
    »Das hat sie dir erzählt? Gleich nach ‘ner halben Stunde
Bekanntschaft? Wie machst du das?«
    »Ich habe eben eine sehr vertrauenswürdige Ausstrahlung.« Sie warf
ihre langen Haare nach hinten. »Ich weiß noch mehr. Der Grund dafür sind die
Tabletten, die er für seine Prostata nehmen muss, irgendwas wächst da, ich kenn
mich damit nicht aus, will ich auch gar nicht. Diese Pillen haben jedoch die
nette Nebenwirkung, dass man impotent wird.

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