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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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Unglaublich, oder?«
    »Oh.« Ich begann zu verstehen.
    »Ja, das Beste kommt allerdings noch. Sie ist gar nicht mal so
traurig darüber. Denn ihr Mann war sexbesessen, wie sie sich ausdrückt. Konnte
immer, wollte immer. Na, und das war ihr zu viel. Sie wollte sich schon
scheiden lassen. Aber dann haben die Tabletten ihr Übriges getan.«
    »Dann ist sie ja jetzt nicht mehr unglücklich verheiratet.«
    »Doch. Ihr Mann hat Depressionen bekommen, weil er nicht mehr kann.
Manche definieren sich ja stark über ihre Manneskraft. Ist deswegen richtig
krankgeschrieben, geht nicht zur Arbeit, sitzt nur noch zu Hause rum und
bemitleidet sich. Deshalb wird auch das Geld knapp und sie sucht eine neue
Arbeitsstelle.«
    »Hm.« Da hatte sie es vielleicht nicht leicht. Zugegeben. Aber
trotzdem sollte sie die Finger von meinem Mann lassen!
    Gerade als ich an ihn dachte, kam er zur Tür hinein. »Ist der Kaffee
schon fertig? Wir warten alle.«
    »Ja, klar. Wir kommen.« Isabell antwortete an meiner Stelle. Ich war
bei seinem Anblick erstarrt und funkelte ihn böse an. Er registrierte das aber
gar nicht, lächelte sein strahlendes Gastgeberlächeln, schnappte sich eine
Wasserflasche und war wieder draußen.
    »Reiß dich zusammen!«, ermahnte mich Isabell.
    »Ja, ja«, maulte ich. Dann nahm ich das Tablett mit den Tassen und
wir gingen hinaus zu den anderen.
    Alle schienen sich prächtig zu amüsieren. Heidemarie flirtete mit
Bernhard. Hatte er die Darlegung ihrer Nazigesinnung gar nicht mitbekommen?
Wahrscheinlich nicht. Denn dann wäre sie ihm mit Sicherheit nicht mehr so
sympathisch, wie sie es jetzt offensichtlich war. Meine drei Mädels ratschten
über Jungs, soweit ich das gehört hatte. Wobei sich Vicky bei dem Thema eher zu
langweilen schien. In ihrem Alter war das andere Geschlecht noch uninteressant.
Martin unterhielt sich schon des Längeren sehr angeregt mit Marion. Ja, ja. Und
ich sollte ruhig bleiben? Das kostete mich eine Menge Anstrengung. Ich saß,
beobachtete und grübelte. Heute Abend musste eine Klärung her! Länger hielt ich
das nicht aus.
    Dreiundzwanzig Uhr fünfundzwanzig
    Um halb zwölf war allgemeiner Aufbruch. Als sich Marion von mir
verabschieden wollte, nahm ich sie ein Stück beiseite und sagte: »Könntest du
bitte noch zehn Minuten bleiben? Ich möchte dich etwas über meine Eltern
fragen. Das will ich nicht im Heim machen.«
    Sie schaute mich zwar ein wenig misstrauisch an, stimmte jedoch nach
anfänglichem Zögern zu.
    Als alle anderen draußen waren, schickte ich meine Kinder ins Bett
und bedeutete Martin, sich zu uns zu setzen. Er wollte erst nicht, wollte sich
um den Grill kümmern, aufräumen. Aber ich blieb hartnäckig. Wenn ich richtig
kombiniert hatte, würde das jetzt der Höhepunkt des Abends. Ich wollte ihm die
Augen öffnen, mit was für einer Frau er sich da eingelassen hatte.
    »Marion, das mit meinen Eltern war nur ein Vorwand. Eigentlich will
ich mit dir über Béla Szabó sprechen.«
    Sie war perplex. Aber langsam ließ sich an ihrem Gesicht die
aufsteigende Erkenntnis über das Thema dieses Gesprächs ablesen. Sie wollte
aufstehen. Ich hielt sie am Arm zurück.
    »Nein, das wird jetzt ausgeredet!« Ich konnte sehr bestimmend sein,
schließlich hatte ich vier Kinder und einen Hund erzogen. »Kann es sein, dass
du Herrn Szabó Tabletten gegeben hast, die ihm gar nicht verordnet wurden?« Mit
der Tür ins Haus zu fallen, war eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften.
    Martin schaute verwundert von mir zu ihr. Der konnte jetzt was
erleben!
    »Wieso sollte ich?«
    Ich blickte in ihr trotziges Gesicht. »Weil er sexuelle Handlungen
von Elvira wollte.«
    »Was?« Das war mein Mann. Ich beachtete ihn nicht.
    Marion schwieg. Sie blickte zu Martin. Nein, du bleibst mit deiner
Aufmerksamkeit schön bei mir! Also klopfte ich mit den Fingern auf den Tisch und
fuhr fort: »Sie hat es dir erzählt. Und du magst keine übermäßigen sexuellen
Aktivitäten bei Männern.«
    Sie riss die Augen auf.
    »Ich übrigens auch nicht.« Ein Seitenblick von mir zu meinem
Ehemann. »Ich gehe allerdings nicht so weit, jemandem Tabletten zu geben, die
er gar nicht braucht, nur um mit den Nebenwirkungen seine Potenz lahmzulegen.«
    »Aber ich musste etwas tun!«, platzte es aus Marion heraus. Empört
richtete sie sich kerzengerade auf. »Ich konnte ja nicht tatenlos zusehen, wie
der alte Sexprotz unsere Pflegerinnen angeht. Mir hat er auch einmal in den
Hintern gekniffen!« Sie fuhr sich mit ihren Händen

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