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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie brachte es hinter sich.
    Â»Gibt es irgendetwas Neues?«, fragte sie, als sie zurück ins
Wohnzimmer kam und ihnen die Tassen reichte. Beide nahmen sie im Stehen
entgegen, und das auf eine Art, die Conny sofort begreifen ließ, dass sie es
sich sparen konnte, ihnen einen Platz anzubieten.
    Â»Haben Sie heute schon Zeitung gelesen?«, erwiderte Eichholz, ohne
ihre Frage zu beantworten. Anscheinend erwartete er darauf keine Antwort, denn
er griff mit der freien Hand in die Jacke und zog eine zusammengefaltete
Zeitung heraus, die er ihr reichte. Trausch sah weg.
    Conny blickte die beiden noch eine geschlagene Sekunde lang fast
ratlos an, bevor sie die Zeitung auseinanderfaltete und dann mindestenszehn Sekunden lang auf die Schlagzeile starrte.
    Â 
    Ist der Vampir wiederauferstanden?
    Â 
    Â»Oh«, murmelte sie schließlich.
    Â»Wir müssen uns ähnlicher sein, als ich geglaubt habe, Kollegin
Feisst«, sagte Eichholz. »Das ist wortwörtlich dasselbe, was ich zuerst gedacht
habe. Aber danach ist mir doch noch das eine oder andere dazu eingefallen. Sie
wissen nicht zufällig, wie die Presse an diese Informationen gekommen ist?«
    Von allen Antworten, die Conny auf der Zunge lagen, wählte sie die
Klügste: nämlich keine.
    Â»Es war doch nur eine Frage der Zeit«, sagte Trausch, »bis
irgendjemand redet. Eigentlich hätte ich schon viel eher damit gerechnet.« Er
sah sie auch bei diesen Worten nicht an, sondern zuckte nur andeutungsweise mit
den Achseln und hob seine Tasse. Conny entging keineswegs, dass er nicht
wirklich trank, sondern nur so tat. Sie verspürte ein flüchtiges Gefühl von
Wärme, als ihr erst mit einer Verzögerung von einer oder zwei Sekunden klar
wurde, dass er sie in Schutz zu nehmen versuchte. Aber ihr war ebenso bewusst,
dass es bei diesem Versuch bleiben musste. Eichholz sagte gar nichts dazu,
sondern forderte sie nur mit einer stummen Kopfbewegung auf, den Artikel zu
lesen, spürte jedoch, wie er innerlich brodelte. Sie hatte nichts mit diesen
Artikel zu tun, und er würde nicht dumm genug sein, ihr etwas anhängen zu
wollen, was er niemals beweisen konnte, aber natürlich war er trotzdem Wasser
auf seine Mühlen.
    Sie brauchte nicht lange, um den Dreispalter zu überfliegen. Es
stand nichts darin, was sie nicht bereits gewusst hätte – aber
erschreckenderweise fehlte auch nichts. Der Artikel war so reißerisch
aufgemacht, wie sie es in dieser speziellen Zeitung erwartet hatte, hielt sich
im Großen und Ganzen jedoch an die Fakten, die dem Verfasser offensichtlich bis
ins kleinste Detail bekannt waren … bis hin zu der Frage, ob Aisler vielleicht
tatsächlich einen Komplizen gehabt oder möglicherweise wirklich ein Vampir
gewesen war, der klammheimlich aus seinem Kühlfach geklettert war, weil man vergessen
hatte, ihm einen Holzpflock ins Herz zu rammen.
    Â»Ich nehme an, irgendjemand aus dem IfR hat sich ein kleines
Taschengeld verdient«, sagte sie schließlich. Sie faltete die Zeitung zusammen
und hielt sie Eichholz hin. »Vielleicht sollten sie Ihre Praktikanten dort
besser bezahlen.«
    Eichholz verzog weder eine Miene, noch rührte er auch nur einen
Finger, um nach der Zeitung zu greifen. »Behalten Sie sie. Ich habe noch mehr
davon.«
    Â»Ich habe nichts damit zu tun«, sagte sie noch einmal.
    Â»Das habe ich auch nicht ernsthaft angenommen«, erwiderte Eichholz.
»Aber ich fürchte, wir sind nicht nur deshalb gekommen.« Einen halben Atemzug
lang wartete er vergeblich darauf, dass sie ihn fragte, warum sonst, dann
zuckte auch er mit den Schultern, nahm einen großen Schluck Kaffee und hatte
plötzlich doch sichtbare Mühe, seine Gesichtszüge nicht vollkommen entgleisen
zu lassen. Trausch drehte sich unauffällig ein Stück zur Seite und senkte den
Kopf, damit er sein schadenfrohes Grinsen nicht sah.
    Â»Es ist wegen gestern Abend«, vermutete Conny. Eigentlich sollte sie
zornig werden, aber sie verspürte im Gegenteil beinahe so etwas wie eine
absurde Erleichterung, dass Eichholz sich doch selbst treu blieb und gleich mit
der Tür ins Haus fiel. Immerhin konnte man sich auf ihn verlassen. Sie ging an
ihm vorbei und setzte sich auf die Armlehne der Couch.
    Â»Ja«, antwortete Eichholz. »Auch.«
    Â»Auch?« Sie versuchte, Trausch einen ebenso verstohlenen wie
fragenden Blick zuzuwerfen, aber er wich ihr immer noch aus. Er fühlte

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