Unheil
sich
sichtlich in jeder Sekunde unwohler; sowohl in seiner Haut als auch in dieser
Situation, und ganz nebenbei sah er nicht so aus, als hätte er in der
vergangenen Nacht nennenswert geschlafen.
»Ich will gleich zur Sache kommen, Frau Kollegin«, sagte Eichholz;
was vollkommen überflüssig war. Er fiel nicht nur prinzipiell dauernd mit der
Tür ins Haus, Conny vermutete, dass er diesen Begriff erfunden hatte. »Wir
haben den Park und den Kinderspielplatz heute Morgen noch einmal nach Spuren
ihres geheimnisvollen Besuchers abgesucht, aber keine gefunden. Sie bleiben
also dabei, dass Sie tatsächlich mit ihm gesprochen haben?«
»Natürlich nicht«, antwortete sie patzig. »Mir war nur ein bisschen
langweilig. Ich wollte die Kollegen wiedersehen, das ist alles. Oder warum
glauben Sie, habe ich diesen ganzen Zirkus veranstaltet?«
Trausch sah entsetzt aus, und auch Conny selbst fragte sich, welcher
Teufel sie eigentlich ritt, so zu antworten. Aber zugleich hatte sie auch das
sehr sichere Gefühl, dass es ohnehin keine Rolle spielte, was sie sagte und in
welchem Ton. Eichholz blieb auch vollkommen unbeeindruckt. Seine einzige
Reaktion bestand aus einem kaum merklichen Hochziehen der Augenbrauen ⦠und
daraus, einen weiteren Schluck Kaffee zu trinken.
»Ich weià nicht, warum Sie diesen Zirkus veranstaltet haben, wie Sie es nennen, Frau Feisst«, antwortete er ruhig. »Aber ich weiÃ,
dass wir nicht die geringste Spur gefunden haben, die auch nur darauf
hindeutet, das auÃer Ihnen gestern Abend noch jemand dort unten gewesen sein
könnte.«
»AuÃer mir und einem Dutzend Kollegen«, sagte sie spöttisch. »Welche
Spuren glauben Sie denn dort unten noch zu finden, nachdem sie alles platt
getrampelt haben?«
Eichholz überging die Bemerkung. »Ein halbes Dutzend Kollegen hat
Sie keine Sekunde aus den Augen gelassen«, fuhr er fort. »EinschlieÃlich
Kommissar Trausch. Niemand hat irgendetwas gesehen.«
»Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte sie, so ruhig sie konnte.
Gleichzeitig wandte sie sich jetzt ganz unverhohlen Hilfe suchend an Trausch.
»Sie haben es doch auch gehört!«
Trausch seufzte traurig und stellte seine Tasse auf den Tisch. »Ich
habe mir die Aufnahme angehört. Dreimal. Die einzige Stimme, die darauf zu
hören ist, ist Ihre eigene. Sie sagen, dieser ⦠Vlad hätte Sie angerufen? Auf
dem Telefon, das ich Ihnen gegeben habe?«
»Ja«, antwortete Conny.
»Woher sollte er die Nummer haben?«, hakte Eichholz nach.
»AuÃer von mir, meinen Sie?«, wollte Conny wissen. »Ich weià es
nicht. Ich kenne die Nummer selbst nicht. Finden Sie es heraus. Sie haben den
Apparat mitgenommen.«
»Ja, das haben wir«, bestätigte Eichholz. »Wir haben ihn uns genau
angesehen und auch mit dem Netzbetreiber gesprochen. Es ist ganz und gar
ausgeschlossen, dass er Sie auf diesem Handy angerufen hat.«
»Wieso?«
»Weil seit drei Tagen niemand diese Nummer angerufen hat«, sagte
Trausch. Er klang traurig. »Und es wurde auch nicht mit diesem Gerät
telefoniert.«
»Das ⦠das ist doch Unsinn!«, murmelte Conny. »Das ist â¦Â«
»Es ist wahr«, unterbrach sie Trausch, noch immer im gleichen,
mitfühlenden Ton, der sie allmählich zur Raserei brachte. »Ich habe es selbst
nachgeprüft.«
Conny schwieg eine ganze Weile, in der sie einfach nur dasaà und ins
Leere starrte. Sie hätte nicht einmal sagen können, was sie in dieser Zeit
gedacht hatte. Vielleicht nichts. Sie fühlte sich, als hätte sie einen Schlag
in den Magen bekommen.
»Dann muss ich wohl doch verrückt sein und mir das alles nur
eingebildet haben, wie?«, fragte sie bitter. Trausch setzte zu einer Antwort
an, aber Eichholz kam ihm zuvor.
»Ich weià nicht, ob Sie verrückt sind oder sich nur wichtig
machenwollen oder einen anderen Grund für diese Farce haben«, sagte er. »Ich
weià allerhöchstens, dass ich mich sehr über Sie wundern muss. Haben Sie
wirklich geglaubt, damit durchzukommen? Sie wissen doch, wie wir arbeiten.«
»Einen anderen Grund?«, wiederholte Conny. »Und welcher sollte das
sein?«
»Sagen Sie es mir«, erwiderte Eichholz.
Eine Woge plötzlicher, heiÃer Wut explodierte in Conny und
verschwand wieder, bevor sie irgendetwas sagen konnte, was sie spätestens in
der Sekunde darauf bedauern
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