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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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darauf … doch
das hilft uns leider nicht weiter.« Er schüttelte frustriert den Kopf und
schien in Gedanken abzuschweifen, riss sich dann jedoch wieder zusammen und zog
noch einmal dieselbe Schublade auf, aus der er das Polaroid genommen hatte.
»Wir haben ein paar Dutzend Gesichter, und dabei ein paar, zu denen uns noch
die passenden Namen fehlen, aber ich glaube nicht, dass uns das wirklich
weiterhilft. Hier.«
    Er reichte ihr einen Packen unscharfer Schwarz-Weiß-Fotos, die
offensichtlich aus einem billigen Drucker stammten, und sie begann sie eher
nachlässig durchzublättern. Es war so, wie er gesagt hatte: ein Dutzend
Gesichter, die ihr allesamt nichts sagten … bis auf …
    Conny blätterte noch einmal zurück, nahm eines der Bilder aus dem
Stapel und betrachtete es eingehender. Es zeigte einen jungen Mann, der einen
weißen Kittel und schulterlanges, ungepflegtes schwarzes Haar trug und offenbar
in diesem Moment genau in die Kamera gesehen hatte. Die schlechte Qualität
machte es trotzdem schwer, sein Gesicht wirklich zu erkennen, aber es war
niemand, den sie kannte. Und trotzdem …
    Â»Klingelt etwas?«, fragte Trausch.
    Conny antwortete nicht gleich, sondern betrachtete das Foto noch
einige Augenblicke lang nachdenklich, ehe sie es ihm zurückgab. »Wer ist das?«
    Trausch drehte das Bild um und studierte mit zusammengezogenen
Brauen den handgeschriebenen Text auf der Rückseite; eine Idee, auf die sie
eigentlich auch hätte kommen können, wie sie sich verärgert eingestand. Nach
zwei oder drei Sekunden hob er jedoch nur die Schultern und gab ihr den
Ausdruck zurück. Conny drehte ihn um und stellte fest, dass die Rückseite leer
war, bis auf ein hastig mit Bleistift gekritzeltes Fragezeichen.
    Â»Was bedeutet das?«       
    Â»Dass wir noch nicht genau wissen, wer das ist.« Trausch deutete ein
weiteres, jetzt aber eher resignierendes Stirnrunzeln an. »Wir sind dabei,
alles zu überprüfen, aber es sind eine Menge Gesichter. Habe ich Ihnen schon
gesagt, dass es dort zugeht wie in einem Taubenschlag?«
    Conny drehte das Bild wieder um und betrachtete es noch einmal.
    Dann glaubte sie regelrecht zu hören, wie etwas deutlich klick! hinter ihrer Stirn machte. »Der Junge aus dem
Lokal«, stellte sie fest. Trausch sah sie nur fragend und vollkommen
verständnislos an, aber Conny war plötzlich vollkommen sicher. »Das Lokal, in
das Sie mich eingeladen haben, erinnern Sie sich? Der Raucherclub.«
    Â»Was ist damit?«, fragte Trausch.
    Â»Ich habe ihn dort gesehen. Er saß am Nebentisch.«
    Trausch nahm ihr das Bild aus den Händen und betrachtete es
abermals, und jetzt sehr viel aufmerksamer. Dann zuckte er nur erneut mit den
Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern. Sie glauben, er wäre dort gewesen?«
    Â»Er saß hinter Ihnen«, antwortete Conny. »Wahrscheinlich haben Sie
ihn gar nicht gesehen, und er trug auch andere Kleidung. Lederjacke und
Stachelhalsband.«
    Â»So wie der Kerl heute Morgen? Sie meinen also, es war derselbe?«
    Â»Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Er war geschminkt, und es war
dunkel … und eigentlich glaube ich es auch nicht. Aber bei ihm bin ich mir
vollkommen sicher.« Sie tippte demonstrativ mit dem Zeigefinger auf das Foto,
wie um es aufzuspießen. »Er war dort. Und er hat uns beobachtet.« Eigentlich mich, verbesserte sie sich in Gedanken, hütete sich
zugleich aber auch, es laut zu tun. Ihre Worte hörten sich auch so schon
paranoid genug an, sogar in ihren eigenen Ohren.
    Â»Es gibt nicht mehr unbedingt viele Raucherlokale in der Stadt«, gab
Trausch zu bedenken. »Und Sie haben es selber gesagt: Irgendwie sehen diese
Burschen doch alle gleich aus.« Er hob jedoch zugleich auch beruhigend die
Hand, als Conny auffahren wollte. »Aber ich lasse das überprüfen. Sofort, keine
Sorge.«
    Â»Was lassen Sie überprüfen?« Die Tür ging auf, und Eichholz kam
herein. Offensichtlich hatte er zumindest Trauschs letzte Worte draußen auf dem
Flur gehört.
    Â»Möglicherweise haben wir eine Spur.« Trausch stand auf und reichte
ihm den Computerausdruck. »Kollegin Feisst glaubt, diesen Mann schon einmal
gesehen zu haben.«
    Â»Dann sollten wir dem nachgehen«, sagte Eichholz beinahe automatisch
und noch bevor er das Bild entgegengenommen und auch nur einen einzigen

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