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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rücken zuwandte, handelte es
sich auch bei ihm nicht um den Vampir. Was zum Teufel ging hier vor? Hatte
dieser Verrückte eine ganze Armee um sich geschart?
    Â»Bitte!«, wimmerte das Mädchen. »Wir … wir haben doch gar nichts …«
    Der Junge, der vor Tess kniete, ließ das Messer fallen und schlug
ihr blitzartig und so hart mit dem Handrücken ins Gesicht, dass ihr Kopf in den
Nacken flog und sie zu schluchzen begann, und Conny war mit einem einzigen
Schritt durch die Tür und mit einem zweiten hinter dem Burschen, genau in dem
Augenblick, in dem er erschrocken herumfuhr und aufzuspringen versuchte.
    Es war tatsächlich nicht Aisler. Es war nicht einmal ein junger
Mann, sondern ein Kind , höchstens dreizehn oder
vierzehn Jahre alt; was Conny aber nicht daran hinderte, ihm einen so kräftigen
Tritt mitten ins Gesicht zu versetzen, dass er mit haltlos rudernden Armen nach
hinten flog und wuchtig genug gegen seinen Kumpan prallte, um auch ihn noch
halbwegs von den Füßen zu reißen.
    Er tat ihr nicht den Gefallen, endgültig zu stürzen und sich
vielleicht freundlicherweise dabei auch gleich noch den Schädel einzuschlagen,
sondern fing seinen Sturz mit einer blitzartigen Bewegung ab und ging praktisch
im gleichen Sekundenbruchteil seinerseits auf sie los.
    Conny wich seinem ersten, wütenden Schwinger mit mehr Glück als
Verstand aus, sprang zur Seite und versuchte ihn über ihr vorgestrecktes Bein
stolpern zu lassen. Es gelang, aber der Zusammenprall war so heftig, dass sie
ebenfalls strauchelte und gegen Mirjam fiel. Das Mädchen schrie vor Schmerz,
als die dünnen Drähte, mit denen ihre Handgelenk an das Stahlseil gefesselt
waren, mit grausamer Kraft in ihr Fleisch schnitten, und plötzlich war ihr
warmes Blut nicht nur auf ihren eigenen Armen, sondern auch auf Connys wild
nach festem Halt tastenden Fingern. Sie ergriff das Stahlseil trotzdem fester,
stemmte sich selbst in die Vertikale zurück und sah sich hastig nach ihren
beiden jugendlichen Gegnern um. Der Bursche, der sie angegriffen hatte, war auf
die Knie gefallen und stemmte sich benommen wieder in die Höhe, und auch der
andere war keineswegs außer Gefecht gesetzt, sondern wirkte viel mehr verwirrt
und maßlos überrascht als wirklich angeschlagen. Blut lief aus seiner Nase, und
auch seine Unterlippe war aufgeplatzt und blutete. Conny korrigierte ihre
Schätzung, was sein Alter anging, noch einmal um ein Jahr nach unten. Trotzdem
beging sie keinen Sekundenbruchteil lang den Fehler, ihn und seinen Begleiter
zu unterschätzen. Die beiden mochten noch halbe Kinder sein, aber sie hatte
erst vor ein paar Stunden am eigenen Leib gespürt, wozu diese Kinder fähig waren.
    Â»Hört sofort auf!«, sagte sie scharf »Ich will euch nicht wehtun,
aber das hier hat jetzt ein Ende!«
    Natürlich antwortete keiner der beiden, und Conny fragte sich ganz
instinktiv, ob sich ihre Worte in den Ohren der beiden Jungen wohl genauso
lächerlich anhörten wie in ihren eigenen. Wahrscheinlich. Selbst der Junge, den
sie als Ersten niedergeschlagen hatte, war ein gutes Stück größer als sie und
vermutlich doppelt so stark; und er hatte ganz bestimmt nicht die leisesten
Hemmungen, diese überlegene Kraft auch einzusetzen.
    Irgendetwas in ihr übernahm die Kontrolle, und Conny erinnerte sich
endlich daran, nicht mit leeren Händen gekommen zu sein. Als der Junge zum
zweiten Mal heranstürmte, rammte sie ihm die Eisenstange mit solcher Wucht in
den Leib, dass er mit einem fast komisch klingenden Pfeifen auf die Knie fiel,
sich krümmte und dann verzweifelt nach Atem ringend aufs Gesicht fiel. Aus der
gleichen Bewegung heraus fuhr sie herum, packte den zweiten mit der freien Hand
am Kragen und stieß ihn mit solcher Wucht gegen die Wand, dass sein Hinterkopf
gegen den schmutzigen Beton prallte und er halb bewusstlos zusammenbrach, wobei
er nicht nur den Gettoblaster herunterriss, der mit einem letzten,
protestierenden Kreischen den Dienst quittierte, sondern auch ein halbes
Dutzend Kerzen.
    Nicht genug!
    Etwas in ihr schrie in schierem Blutdurst auf, und ihre rechte Hand
schloss sich völlig ohne ihr Zutun so fest um die Eisenstange, dass es wehtat.
Sie wollte den Tod dieses Jungen. Sie wollte die Stange nehmen und sie mit
aller Gewalt auf seinen Schädel niedersausen lassen, bis er aufplatzte wie eine
überreife Tomate und sein Gehirn in alle Richtungen

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