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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kürzesten Zeit.«
    Â»Und was habe ich damit zu tun?«
    Â»Nicht besonders viel … abgesehen davon, dass er Ihre Handtasche
hatte. Mit Ihrem Dienstausweis.« Er ließ ein Geräusch hören, das wie eine
Mischung aus einem Seufzen und einem leisen Lachen klang. »Finden Sie sich
damit ab. Sie sind berühmt. Wenigstens heute. Die Medien nennen Sie schon die
Lara Croft vom Rhein.«
    Â»Ich dachte, das wäre Eichholz’ Spruch«, sagte Conny.
    Â»Und was glauben Sie, woher er ihn hat?« Trausch machte eine
fragende Geste. »Hotel oder nach Hause?«
    Â»Was zum Teufel soll ich in einem Hotel?«, fragte Conny.
    Â»Zum Beispiel Eichholz ärgern.« Trausch klang vollkommen ernst. »Er
hat gesagt, dass er die Rechnung übernimmt. Ich an Ihrer Stelle würde in ein
Fünfsternehotel gehen. Eichholz trifft der Schlag, wenn er die Rechnung
abzeichnen muss.«
    Der Gedanke gefiel ihr, aber nur kurz. »Und zum anderen Beispiel?«
    Â»Eine halbe Million Journalisten, die Ihre Wohnung belagern?«,
schlug Trausch vor.
    Das war tatsächlich ein Argument, über das sich nachzudenken lohnte.
Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Nach Hause.«
    Sie hatte mit vehementem Widerspruch gerechnet, doch Trausch seufzte
nur und bog an der nächsten Ampel links und damit in die richtige Richtung ab.
Conny konnte sich nicht erinnern, ihm jemals ihre Adresse genannt zu haben.
    Eine Zeit lang fuhren sie schweigend durch die fast verlassenen
Straße der schlafenden Stadt. Trausch sah ein paarmal in den Rückspiegel,
schien jedoch nichts Beunruhigendes zu entdecken. Er bog ein paarmal vermeintlich
wahllos ab, behielt aber die allgemeine Richtung bei. Er wusste, wo sie wohnte.
Warum war sie eigentlich erstaunt?
    Â»Nervös?«, fragte Trausch plötzlich.
    Conny wusste ziemlich genau, was er meinte. Trotzdem drehte sie sich
demonstrativ im Sitz um und sah noch demonstrativer aus dem Heckfenster.
    Â»Nicht wegen denen.« Trauschs Tonfall war leicht genervt, und Conny
gestand sich selbst ein, dass dieses Spielchen vielleicht doch zu albern
gewesen war. »Der HIV -Test.«
    Â»Sollte ich?«, fragte Conny.
    Â»Drei Tage sind eine lange Zeit«, sagte Trausch. »Ich an Ihrer
Stelle würde mir allerdings keine allzu großen Sorgen machen. Die statistische
Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden infiziert war, ist nicht besonders
groß.«
    Was für ein Trost, dachte Conny bitter. Aber Trausch täuschte sich.
Eichholz’ Worte vorhin im Präsidium hatten sie schockiert, bevor sie alle
Implikationen, die sich daraus ergaben, hastig verscheucht hatte. Ein billiger
Trick, der jedoch funktioniert hatte und sogar jetzt noch funktionierte.
    Â»Ja, wahrscheinlich nicht«, sagte sie säuerlich. »Aber ehrlich
gesagt bin ich viel zu müde, um darüber nachzudenken.« Sie zerbrach sich im
Gegenteil angestrengt den Kopf über ein anderes Thema, über das sie reden
konnten, und fragte schließlich beinahe wahllos: »Wir kriegen ihn, oder?«
    Â»Natürlich!«, antwortete Trausch überzeugt, hob die Schulter und
fügte etwas leiser hinzu: »Jetzt.«
    Â»Jetzt – oder irgendwann?«
    Â»Vielleicht morgen oder in einer Woche oder zwei.« Trausch klang
verärgert. »Vielleicht auch erst in drei Monaten oder sechs. Aber jetzt haben
wir eine Spur, und das heißt, dass wir ihn kriegen, früher oder später.
Verdammt, was soll das? Sie wissen so gut wie ich, wie das Spiel läuft! Wir
sammeln Staubkörner ein und versuchen, ein Hunderttausend-Teile-Puzzle
zusammenzusetzen, und das ohne Vorlage, und manchmal funktioniert es sogar. Im
Grunde warten wir darauf, dass diese Ungeheuer einen Fehler machen, und jetzt hat er einen Fehler gemacht!« Er grinste humorlos. »Er hat
sich mit der Falschen angelegt.«
    Â»Im Augenblick fühle ich mich eher wie Miss Marple statt wie Lara
Croft«, gestand Conny, aber Trausch schüttelte nur noch einmal den Kopf, und
sein ohnehin nur aufgesetztes Grinsen erlosch endgültig.
    Â»Verstehen Sie endlich, dass Sie den Kerl erwischt haben«, sagte er
ernst. »Es spielt keine Rolle, ob jetzt oder in vier Wochen, verdammt! Wir
kriegen den Kerl! Wir wissen, wie er aussieht, wir wissen, welchen Wagen er
fährt, wir haben seine Fingerabdrücke und seine DNS !
Und das alles haben wir Ihnen zu verdanken! Was
wollen Sie denn noch?«
    Conny verstand diesen

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