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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nach
allerhöchstens zwei oder drei Metern schon wieder zum Stehen zu kommen. Trausch
hupte erneut, sehr viel länger jetzt, und irgendetwas schien gegen die
Karosserie des Wagens zu prallen.
    Dann war es ganz plötzlich vorbei, und sie fuhren weiter. Conny
wusste nicht, wie lange sie es noch aushalten würde, auf ihrer verletzten
Schulter zu liegen, aber sie biss tapfer (wenn auch nur im übertragenen Sinne)
die Zähne zusammen und hielt durch, bis das Motorengeräusch nach der schieren
Ewigkeit von zwei oder drei Minuten wieder ruhiger wurde und sie spürte, dass
er an Geschwindigkeit verlor.
    Â»Ich glaube, jetzt ist es sicher genug«, drang Trauschs Stimme unter
ihre Decke hervor. »Sie können rauskommen.«
    Conny tat nichts lieber als das. Hastig schlug sie die Decke zurück
und stemmte sich auf der Rückbank in die Höhe. Das Pochen ihrer Schulter hörte
augenblicklich auf.
    Â»Ich möchte ungern anhalten«, fuhr Trausch fort. »Trauen Sie sich
zu, auf den Beifahrersitz zu klettern, ohne den Ganghebel abzubrechen oder mir
ins Gesicht zu treten?«
    Â»Und wenn doch?«, fragte sie.
    Conny stemmte sich noch weiter auf der schmalen Bank hoch und warf
einen Blick durch die Heckscheibe. Sie waren vielleicht fünf- oder sechshundert
Meter vom Präsidium entfernt und wurden jetzt wieder schneller, aber sie konnte
trotzdem das gute Dutzend Automobile erkennen, das nicht nur den Haupteingang
belagerte, sondern auch die Ausfahrt der Tiefgarage.
    Â»Auf der Rückseite stehen auch noch welche«, sagte Trausch. Ihre
Bewegung war ihm nicht entgangen. »Die ganz Schlauen.«
    Â»Wer?«, fragte Conny verwirrt.
    Trausch bedachte sie über den Rückspiegel mit einem beinahe
mitleidigen Blick. »Kommen Sie, Conny, so naiv sind Sie doch nicht.«
    Â»Und wenn doch?«, fragte sie.
    Trausch verdrehte die Augen und beschleunigte den Wagen. »Wohl eher
etwas überlastet«, seufzte er. »Kommen Sie nach vorne. Ich möchte hier weg,
bevor einer von den Witzbolden da hinten auf die Idee kommt, uns nur zur
Vorsicht nachzufahren.«
    Conny kam seiner Aufforderung endlich nach, und es war nicht ganz so
schlimm, wie sie befürchtet hatte, aber doch beinahe. Sie brach zwar nicht den
Ganghebel ab, doch statt ihm ins Gesicht zu treten, rammte sie ihm wenigstens
den Ellbogen gegen den Wangenknochen. Der Wagen geriet zweimal bedrohlich ins
Schlingern, und Trausch atmete mindestens genauso erleichtert auf wie sie, als
sie sich endlich in den knarrenden Schalensitz fallen ließ und mit zitternden
Händen nach dem Sicherheitsgurt tastete.
    Â»Tut mir leid«, sagte sie.
    Trausch lächelte gequält. »Schon gut. Was so eine gestandene
Vampirjägerin ist, die darf das.«
    Conny zog es vor, diese Bemerkung zu überhören. Stattdessen drehte
sie sich im Sitz um und sah noch einmal aus dem Rückfenster, obwohl sie schon
zweimal abgebogen waren. Angesichts der späten Stunde waren die Straßen nahezu
leer. Nicht vollkommen, wenn auch beinahe. Soweit sie es beurteilen konnte,
wurden sie nicht verfolgt.
    Â»Presse?«, fragte sie. Trausch sah sie nur mitleidig an, und Conny
fügte zweifelnd hinzu: »Aber doch nicht meinetwegen!«
    Â»Was haben Sie denn gedacht?« Trausch lachte leise. »Die sind nur Ihretwegen hier, Conny. Sie sind eine Berühmtheit,
spätestens seit heute Nachmittag.« Er blickte auf die Uhr im Armaturenbrett und
verbesserte sich. »Gestern.«
    Â»Aber das ist doch Unsinn«, widersprach Conny, wenn auch mit wenig
Überzeugung in der Stimme. »Niemand weiß, dass …«
    Â»Sie Ihr eigenes Leben riskiert haben, um das lila Streifenhörnchen
zu retten?«, unterbrach sie Trausch. »Oder Sie die Einzige sind, die den Vampir
nicht nur gesehen, sondern ihn auch daran gehindert hat, ein weiteres Mädchen
abzuschlachten? Nein, natürlich nicht. Woher auch?«
    Â»Niemand weiß, wer ich bin!«, protestierte Conny.
    Â»Abgesehen von Ihrem kleinen Freund, den Sie als Aushilfspolizisten
requiriert haben«, sagte Trausch seufzend.
    Â»Tom?«
    Â»Ich glaube, das war sein Name, ja«, bestätigte Trausch nach kurzem
Überlegen. »Sein Gesicht konnte ich mir besser merken. Im Moment können Sie auf
jeden beliebigen Fernsehsender schalten und sehen ihn nach spätestens fünf
Minuten. Wenn er so weitermacht, kommt er ins Guiness Buch der Rekorde. Die meisten
Interviews in der

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