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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nickte
einfach nur, ging zum Aufzug und war nicht einmal wirklich überrascht, als er
ganz selbstverständlich den Knopf für die fünfte Etage drückte, in der ihr
Appartement lag.
    Sie fuhren schweigend nach oben, und es zeigte sich, dass Trausch
recht hatte: In dem fensterlosen kahlen Flur, an dessen anderem Ende ihr
Appartement lag, warteten gleich drei Reporter auf sie; vier, wenn sie den
Burschen mitzählte, der sich in einer Ecke gegen die Wand gelehnt hatte und den
großen Moment offensichtlich verschlief. Keiner seiner Kollegen machte sich die
Mühe, ihn zu wecken.
    Es hätte ihm auch nichts genutzt. Sie war plötzlich sehr froh, dass
Trausch darauf bestanden hatte, sie zu begleiten. Die Journalisten waren zwar
nur zu dritt, fielen aber wie eine zehnmal so große Meute über sie her. Einer
der Kerle hätte ihr fast mit einem kleinen digitalen Diktiergerät die Zähne
eingeschlagen, bevor Trausch ihn unsanft aus dem Weg stieß. Sie wurde
mindestens zwanzig oder dreißig Mal fotografiert, und die Fragen, die auf sie
herunterprasselten, versuchte sie erst gar nicht zu zählen. Sie beantwortete
keine einzige davon, sondern eilte rasch und mit gesenktem Blick weiter.
Trausch öffnete die Tür, trat unmittelbar hinter ihr ein und knallte sie einem
besonders vorwitzigen Reporter vor der Nase zu.
    Conny tastete unsicher nach dem Lichtschalter und nickte zugleich
dankbar. »Ich nehme alles zurück. Danke.«
    Â»Sie haben doch gar nichts gesagt.«
    Â»Aber gedacht.«
    Trausch lächelte flüchtig, sah sich aber zugleich aufmerksam und
unverhohlen neugierig in der winzigen Diele um und ging ungefragt weiter. Conny
war zu verdutzt, um zu reagieren, eilte ihm dann jedoch mit energischen
Schritten hinterher. »Ich glaube, ich komme jetzt allein zurecht.«
    Â»Etwas anderes habe ich auch nicht angenommen«, antwortete Trausch,
trat ans Fenster und schlug die Gardine zurück, um dahinterzusehen.
    Â»Was wird das, wenn es fertig ist?«, erkundigte sich Conny. »Sie
glauben doch nicht wirklich, dass sich irgendein rasender Reporter hinter den
Gardinen versteckt hat, oder …« Dann begriff sie.
    Â»Sie haben Angst, er wäre hier?«
    Â»Angst würde ich es nicht nennen. Aber man kann nie wissen.« Trausch
hob betont beiläufig die Schultern, lugte hinter die Couch und ging in das
winzige Bad. Conny verzichtete darauf, ihm zu folgen. Sie hörte auch so, wie er
den Wandschrank öffnete, um hineinzusehen.
    Â»Das ist lächerlich«, sagte sie, als er zurückkam. Trausch nickte
zustimmend, was ihn jedoch nicht daran hinderte, auch noch in die Küche zu
gehen. Wenigstens verzichtete er darauf, die Spülmaschine zu öffnen oder den
Mülleimer zu durchsuchen. Er antwortete erst, als er zurückkam. Er sah irgendwie … unzufrieden
aus.
    Â»Vermutlich ist es das. Aber man kann nie vorsichtig genug sein.«
    Â»Sie sind gar nicht hier, weil Eichholz Angst hat, dass ich mit der
Presse spreche«, sagte Conny in leicht vorwurfsvollem Ton. »Sie haben
tatsächlich Angst, dass dieser Mistkerl hier auftauchen könnte. Wissen Sie was?
Das ist lächerlich. Das hier ist die Wirklichkeit,
nicht Hollywood.«
    Â»Sie sind die Einzige, die den Kerl wirklich gesehen hat«, sagte
Trausch ernst.
    Â»Und Sie glauben im Ernst, er kommt hierher, um mich umzubringen?«
Sie versuchte zu lachen, doch es klang nicht überzeugend. »Wir haben die
Phantomzeichnung. Seine Fingerabdrücke und eine Beschreibung seines Wagens. Was
sollte ihm das nutzen?«
    Â»Nichts, wenn er wie ein vernünftiger Mensch denkt«, antwortete
Trausch. »Aber wenn er das tun würde, würde er nicht herumlaufen und junge
Frauen abschlachten. Der Kerl ist verrückt, Conny. Schon vergessen?« Er hob
abwehrend die Hand. »Aber jetzt machen Sie sich nicht verrückt. Ich stelle
einen Beamten ab, der das Haus im Auge behält.«
    Â»Der Einzige, der versucht, mich verrückt zu machen, sind Sie«,
grummelte sie. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Â»Im Prinzip gerne«, antwortete Trausch, »wenn ich nicht Angst hätte,
dass Sie mitten in der Bewegung einschlafen und mit dem Gesicht voran in die
Kaffeemaschine fallen.«
    Â»Sehe ich so schlimm aus?«
    Â»Schlimmer«, antwortete Trausch, lächelte aber auch schon wieder
leicht spöttisch. »Schlafen Sie sich gründlich aus, und …«
    Das

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