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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sonderbaren Fremden zu verschweigen, dafür hatte
allein ihr jugendlicher Verehrer gesorgt, den Eichholz und ihre Kollegen
garantiert stundenlang durch die Mangel gedreht hatten. Sie hatte einfach nur
gesagt, dass sie mit ihm gesprochen hatte, irgendein Fremder eben, der zwar
behauptet hatte, der Absender der sonderbaren E -Mail
gewesen zu sein, ihr im Grunde jedoch jeden Beweis dafür schuldig geblieben und
dann wieder verschwunden war, schon aus dem verständlichen Bedürfnis heraus,
sich nicht zu blamieren und Eichholz nicht noch mehr Munition zu liefern. Aber
auch noch aus einem anderen Grund heraus, der ihr selbst nicht ganz klar war.
    Sie fragte sich nur, woher er das wusste.
    Ohne dass sie etwas gegen die Bewegung tun konnte, irrte ihr Blick
schon wieder zur Tür. Ihre Hand, die die Zigarette hielt, zitterte leicht.
    Â»Du hast Angst vor mir«, stellte Vlad fest. »Aber das ist wirklich
nicht nötig. Schade. Ich dachte, du hättest inzwischen begriffen, dass ich auf
deiner Seite bin.«
    Â»Das Einzige, was ich begriffen habe, ist, dass mit Ihnen etwas
nicht ganz koscher ist«, antwortete Conny nervös. »Sie wissen, wer der Vampir
ist. Ich bin sicher, meine Kollegen würden sich gerne mit Ihnen über dieses
Thema unterhalten.«
    Â»Vermutlich. Warum rufst du sie nicht an?« Er machte eine
Kopfbewegung auf die grün-weiße Jacke, die immer noch auf dem Boden lag, wo sie
sie vorhin fallen gelassen hatte, und es dauerte eine geschlagene Sekunde, bis
Conny klar wurde, was er mit dieser Geste meinte: Das Handy, das Trausch ihr
gegeben und das sie achtlos eingesteckt hatte. Aber wie
konnte er das wissen? Sie rührte sich nicht.
    Â»Ja, das dachte ich mir«, seufzte er. »Du müsstest eine Menge
unangenehmer Fragen beantworten, wenn du deinen Vorgesetzten jetzt anrufen und
von mir erzählen würdest, nicht wahr? Ich meine: Wirklich von mir erzählen. Außerdem«, fügte er mit einem leisen Seufzen hinzu, »fürchte
ich, dass sie die Sache auch diesmal wieder versauen würden. Ich denke, ich
werde es selbst in die Hand nehmen müssen … doch das ändert natürlich nichts an
unserer Abmachung.«
    Â»Welcher Abmachung?«, fragte Conny misstrauisch.
    Â»Wir hatten einen Handel, wenn ich mich richtig erinnere«,
antwortete er. »Ich liefere dir den Vampir, und du schuldest mir dafür einen
Gefallen.« Er hob die Hand, obwohl sie noch nicht einmal dazu angesetzt hatte,
zu widersprechen. »Ich habe meinen Teil der Vereinbarung eingehalten. Es ist
nicht meine Schuld, dass er dir und deinen Kollegen entkommen ist.«
    Â»Welchen Gefallen?«, fragte Conny noch einmal. Sie sog wieder an
ihrer Zigarette. Der Rauch schmeckte schal und irgendwie faulig, aber sie sog
ihn schon beinahe trotzig so tief in die Lungen, dass ihr leicht schwindelig
wurde.
    Â»Ich werde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen«, sagte er
lächelnd. »Keine Sorge – es ist nichts Ungebührliches.«
    Â»Und Sie sind sicher, dass Ihr Name Vlad ist und nicht Doktor
Faust?«
    Â»Mephisto, wenn schon.« Er schüttelte den Kopf und verzog dann kurz
und angewidert den Mund, als sie versehentlich eine Rauchwolke in seine
Richtung blies. »Und nein, das ist nicht mein Name. Habe ich dir schon gesagt,
dass ich das für eine ausgesprochen unappetitliche Angewohnheit halte?«
    Â»Nein«, antwortete Conny. »Sie sagten widerwärtig ,
wenn ich mich richtig erinnere. Und es stimmt. Schade, dass Sie nicht Mephisto
sind. Dann würde ich Ihnen nämlich meine Seele verkaufen, um von dem Scheiß
loszukommen … oder wenigstens einen Teil davon.«
    Â»Und wie groß wäre dieser Teil?«
    Conny machte eine ärgerliche Handbewegung. »Der Vampir. Sie wissen,
wer der Kerl ist. Sagen Sie mir, wie er heißt und wo ich ihn finde. Und
zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, wie ich das meinen Kollegen
erkläre. Mir fällt schon etwas ein.«
    Â»Ja, dessen bin ich mir sicher«, seufzte er. »Aber du weißt, wie
gefährlich er ist.«
    Â»Stellen Sie sich vor, ich bin ihm schon begegnet«, sagte Conny
spöttisch. »Und noch einmal unterschätze ich ihn nicht, keine Sorge.« Davon
abgesehen hatte sie ihn nicht unterschätzt. Sie hatte
eine Entscheidung treffen müssen – er oder das Überleben des Mädchens –, und es
war die richtige gewesen. Irgendwie hatte sie allerdings

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