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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie sicher, dass Sie das tun sollten?«, fragte Theresas
Mutter.
    Â»Nein, ganz bestimmt nicht«, antwortete eine unbekannte Stimme,
bevor sie selbst es tun konnte.
    Conny sah auf und blinzelte durch einen Schleier von
Tränen zu der stämmigen Krankenschwester hin, die unversehens unter der Tür
aufgetaucht war. Ihr elektronischer Wachhund hatte gepetzt.
    Â»Was tun Sie da, wenn ich fragen darf? Sind sie verrückt geworden?«
    Â»Jedenfalls steht es so in meiner Personalakte«, antwortete Conny,
während sie die letzte Elektrode abriss und vorsichtig ganz aufstand.
Augenblicklich begann sich das ganze Krankenzimmer um sie herum zu drehen,
beruhigte sich jedoch sofort wieder, als sie tief einatmete. »Verrückt und
gewalttätig.«
    Die Schwester blinzelte zwar, ließ sich aber von diesen Worten
keineswegs beeindrucken, sondern kam mit kampfeslustig vorgerecktem Kinn auf
sie zu. »Hören Sie sofort mit diesem Unsinn auf!«, befahl sie
    Â»Schon gut.« Conny sah die Schwester so ernst an, wie sie konnte.
»Ich weiß, was ich tue.«
    Â»Ja, aber Sie wissen ganz bestimmt nicht, auf wie vielen Grabsteinen
dieser dumme Spruch steht!« Die Schwester machte Anstalten, nach Connys
Schulter zu greifen, und Conny packte ihr Gelenk mit der unverletzten Hand und
hielt es mit vielleicht etwas mehr Kraft fest, als notwendig gewesen wäre.
    Â»So weit wollen wir es doch nicht kommen lassen, oder?«, fragte sie.
    Die Schwester starrte sie eine geschlagene Sekunde lang einfach nur
fassungslos an, dann riss sie ihren Arm los und trat mit einem verächtlichen
Schnauben zurück. »Ganz wie Sie meinen.«
    Â»Das … das tut mir wirklich leid«, sagte Marianne Schneider, nachdem
die Schwester in stummer Empörung aus dem Zimmer gerauscht war.
    Â»Was?«, fragte Conny. Sie trat vorsichtig auf und erwartete
halbwegs, dass ihr Bein einfach unter ihr wegknicken und sie auf die Nase
fallen würde, und sei es nur, weil es zu der Situation passte, aber es ging. Es
tat weh, und sie würde deutlich humpeln, konnte jedoch gehen.
    Â»Dass Sie Ärger bekommen.«
    Â»Den bekomme ich nicht«, behauptete Conny. »Aber ich werde verrückt,
wenn ich noch länger hier eingesperrt bin. Schauen Sie bitte nach, ob im
Schrank so etwas wie ein Morgenrock oder Bademantel hängt?«
    Die zierliche Frau gehorchte und fand tatsächlich ein zerfleddertes
Etwas, das irgendwann einmal weiß gewesen sein mochte und vermutlich von einem
früheren Bewohner dieses Zimmers zurückgelassen worden war. Mit ihrer Hilfe
gelang es Conny, sich so hineinzuwickeln, dass es nicht allzu lächerlich
aussah, und das Zimmer zu verlassen.
    Sie kam allerdings nur wenige Schritte weit, bevor die Schwester
zurückkam und sich ihr in den Weg stellte. Sie hatte Verstärkung mitgebracht:
den grauhaarigen Arzt, der sie immer noch an Trausch erinnerte, obwohl sie
jetzt sah, dass er eigentlich keine besondere Ähnlichkeit mit ihm hatte. Er
blickte sie auch eher resigniert als wirklich zornig an, wie die Schwester wahrscheinlich
gehofft hatte. »Darf ich fragen, was genau Sie vorhaben, Frau Feisst?«, fragte
er.
    Â»Nur einen kleinen Spaziergang«, antwortete Conny. »Ich dachte, so
etwas wäre gesund.«
    Â»Und ich dachte immer, Polizisten wären vernünftige Menschen«,
seufzte der Arzt. Er schien noch mehr sagen zu wollen, betrachtete aber dann
stattdessen ihre Begleiterin mit einem kurzen, stirnrunzelnden Blick und
lächelte plötzlich sogar. »Frau Schneider. Theresa geht es schon besser, wie
ich höre?«
    Â»Sie haben sie heute Morgen aus der Intensivstation entlassen«,
bestätige die zerbrechlich wirkende Frau.
    Â»Das freut mich zu hören«, antwortete der Arzt. »Machen Sie sich
keine Sorgen. Theresa ist ein gesundes junges Mädchen. Sie wird sich bestimmt
rasch erholen.« Er wandte sich wieder an Conny und sah sie eine weitere Sekunde
lang nachdenklich an. »Sie wollen die Kleine besuchen, nehme ich an?«
    Von wollen konnte eigentlich keine Rede
sein, dachte Conny. Sie nickte trotzdem, und nach einer weiteren Sekunde tat
der Arzt dasselbe.
    Â»Also gut.« Er seufzte erneut. »Aber Sie sind in einer Viertelstunde
wieder hier. Kann ich mich darauf verlassen?«
    Conny war mindestens genauso überrascht wie die Krankenschwester,
die dem Arzt einen fast entsetzten Blick zuwarf, jedoch nicht dazu kam, auch
nur ein einziges

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