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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und Band geratener
Derwisch durch sein unterirdisches Reich und faltete jeden zusammen, der das
Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen. Conny und die beiden anderen bekamen
nicht allzu viel davon mit; sie waren wieder in Levèvres Büro zurückgekehrt,
saßen an dem großen, ungemütlichen Tisch und schwiegen sich die meiste Zeit
über an. Selbst Eichholz war ungewohnt wortkarg und wirkte auf eine schwer zu
greifende Art erschüttert, und auch Conny hatte immer mehr Mühe, ihre Gedanken
im Zaum zu halten. Sobald sie nicht achtgab, begannen sie sich auf Pfaden zu
bewegen, die sie erschreckten. Sie war beinahe dankbar, als Eichholz nach einer
kleinen Ewigkeit das immer unangenehmer werdende Schweigen brach, indem er sich
unbehaglich räusperte und dann – nicht nur zu Connys Erstaunen – in die
Jackentasche griff und eine Zigarettenpackung hervorzog. Nicht nur, dass sie
Eichholz noch niemals mit einer Zigarette gesehen hatte, in diesem Raum war
noch niemals geraucht worden; jedenfalls nicht, seit hier das letzte Mal
gestrichen worden war – was ungefähr zur Zeit der französischen Revolution der
Fall gewesen sein musste.
    Noch erstaunter war sie, als Eichholz sich eine Zigarette anzündete
und ihr dann die offene Packung hinhielt.
    Sie schüttelte ganz automatisch den Kopf. Eichholz hob die
Schultern, stand auf und ging zu Levèvres Schreibtisch, um einen Aschenbecher
zu suchen – oder irgendetwas, was er als solchen missbrauchen konnte –, und
Trausch warf ihr einen ziemlich verwunderten Blick zu.
    Â»Also gut«, sagte Eichholz, während er zurückkam und sich setzte,
eine flache Kristallschale mit einer Handvoll Gummibärchen in der Hand. Er
entsorgte sie, indem er sie kurzerhand aufzuessen begann. »Unabhängig davon,
wie diese seltsame Situation hier ausgeht, sollten wir über Ihren Freund
sprechen, Kollegin Feisst.«
    Â»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihn nicht meinen Freund nennen würden«, sagte sie steif.
    Â»Wie Sie wünschen.« Eichholz nahm einen tiefen Zug aus seiner
Zigarette, hustete ausgiebig und sog gleich wieder daran, nachdem er wieder zu
Atem gekommen war. »Dann bleiben wir bei … wie hieß er doch gleich? Vlad?«
    Conny nickte, obwohl sie sicher war, dass Eichholz es ganz genau
wusste.
    Â»Niemand heißt Vlad «, sagte Trausch
überzeugt.
    Â»Das mag sein, doch leider war er nicht so freundlich, uns seinen
richtigen Namen zu verraten«, erinnerte ihn Eichholz. »Damit bleibt uns nichts
anderes übrig, als vorerst dabei zu bleiben … ich will jetzt nicht wild
spekulieren. Gehen wir im Augenblick also davon aus, dass er … sagen wir: unser
wichtigster Zeuge ist?«
    Der letzte Satz war eine Frage, die er begleitet von einem
entsprechenden Blick an Conny richtete. Sie nickte, ebenso stumm wie
widerwillig. Eichholz musste zum Frühstück einen Sack Kreide gefressen haben,
aber sie würde den Teufel tun und auf seine vorgetäuschte Sanftmütigkeit
hereinfallen.
    Â»Ich hatte schon mit Kollegin Feisst gesprochen«, sagte Trausch.
»Wir fahren von hier aus ins Präsidium und lassen ein Phantombild anfertigen … was
immer das auch bringt.«
    Eichholz runzelte die Stirn. Conny war nicht ganz sicher, ob dieses
Stirnrunzeln Trauschs letzter Bemerkung galt oder ob er sich nicht vielmehr
fragte, wann Kollegin Feisst eigentlich mit ihm
gesprochen hatte, wo sie doch die ganze Zeit über zusammen gewesen waren.
»Wieso?«, fragte er schließlich.
    Â»Sie waren noch nie in einer solchen Diskothek«, vermutete Trausch.
»Da drinnen ist es dunkel. Schwarzlicht und Nebelmaschinen. Und der Kerl war
als Dracula-Verschnitt verkleidet und vermutlich geschminkt. Wir sollten uns
nicht zu viel von einem Phantombild erwarten, nicht einmal wenn es nach Angaben
einer so geübten Beobachterin gemacht wird. Es könnte sein, dass das, was dabei
herauskommt, eher Ähnlichkeit mit einem Marvel Comic als mit einer realen
Person hat.«
    Er warf Conny einen raschen, entschuldigenden Blick zu. Eichholz
dagegen runzelte nur die Stirn und sah sie noch nachdenklicher an. »Sie haben
ihn später noch einmal gesehen.«
    Â»Ja, das war …«, Conny suchte nach Worten und rettete sich in ein
hilfloses Achselzucken. »Ich bin nicht sicher. Ich versuche es …«
    Â»Ja?«, bohrte Eichholz nach.
    Â»Ich habe sein Gesicht nie richtig

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