Unheil
gesehen«, gestand sie. »Es war
dunkel in der Wohnung. Er wollte nicht, dass ich Licht einschalte.«
»Und das haben Sie auch nicht getan.«
»Doch, aber dann â¦Â« War er verschwunden? Nein, es wäre vielleicht nicht besonders klug, das zu
sagen. Sie hob nur die Schultern.
»Wie ist er in Ihre Wohnung gekommen?«, fragte Eichholz.
Jemand muss wohl die Tür hinter sich offen
gelassen haben , dachte Conny und unterdrückte mit Erfolg den Impuls,
Trausch anzusehen.
»Gut, auch das klären wir später«, seufzte Eichholz. Er sog wieder
an seiner Zigarette, und sein Gesicht verschwand halbwegs hinter einer
schmierigen blaugrauen Wolke. Conny fand den Anblick ⦠widerlich. »Ich frage Sie
noch einmal â und bitte: ganz inoffiziell, nur unter uns. Sie bleiben dabei,
dass es Aisler war, der aus dem Wagen gekommen ist, und nicht dieser ⦠Vlad?«
»Ja!«, antwortete Conny heftig.
Aber stimmte das auch wirklich? Ganz plötzlich war sie ⦠eben nicht
mehr ganz sicher. Natürlich wusste sie, dass sie
Aisler gesehen hatte. Sie wusste es hundertprozentig â als ob sie dieses
Gesicht jemals vergessen könnte!
Allerdings konnte sie nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob das, was
sie gesehen hatte, auch wirklich der Realität entsprochen hatte â¦
Die Tür ging auf, und Conny schickte ein StoÃgebet zum Himmel und
ein ebenso stummes wie ehrlich gemeintes Dankeschön an Levèvre, der in diesem Moment hereinkam und sie allein dadurch rettete.
Eichholz sah nicht unbedingt begeistert aus. Wahrscheinlich war seine gespielte
Freundlichkeit Teil einer präzise zurechtgelegten Strategie gewesen, in die ihm
Levèvres Erscheinen nur hineinfunkte.
»Professor«, begrüÃte er ihn kühl.
Levèvre zog eine Grimasse. »Das ist wirklich sehr mysteriös«, sagte
er, während er die Tür hinter sich zuwarf und mit raschen, stampfenden
Schritten näher kam. Er bemühte sich (mit wenig Erfolg), äuÃerlich Ruhe zu
bewahren, obwohl Conny spürte, dass er innerlich vor Wut kochte. »Angeblich
weià niemand etwas! Niemand war hier, niemand hat einen Leichnam abgeholt,
keinem ist irgendetwas aufgefallen!« Er lieà sich schwer auf einen Stuhl
fallen, der unter seinem Gewicht so hörbar ächzte, dass Conny schon fast damit
rechnete, ihn in Stücke brechen zu sehen.
»Ich habe sämtliche Mitarbeiter der Nachtschicht aus dem Bett
geklingelt!«, fuhr er aufgebracht fort. »Angeblich ist niemandem etwas
aufgefallen. Aber damit kommen sie nicht durch, das verspreche ich Ihnen!
Irgendjemand hat Mist gebaut, und ich finde heraus, wer es war, darauf können
Sie sich verlassen. So eine Schlamperei lasse ich nicht durchgehen.«
»Will sagen, Aislers Leiche ist verschwunden, und Sie wissen nicht,
wohin«, sagte Eichholz.
Levèvre tat sein Möglichstes, um Eichholz mit Blicken aufzuspieÃen.
»Ich versichere Ihnen, dass ich diesen Vorfall aufklären werde«, sagte er
eisig. »Das gesamte Stockwerk wird permanent videoüberwacht. Ich werde die
Bänder persönlich sichten und â¦Â«
»Es gibt Videobänder?«, unterbrach ihn Trausch.
»Selbstverständlich!«, antwortete Levèvre. »Es gibt eine
Ãberwachungskamera im Flur und eine zweite im Lift. Niemand kommt hier rein
oder raus, ohne dass wir es sehen.«
»Und das Treppenhaus?«, fragte Trausch.
»Keine Chance«, sagte Levèvre. »Es gibt nur zwei Schlüssel. Einen
habe ich und den anderen die Betriebsfeuerwehr. Unter Verschluss.«
»Dann müssen wir auf diesen Videobändern sehen, wer Aislers Leichnam
abgeholt hat«, sagte Eichholz. »Und wann. Können wir sie sehen?«
»Selbstverständlich«, antwortete Levèvre, »sobald ich â¦Â«
»Jetzt«, sagte Trausch.
Levèvre blinzelte. »Jetzt gleich? Ich meine, bevor â¦Â«
»Was spricht dagegen?«, fiel ihm Trausch ins Wort. »Sie haben doch
ein Abspielgerät hier, oder?«
»Selbstverständlich«, antwortete Levèvre. »DrauÃen bei â¦Â«
»Dann besorgen Sie die Bänder«, sagte Trausch. »Von dem Zeitpunkt
ab, in dem Sie Aislers Obduktion beendet haben bis heute Morgen ⦠bitte.«
»Das sind mehr als zwölf Stunden«, gab Levèvre zu bedenken. Trausch
lächelte nur, und Levèvre starrte ihn nur noch einen weiteren Moment
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