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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war, auch
noch ihn mit hineinzuziehen.
    Â»Gut«, seufzte Eichholz. Er legte wieder die Fingerspitzen
aneinander und betrachtete eine Sekunde lang scheinbar nachdenklich seine
Hände. »Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass dieses Versäumnis ganz ohne
Folgen bleiben wird, aber das spielt im Augenblick auch keine Rolle. Im Licht
dieser neuen Erkenntnisse muss ich Ihnen jedoch diese Frage noch einmal
stellen.« Er hob den Kopf und sah sie fest an. »Der Mann, den Sie aus dem
Aufzug haben kommen sehen. Der, der aus dem Wagen gekommen ist, nachdem er die
beiden Kollegen umgebracht hat – Sie sind absolut sicher, dass es sich dabei um
Aisler gehandelt hat?«
    Â»Um wen denn sonst?«, gab Conny überrascht zurück. Dann nickte sie.
»Selbstverständlich.«
    Â»Ãœberlegen Sie genau.« Eichholz hob abwehrend die Hand, als sie
impulsiv antworten wollte. »Sie waren aufgeregt. Das Licht war nicht besonders
gut, und wahrscheinlich waren Sie in Panik, nachdem Sie den verletzten Kollegen
gefunden haben. Sie sind absolut sicher, dass es Aisler war?«
    Â»Natürlich bin ich sicher!«, antwortete Conny erregt. »Wieso in
Gottes Namen fragen Sie mich das immer wieder?«
    Â»Weil er es nicht gewesen sein kann«, antwortete Eichholz ruhig. Er
machte eine Kopfbewegung auf die Tür, wie Levèvre hinter sich geschlossen
hatte. »Aisler muss zu diesem Zeitpunkt bereits so gut wie tot gewesen sein.
Sie wollen Ihre Aussage nicht noch einmal korrigieren?«
    Conny starrte ihn feindselig an und presste die Lippen aufeinander.
Sie war nahe daran, Eichholz anzufahren, zumindest nicht immer das Wort Aussage zu benutzen, bei dem sie sich mehr denn je vorkam
wie bei einem Verhör. Dann wurde ihr klar, dass es ganz genau das war. Ein
Verhör, in dem sie ganz eindeutig auf der falschen Seite des Tisches saß.
    Â»Bedenken Sie, Frau Feisst«, fuhr Eichholz fort. »Aisler ist
zweifellos unser Mann, aber er muss ebenso zweifellos schon so gut wie tot
gewesen sein, als man ihn dort hingebracht hat.«
    Â»Was soll das heißen, als man ihn hingebracht hat ?«,
fragte Conny verwirrt.
    Â»Er kann unmöglich aus eigener Kraft dort hinuntergegangen sein«,
sagte Eichholz. »Sie haben den Professor doch gehört. Aisler ist verblutet,
aber nicht dort unten.«
    Â»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Conny.
    Â»Ein menschlicher Körper«, dozierte Eichholz, »enthält im
Durchschnitt zwischen fünf und sechs Litern Blut, und nicht einen oder
anderthalb. Wenn er dort unten verblutet wäre, dann hätte der ganze Keller eine
einzige rote Sauerei sein müssen. Aber das Blut, das wir gefunden haben, stammt
ausschließlich von Ihnen, Frau Feisst. Und … da ist noch etwas.«
    Â»Und was?«, fragte Conny scharf.
    Â»Sie haben den Professor gehört«, antwortete Eichholz umständlich.
»Der Arzt, der die erste flüchtige Obduktion vorgenommen hat, hat es nicht
bemerkt. Ein verständliches Versäumnis. Aislers Gesicht und Hals wiesen schwere
Verbrühungen auf. Ich habe es gesehen. Sie und ich hätten es wahrscheinlich gar
nicht gemerkt. Selbst ein Arzt muss schon wirklich genau hinsehen, um es zu
bemerken.«
    Â»Um was zu bemerken?«, fragte Conny
misstrauisch. Anscheinend hatte Eichholz beschlossen, sich jedes weitere Wort
einzeln aus der Nase ziehen zu lassen.
    Â»In seiner Halsschlagader befand sich ein winziger Einstich.«
    Conny starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Sie fühlte sich, als
hätte jemand unversehens einen Kübel Eiswasser über ihr ausgegossen – oder als
wäre sie plötzlich aus der Wirklichkeit heraus in eine schlechte
Horrorgeschichte hineingefallen. »Wie?«, murmelte sie.
    Â»Eine durchstochene Halsschlagader und ein Körper, dem fast das
gesamte Blut fehlt«, sagte Eichholz. »Erinnert Sie das an etwas, Frau Feisst?«
    Conny schwieg auch dazu, aber Eichholz erwartete auch gar keine
Antwort. Was er ihr gerade geschildert hatte, das war genau die Handschrift des
Vampirs, die Art, auf die Aisler die acht Mädchen getötet hatte, von denen sie
bisher wusste, und vermutlich noch eine unbekannte Anzahl weiterer.
    Trotzdem schüttelte sie den Kopf. »Das … das ist unmöglich«,
antwortete sie schließlich, leise, schleppend und erst nach einer schier
endlosen Verzögerung.
    Â»Ich fürchte, die Ergebnisse der Obduktion …«, begann

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