Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
, und zwar umso deutlicher , je mehr er sich anstrengt . Er schließt daraus , dass es nicht in seiner Macht liegt , das Tor und seinen Hüter zu erreichen , sondern dass er warten muss , bis man auf ihn zukommt .
    Während der Zeit des Wartens hat er um Erinnerungen gerungen . Sie kamen langsam und schmerzlich . Mit dem Kopf in den Händen sitzt er da und hofft auf Hilfe gegen seine Verwirrung . Und auf ein Ende des Schweigens .
    Noch einmal versucht er es . » Hallo? «
    » Ja? «
    Endlich eine Antwort auf seinen Ruf . » Können Sie mir sagen , wo ich bin? «
    » Ja .«
    Die Stimme ist leise und ihr Geschlecht schwer einzuschätzen . Er hebt den Kopf . Das Tor ist näher gekommen . Der Wächter befindet sich nur noch etwa fünf Meter entfernt .
    » Und? «
    » Du befindest dich vor dem östlichen Tor des Garten Eden .«
    Eine Weile herrscht Schweigen , während er über die Antwort nachdenkt und sie mit den Fakten in seinem Kopf vergleicht .
    » Warum? «, fragt er .
    » Weil meine Gefährten und ich mit unseren Flammenschwertern hier hinbefohlen wurden , um sicherzustellen , dass du und deinesgleichen nie mehr ins Paradies zurückkehren könnt .«
    » Ich weiß nicht , ob das die Antwort ist , die ich erwartet habe .«
    » Die wenigsten Antworten sind befriedigend . Meist liegt es daran , dass die falschen Fragen gestellt werden .«
    Er kehrt zu dem Thema zurück , das ihn beschäftigt hat . » Können Sie mir sagen , wer oder was Sie sind? «
    » Ja .«
    » Und? « Es ist mühsam , mit jemandem zu kommunizieren , der jede Frage wörtlich nimmt .
    » Ich bin dein Aufseher . Deutlicher ausgedrückt : dein Gefängniswärter . Ich stehe auf dieser Schwelle , um dich daran zu hindern , den Garten zu betreten . Und ich bin ein Engel – ein Cherub , um es genau zu formulieren .«
    » Okay , für mich geht das in Ordnung . Ich habe nicht die Absicht , in Ihren Garten einzudringen . Von Gärten habe ich genug , das reicht für ein ganzes Leben .« Er hält inne , weil er merkt , wie unangebracht der Satz ist . » Ich bin zufrieden damit , draußen zu bleiben und lange Zeit nicht durch das Tor zu gehen – vielleicht niemals .«
    » Deine Wünsche interessieren mich nicht . Wie gesagt , ich bin lediglich der Hüter dieses Ortes .«
    » Haben Sie einen Namen? «
    » Den habe ich .«
    » Wie lautet er? «, hakt er ungeduldig nach .
    » Zophiel . Ich bin der schnellste der Cherubim Gottes .« Er schlägt ein einziges Mal mit den Flügeln – eine starke Muskelarbeit – , steigt in die Luft auf und lässt sich langsam wieder nieder .
    » Möglicherweise erscheint es Ihnen lapidar , aber können Sie mir sagen , wer ich bin? « Ehe der Cherub eine seiner irritierenden Antworten geben kann , setzt er schnell hinzu : » Und falls Sie es wissen , würden Sie es mir bitte sagen? «
    » Aber gern . Dein Name ist Christopher Mark Townsend , und du warst siebenunddreißig Jahre alt , als du herkamst .«
    » Danke .«
    Das war immerhin ein Anfang . Er ist sich allerdings noch nicht im Klaren , was hier beginnt .

    »Und das ist die Finanzverwaltung oder auch Quästur«, erklärte Emma, als sie auf dem obersten Absatz einer Treppe ankamen. Sie öffnete eine Tür. Kate folgte ihr in einen großen Raum mit hoher Decke, dessen wunderschöne Proportionen durch Trennwände und das Drum und Dran eines modernen Büros verschandelt wurden.
    »Sadie«, sprach Emma eine hoch gewachsene Frau an, die an einem Schreibtisch in der Nähe der Tür saß. »Das hier ist Kate Ivory. Ich habe dir von ihr erzählt. Sie übernimmt einige der Verwaltungsaufgaben im Zusammenhang mit dem Workshop. Sie wird sicher bald durchblicken, wenn du sie ein bisschen herumführst.«
    Ich wünschte, sie setzte etwas mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten, dachte Kate, doch ehe sie sich noch beschweren konnte, warf Emma einen Blick auf die Uhr, sagte: »Du liebe Zeit, ich bin spät dran!«, lächelte flüchtig alle Anwesenden an, fügte hinzu: »Ich hätte vor fünf Minuten in Headington sein müssen«, und verschwand. Im Schweigen nach ihrem Abgang konnte man ihr vernünftiges Schuhwerk die Treppen hinunterklappern hören.
    »Sie erinnert mich immer an das Weiße Kaninchen«, sagte Sadie.
    »Den Typ mit Ohren und Schnauzbart?«, grinste Kate. »Der immer zu spät dran ist und nie die Lage unter Kontrolle hat?« Irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Endlich konnte sie unmittelbar selbst mit den Leuten Kontakt aufnehmen, ohne Emma als Vermittlerin.
    Die andere Frau

Weitere Kostenlose Bücher