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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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aber unsere Wohnung war schon ein ziemliches Chaos.
    Nachdem wir geputzt hatten, stand mein Vater neben mir und blickte sich um.
    »Ich nehme an, so ist es in Ordnung«, erklärte er zweifelnd.
    »Natürlich ist es das«, sagte ich. Ich konnte nichts Gegenteiliges erkennen.
    Als Dianne kam und mir vorgestellt wurde, erinnere ich mich, dass sie häufig lachte. Ein klingendes, fröhliches »Ich-werde-deine-neue-Mami«-Lachen. Sie hatte die Angewohnheit, etwas anzusehen, missbilligend die Nase zu rümpfen und dann zu versuchen, den Eindruck mit einem Lachen wieder auszubügeln. Ich gewöhnte mir an, es insgeheim DAS LACHEN zu nennen – mit Großbuchstaben geschrieben.
    »Man merkt deutlich, dass ihr beiden zu lang allein gewesen seid«, sagte sie, als sie das Wohnzimmer zu Gesicht bekam. Sie rümpfte die Nase, dann lachte sie. Vater lächelte nervös, und ich starrte die gewienerten Spitzen meiner schwarzen Schnürschuhe an.
    »Ihr zwei seid nicht besonders gut darin, euch selbst zu versorgen, nicht wahr?«, meinte sie, nachdem sie einen Blick in den Kühlschrank geworfen hatte. Dann lachte sie wieder, berührte die Hand meines Vaters und sah ihn an. Auf ihrem runden, milden Gesicht lag ein dümmlicher Ausdruck. »Ich denke, ihr braucht ein wenig Unterstützung.«
    Ihre Augen hellten sich beim Anblick der offenen Waschmaschine und dem bunten, feuchten Wäsche-Mischmasch darin auf. Wieder ein Naserümpfen. »Hier fehlt die Hand einer Frau.« Wieder ein Lachen.
    »Hast du nicht gelernt, dass eine übermäßig saubere Umgebung von mangelnder, elterlicher Kompetenz zeugt?«, fragte Vater. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Scherz unter Sozialarbeitern und erhob keinen Anspruch auf besondere Witzigkeit. Obwohl Vater lächelte, sah ich nicht die Art Lachfältchen, die um seine Augen erstrahlten, wenn er über meine Witze lachte. Er legte den Arm um ihre Schultern und küsste sie aufs Ohr, bis ich ihn am Jackenärmel zupfen musste, damit er aufhörte und seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwandte.
    » Und was geschah dann? «
    » Ich dachte , Sie wüssten es . Ich dachte , Sie wissen alles .«
    » Nein . Es gibt viele Dinge in der Welt , die uns unbekannt sind .« Er klingt ein wenig verärgert , als würde er nicht gern an diese Dinge erinnert .
    » Und? «, fragt Zophiel . » Wer von euch beiden hat den Kampf gewonnen? «
    » Den Kampf? Welchen Kampf? «
    » Den Kampf um die Aufmerksamkeit deines Vaters . Um seine Liebe .«
    » Ich bin müde . Den Rest erzähle ich Ihnen morgen .«
    » Morgen ist ein Prinzip , das ich nicht verstehe .«
    » Schwierig .«
    Hier war ich schon einmal, dachte Kate, als sie die Decke der Kapelle des Bartlemas betrachtete und einen Engel entdeckte, der ein rundliches Instrument spielte. Die Orgel im Hintergrund spielte etwas Sakrales von Bach. Beim letzten Mal endete es mit Tränen, erinnerte sie sich. Ich begleitete Andrew zu einem Konzert. Liam brach einen Streit vom Zaun. Liam, der Mann mit den zwei Gesichtern. Der Treulose. Kate verbot sich den Gedanken an den großen, schlanken, schönen Liam. Die Beziehung war beendet, und sie hatte sogar munkeln hören, dass er Oxford verlassen und einen Posten an einer amerikanischen Universität annehmen wolle. Sie konzentrierte sich auf die Gegenwart, auf die Trauerfeier für Christopher Mark Townsend.
    Vor einer Viertelstunde hatte es in der Finanzverwaltung eine handfeste Auseinandersetzung darüber gegeben, ob sie mitkommen dürfe.
    »Sie haben ihn doch nicht einmal gekannt!«, hatte Annette Paige sich aufgeregt, als sie Kates ansichtig wurde. Kate hatte ihr strahlend blaues Kleid unter einem langen, dunkelblauen Blazer versteckt; dazu trug sie einen tief in die Stirn gezogenen, jadegrünen Hut. Ihre glänzenden Titan-Ohrringe baumelten ihr fast bis auf die Schultern.
    »Ich habe ihn getroffen«, hatte Kate trotzig widersprochen. »Ein Mal. Wenn auch nur kurz. Aber immerhin wenige Minuten vor seinem Tod.«
    »Sie ist erst den zweiten Tag hier!«, hatte Annette den völlig uninteressierten Mitarbeitern vorgehalten.
    »Ich möchte mich gern verabschieden«, erklärte Kate und schlug in gespielter Trauer die Augen nieder. Und nachdem Annette immer noch ärgerlich prustete, fügte sie unterwürfig hinzu: »Ich setze mich auch ganz nach hinten.«
    »Sie können froh sein, wenn Sie überhaupt noch einen Platz bekommen«, sagte Sadie, die ganz in Schwarz gekleidet war – einschließlich schwarzer Strümpfe und hochhackiger, schwarzer Stiefeletten. Ihr

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