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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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irgendwelche besonderen Ereignisse gegeben hätte.«
    »Wie betrüblich für Sie«, sagte Kate ihr mitten ins erregte Gesicht.
    »Finden Sie es nicht merkwürdig?«, fragte John. Kate befand sich bereits auf dem Rückzug.
    »Warum sollte ich?«, fragte sie zurück und schlüpfte hinaus.
    Als sie jedoch die Treppe hinunter und über den Hof ging, überlegte sie angestrengt, wer das Gerücht verbreitet haben mochte, dass Chris betrunken war und auf dem Turm herumrandaliert hatte. Von einem Viertelliter Bier wird man nicht beschwipst. Sie nahm die Abkürzung durch den Dozentengarten, stellte dann aber fest, dass sie einige Minuten zu früh dran war. Da sie nicht allzu interessiert an ihrem Treffen mit Rob Grailing erscheinen wollte, setzte sie sich auf eine Holzbank und bewunderte die Aussicht, die ein begrünter Gartenweg auf eine steinerne Nymphe in dunklem Pflanzendickicht eröffnete. Neben ihr prunkte ein rosa Hibiskus. Geißblatt-Duft lag in der Luft. Es war wunderschön in diesem kleinen Park. Honor und Briony hatten vielleicht doch einige Ahnung von der Gärtnerei.
    Während Kate jedoch im flirrenden Sonnenlicht unter goldgrünem Blattwerk entspannt dasaß, drängten sich wieder düstere Gedanken in den Vordergrund. Der Notizzettel mit der geheimnisvollen Warnung kam ihr in den Sinn.

    Neugier ist der Katze Tod

    Kate wurde klar, wie bewusst sie die Augen vor der Tatsache verschlossen hatte, dass Christopher Townsends Tod kein Unfall und die kleinen Zettel nicht nur dumme Scherze waren. Die Version vom Hergang des Unfalls, die besagte, dass Chris zunächst fröhlich mit Freunden gezecht hatte und anschließend bei der Überprüfung der Besichtigungstour für die Studenten auf dem Turm ausgeglitten und über die Zinnen gestürzt war, hatte immer schon unwahrscheinlich geklungen. Ohne Alkoholeinfluss war ein solcher Absturz unmöglich. Damit allerdings bekamen die Warnungen einen bedrohlichen Charakter. Falls nämlich Christopher ermordet worden war, musste es an seiner Neugier gelegen haben. Neugier worauf? Dennoch war der Coroner zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei Chris’ Tod um einen Unfall gehandelt hatte. Kate musste unbedingt ein paar Worte mit dem Beamten des Coroners reden – und sie hatte eine bestimmte Ahnung, um wen es sich da handelte.
    Das Mittagessen bei Faith Beeton kam ihr in den Sinn. Warum hatte Faith sie zu sich nach Hause eingeladen? Kate wusste nicht mehr genau, worüber sie gesprochen hatten. Über Genre-Romane? Über Krimis? Trotz ihrer ungenauen Erinnerung an das Mittagessen war der Eindruck geblieben, dass Faith sie nach Informationen ausgehorcht hatte. Außerdem fiel ihr ein, dass Faith von dem, was sie durch Kate erfahren hatte, enttäuscht gewesen war. Gehörte Faith etwa auch zu den Menschen, die ganz anders waren, als sie auf den ersten Blick erschienen? Aber wem sollte man überhaupt noch trauen, wenn nicht einer Dozentin für englische Literatur?, überlegte sie.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Zwei Minuten zu spät. Das war akzeptabel, dachte sie, und machte sich auf den Weg zur Pförtnerloge.
    Der Weg führte sie an dichten Büschen vorbei. Das Geräusch ihrer Schritte wurde von der weichen Erde verschluckt. Plötzlich hörte sie Stimmen. Sie sah niemanden, doch die Stimmen befanden sich ganz in der Nähe. Kate spitzte die Ohren.
    »… hat keinen Sinn, sich zu beklagen. Wir brauchten jemanden, der seine Stelle übernehmen konnte. Die Mitarbeiter in der Finanzverwaltung können das nicht alles zusätzlich zu ihrer Arbeit bewältigen.«
    »Aber warum musste es eine derart gewitzte Person sein?«
    »Nun mal halblang! Diese Ivory ist keinesfalls eine Intellektuelle.«
    Aha, man sprach also über sie! Kate blieb stehen, steckte ihren Kopf halb in die Büsche und lauschte.
    »Nein, natürlich nicht. Aber sie ist der neugierigste Mensch, der mir je über den Weg gelaufen ist. Hast du gemerkt, wie aufmerksam sie jedes Gespräch verfolgt? Ich traue ihr durchaus zu, dass sie sich Notizen macht. Wahrscheinlich taucht die gesamte Belegschaft in ihrem nächsten Buch auf.«
    »Ist doch egal. Sie schreibt romantischen, pseudohistorischen Kitsch, keine Kriminalromane.«
    »Trotzdem, du solltest etwas gegen sie unternehmen. Wir dürfen sie auf keinen Fall so weitermachen lassen.«
    Die Stimmen entfernten sich, und Kate konnte nichts mehr verstehen. Leider hatte sie die beiden Sprecher auch nicht identifizieren können. Beide waren männlichen Geschlechts, so viel stand fest, jedoch

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