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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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diesem Abend unter den Zuschauern gewesen, hatten aber ziemlich sicher nichts mit der Sache zu tun. Immerhin könnte sie versuchen, herauszubekommen, wie lange sie sich schon in England aufgehalten hatten, ehe sie ins Bartlemas kamen.
    Auf jeden Fall war sie auf dem richtigen Weg, dachte sie stolz. Aber was würde man ihr antun, wenn sie wirklich fündig wurde? Wahrscheinlich würde man nicht fröhlich »Gut gemacht!« rufen, ihr ein in buntes Papier gepacktes und mit Goldbändchen verschnürtes Plüschtier schenken und sie mit einem Gasballon nach Hause schicken. Wie nah würde sie der Lösung kommen müssen – und woher sollte sie wissen, wann es so weit war –, ehe jemand sie über die Brüstung eines Turms aus dem fünfzehnten Jahrhundert warf?
    Kate dachte noch einmal nach. Sie wusste, dass Chris Townsend die Haftnotiz mit der Drohung Neugier ist der Katze Tod bekommen hatte. Aber war er auch von einem Außenborder angerempelt worden? Hatte man gedroht, ihn in Birmingham auf einen mit Kaffeetassen gedeckten Tisch zu stürzen? Oder ihn mit einem Seidenschal halb erstickt, ehe man ihm endgültig den Garaus machte? Wie oft warnten einen diese Leute vor?
    Seidenschal. Der Gedanke an den Seidenschal weckte eine Erinnerung in Kate. Wo hatte sie jemanden gesehen, der einen Seidenschal trug? Faith Beeton fiel ihr ein. Faith mit einem roten Schal, der ihren blassen Teint vorteilhaft unterstrich. Faith, im schwarzen Haar einen grünen Schal, der ihre dunklen Augen zur Geltung brachte. Allerdings hatte der Angreifer im Leicester nicht nach Faith’ teurem Parfüm gerochen. Leider konnte sich Kate nicht erinnern, ob Faith danach geduftet hatte, als sie am Abend miteinander sprachen.
    Sie sah auf die Uhr. An diesem Abend war so viel geschehen, dass sie den Eindruck hatte, es müsse längst nach Mitternacht sein, doch es war noch nicht einmal elf Uhr und damit noch früh genug, einen Freund anzurufen. Kate brauchte den Trost einer bekannten Stimme, der sie blind vertraute. Sie wählte.
    »Paul Taylor.«
    Sie versuchte »Hallo, hier ist Kate« zu sagen, brachte jedoch nur ein Krächzen zu Stande.
    »Hallo? Wer spricht?«
    Kate räusperte sich und versuchte es erneut. Dieses Mal klappte es besser.
    »Ich bin es. Kate.«
    »Alles okay? Du klingst irgendwie merkwürdig.«
    »Alles im grünen Bereich. Ich habe leichte Halsschmerzen.« Und damit hatte sie tatsächlich einmal die Wahrheit gesagt, dachte sie. Allerdings wäre Paul sicher wenig erbaut, wenn er erführe, wie sie an die Halsschmerzen gekommen war; lieber hielt sie den Mund.
    »Hättest du vielleicht Lust, morgen zum Abendessen zu mir zu kommen?«, fragte sie. »Natürlich nur, wenn du Zeit hast.«
    »Könnte klappen. Wie wäre es gegen halb acht?«
    »Klar. Prima. Toll. Ich freue mich auf dich!«
    Sie legte auf. Wahrscheinlich starrte Paul am anderen Ende immer noch verwundert seinen Hörer an. Eigentlich hatte sie nicht ganz so enthusiastisch klingen wollen, aber die Vorfreude darauf, nicht allein und einem eventuellen Angreifer ausgeliefert sein zu müssen, war mit ihr durchgegangen.
    Kate ging zum Fenster, zog den Vorhang beiseite und blickte auf die Straße hinaus. Draußen erkannte sie Harley Venn, der auf der Mauer saß und wahrscheinlich nach Dave lauschte. Sie konnte also beruhigt zu Bett gehen und darauf vertrauen, dass kein Fremder an ihm vorbei und in ihr Haus käme.
    Blieb noch das Telefon. Kate zog den Stecker aus der Buchse und ging mit dem Buch Juda , der Unberühmte zu Bett. Sie hatte das Bedürfnis nach guter, deprimierender Lektüre vor dem Einschlafen. Nachdem sie das Licht ausgeknipst hatte, glaubte sie, Schritte auf ihrem Gartenweg zu hören. Machte sich da jemand an ihrer Hintertür zu schaffen? Kate hoffte inständig, dass sie sich irrte.

KAPITEL 13
    Denn Geister können, je nach Wunsch,
    Jedes Geschlecht annehmen; Sanft und rein
    Ist die Essenz, von Gliedern und Gelenken frei,
    Nicht spröder Knochen hindert sie
    Und auch nicht läst’ges Fleisch.
    Doch welche Form sie wählen, düster oder hell
    Sie bleiben ihrem Auftrag treu und tun
    Der Feindschaft oder Liebe Werk.
    John Milton, Paradise Lost I
    W

    o waren wir in unserer Geschichte angekommen? «, fragt Zophiel . » Ich wüsste gern , was als Nächstes passiert .«
    » Ehe wir dazu kommen «, sagt Christopher , » würde ich gern etwas Dringlicheres klären . Könnten Sie sich bitte für ein Geschlecht entscheiden? «
    » Du entscheidest über das Genre , ich wähle dementsprechend mein

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