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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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erinnern. Ein schwerer Stiefel hatte auf ihrem Gesicht gelastet. Martha würde wohl kaum Stiefel an ihren winzigen, schmalen Füßen tragen – aber was war mit Curtis?
    Als Curtis und Martha in Richtung des Studentenheims davonschlenderten, wo Kate sie nach dem Feuer untergebracht hatte, hörte sie Martha flüstern: »Hoffentlich trägt sie heute Abend ein Kleid mit Vorder- und Rückenteil.« Zwar konnte sie Curtis’ Antwort nicht mehr verstehen, doch sie glaubte nicht, dass ihre Abendgarderobe bei ihm auf die gleiche Ablehnung gestoßen war wie bei Martha.
    Wie kam sie überhaupt darauf, dieses Pärchen zu verdächtigen? Welches Motiv hätten sie haben sollen? Wenn sie ihr Angst einjagen wollten, indem sie merkwürdige Drohungen auf ihrem Schreibtisch deponierten, hätten sie auch diejenige für Chris hinterlassen haben müssen. Doch warum hätten sie Chris töten sollen? Nun, dachte sie, nehmen wir einmal an, dass Martha – die immerhin eine reiche Witwe war – oder Curtis einen dicken Scheck für die Entwicklungsabteilung des Bartlemas ausgestellt hatten und dann feststellen mussten, dass das Geld unterschlagen worden war, zum Beispiel von Chris, und durchaus nicht dazu benutzt wurde, die geschmackvollen Studentenunterkünfte zu bauen, für die der Scheck gedacht war.
    Unwahrscheinlich? Schon, aber nicht unmöglich. Jedenfalls wollte sie den Gedanken nicht ganz in Vergessenheit geraten lassen. Sie musste schließlich auf der Hut sein, falls wieder einmal jemand auf die Idee kam, sie zu würgen oder in den Fluss zu werfen.

    »Schon auf dem Heimweg?«
    Es war Timothy Happle. Die Abendsonne glänzte auf seinem geölten schwarzen Haar und verstärkte das warme Rot seines Seidenhemdes.
    »Noch nicht ganz«, antwortete Kate. »Ich verbringe den Abend brav mit meinen Studenten. Wir werden gemeinsam im Speisesaal zu Abend essen und uns in intellektuellen Konversationen ergehen.«
    »Wie schaffen Sie es eigentlich, zwischendurch auch noch zu schreiben? Das muss doch ziemlich schwierig sein.« Timothy Happle schien es mit dem eigenen Abendessen nicht sonderlich eilig zu haben.
    Wieso legte der Mann eine solche Besorgnis an den Tag? Kate traute ihm nicht. »Ich befinde mich im Augenblick in der Phase zwischen zwei Büchern«, antwortete sie. »Zurzeit kann ich es mir also durchaus leisten, nach dem Heimkommen mit meiner Katze vor dem Fernseher zu kuscheln und den ganzen Abend sinnlose Sendungen anzuschauen.«
    »Lockt der Computer Sie nicht? Ich dachte immer, ihr Autoren müsstet jeden Tag ein bestimmtes Pensum schreiben.«
    »Mein Computer hat gar nicht die Chance, mich zu locken. Er ist in meinem Arbeitszimmer eingeschlossen, und ich werde ihn nicht anrühren, ehe ich nicht bereit bin für das erste Kapitel meines nächsten Buches. Inzwischen darf er die begrenzte Aussicht auf meinen Garten genießen und seine Batterien aufladen.«
    »Welch faszinierender Einblick in einen kreativen Geist«, sagte Happle. »Herzlichen Dank.« Er strich sich mit der Hand über das glatte Haar und wandte sich den Bürogebäuden des Colleges zu.

    Kate hatte das Gefühl, dass sie an diesem Abend wirklich mit den Studenten essen müsste. Am Vorabend nämlich hatte sie sich gedrückt und stattdessen für ihren Freund Paul Taylor gekocht. Der Abend war sehr zufrieden stellend verlaufen, obwohl es einen peinlichen Moment gegeben hatte, als er sie fragte, was sie unter dem Chiffonschal um ihren Hals verbarg. Kate hatte etwas von Halsweh gemurmelt und ob er sich nicht erinnere, dass sie heiser gewesen war, als sie ihn am Abend zuvor angerufen hatte? Paul jedoch hatte ihr direkt ins Gesicht geschaut und gesagt, er habe den Eindruck, dass sie etwas vor ihm verstecke, und er hoffe inständig, dass es nichts mit einem Verbrechen zu tun hätte, denn er wäre es leid, sie immer wieder aus möglicherweise lebensbedrohenden Situationen zu retten. Und ob sie es nicht allmählich an der Zeit fände, sich einen vernünftigen Job zu suchen und sesshaft zu werden?
    Kate war nicht auf die Herausforderung eingegangen, weil sie sah, dass über Fridesley bereits die Dämmerung hereinbrach. Sie konnte wirklich nicht von einem knapp zwölfjährigen Kind erwarten, die ganze Nacht wie in allen anderen Nächten vor ihrem Haus Wache zu stehen, auch wenn sie ihm angeboten hatte, am nächsten Wochenende auf Dave aufzupassen. Nur dieses eine Wochenende, klar, Harley? Kate war nämlich eingefallen – und vielleicht hatte auch Harley daran gedacht –, dass ein Hund,

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