Unheil ueber Oxford
ein Schneekönig, als sie Andrews Stimme hörte. Erstens, weil er ihr keine Drohungen ins Ohr zischte, und zweitens, weil er so wunderbar normal klang. Und glücklich obendrein.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte sie interessiert. »Du klingst viel heiterer als sonst!«
»Ach, weißt du, die Konferenz hat richtig Spaß gemacht. Eine wirklich produktive Zeit.«
Na ja, dachte Kate, Systeme für kooperatives Katalogisieren theologischer Literatur dürften kaum in der Lage sein, so viel Fröhlichkeit hervorzurufen. Es wird also eher am erfolgreichen Herumschleichen auf den Hotelfluren zwischen den einzelnen Sitzungen liegen.
»Hättest du nicht Lust, zum Essen zu kommen und mir alles zu erzählen?«, fragte sie.
»Wie wäre es, wenn wir zwei stattdessen schön auswärts essen gingen?«
Du liebe Zeit, er war wirklich guter Laune! »Eine ganz tolle Idee, Andrew. Allerdings geht es dieses Wochenende nicht. Ich spiele Babysitter.«
Andrew machte ein Geräusch, das nach tiefster Ungläubigkeit klang.
»Nein, nein, es geht nicht um ein echtes Baby!«
»Gott sei Dank. Ich wage kaum, mir vorzustellen, was du einem hilflosen Baby alles antun könntest!«
»Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich einen hochentwickelten Sinn für Mütterlichkeit besitzen könnte?«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
»Wie dem auch sei, ich beaufsichtige kein Baby, sondern einen Hund. Es ist dieses pummelige, rote Fellknäuel, das früher nebenan bei den Krötengesichtern gelebt hat.«
»Der Hund, der so schreckliche Angst vor deiner Katze hatte?«
»Genau der.«
»Klar. Ich verstehe sehr gut, dass du den armen, wehrlosen Kerl nicht sich selbst überlassen kannst. Nicht, dass er dir noch an einer Panikattacke eingeht! Gut, ich komme Montagabend vorbei und bringe eine Flasche Wein mit. Und einen sehr leckeren Single Malt Whisky aus dem Duty-Free-Shop.«
»Wären dir warme Ciabatta, kaltes Hühnchen und grüner Salat recht?«, erkundigte sich Kate.
»Vielleicht noch ein paar neue Kartöffelchen mit Zitronenmayonnaise. Ist es schon zu spät im Jahr für einen Sommer-Pudding?«
»Ich fürchte ja. Aber mir fällt sicher etwas anderes ein. Isst du immer noch so gern Schlagsahne?«
»O ja, am liebsten ganze Berge davon. Ich bin so gegen halb acht bei dir. Ach, und Kate«
»Ja?«
»Ich freue mich, dass du endlich einmal einer vernünftigen Arbeit nachgehst und dich nicht mit kriminellem Pöbel umgibst, wie sonst so oft.«
»Und wer, bitte schön, war schuld daran, dass ich mit unerfreulichem Gesindel in Kontakt kam?«
»Ich bestimmt nicht! A lundi! «
Sehr schön, dachte Kate beim Auflegen, noch ein Abend, den ich nicht allein verbringen muss. Ehe sie zu Bett ging, überprüfte sie nochmals Fenster und Türen. Sie sah auch nach Dave, aber der war völlig hinüber und schnarchte selig. Susannah begleitete Kate ins Schlafzimmer und rollte sich mit empörter Miene auf dem Bett zusammen. An diesem Abend verscheuchte Kate sie nicht. Sie war froh, Gesellschaft zu haben.
Am nächsten Morgen stand Harley zu bemerkenswert früher Stunde vor Kates Tür. Ein immer noch müder Dave ließ sich von dem Jungen durch die Straßen von Fridesley und über den Kirchhof schleppen; danach gab es Frühstück bei Kate.
»Sie sind doch früher morgens immer zum Joggen gegangen«, sagte Harley. »Machen Sie das nicht mehr?«
»Manchmal schon. Wenn der Job im Bartlemas vorbei ist, fange ich wieder an.«
»Sie könnten Dave doch dabei mitnehmen.«
»Vergiss bitte nicht, dass er nur über das Wochenende hier ist.«
»Sie würden sich sicher an ihn gewöhnen.«
»Du weißt doch, dass ich arbeiten gehe. Zum Beispiel muss ich heute Morgen ins Bartlemas.«
»Das geht schon in Ordnung. Wenn Sie nicht da sind, kümmere ich mich um ihn.«
»Gut, aber ermüde ihn nicht zu sehr. Er ist ja jetzt schon völlig erschöpft.«
Sie öffnete die Schublade ihres Küchentischs, »Hier, Harley, den solltest du an dich nehmen.« Und sie reichte ihm ihren Ersatzhaustürschlüssel. »Cola kannst du trinken, so viel du willst. Aber iss mir nicht alle weißen Magnums auf. Manchmal ist mir nach Trost zumute, und die Magnums sind dann das Einzige, was hilft.«
»Okay«, sagte Harley, und Kate wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. »Sie sollten sich einen Hund anschaffen«, fügte er hinzu.
Dank Harleys frühzeitigem Auftauchen war Kate an diesem Morgen sehr pünktlich im Büro. Das war auch gut so, denn kaum zehn Minuten nach ihrem Eintreffen
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