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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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den Instrumenten vor ihm zu. Er meldete dem
    unterirdischen Hauptquartier die gegenwärtige Position
    und berichtete von einigen Zwischenfällen, die sich ereignet
    hatten, ließ auch den Umstand nicht unerwähnt, daß der
    Nebel viel lichter erschien. Holman blickte auf seine Armbanduhr und sah, daß sie erst eine gute halbe Stunde unterwegs waren. Es kam ihm wie Stunden vor.
    Dann meldete sich im Lautsprecher eine Stimme und
    unterrichtete Mason, daß die Menschen zu Tausenden aus
    der Stadt fliehen würden. Man habe große Internierungslager errichtet, und Polizeikräfte und Armeeeinheiten aus
    dem ganzen Land hätten London mit Straßensperren und
    Stacheldraht umgeben und versuchten alle aufzuhalten,
    die das Katastrophengebiet verlassen wollten, um sie zu
    ihrem eigenen Schutz einzusperren. Es sei natürlich ein
    unmögliches Unterfangen, alle retten zu wollen, glücklicherweise aber seien die meisten Flüchtlinge von der Krankheit noch nicht betroffen und meldeten sich bereitwillig
    bei den Behörden, da sie hofften, Schutz zu finden, wenn
    der Wahnsinn sie unfähig zu vernünftigem Handeln machen würde.
    Hubschrauber über der Wolke, so hieß es weiter, berichteten, daß der Nebel am dichtesten über dem Fluß und vor
    allem im Hafengebiet unterhalb des Tower sei. Obwohl er
    sich weiter ausgebreitet habe, scheine er dünner zu sein als
    noch vor wenigen Stunden, besonders an seinen äußeren
    Rändern. Vom Hubschrauber aus könne man den Lichtschein vieler Großbrände in ganz London sehen.
    Die Stimme informierte sie weiter, daß Flugzeuge aus
    dem ganzen Land, beladen mit Kalziumchlorid, unterwegs
    nach London seien, um die Stadt mit der Chemikalie zu
    überschütten, doch werde es noch Stunden dauern, bis die
    Operation eingeleitet werden könne.
    Sie versprach, weitere Informationen durchzugeben, die
    ihnen nützen könnten, und wünschte ihnen Glück.
    Mason schaltete aus und sagte zu Holman: »Es stimmt alles. Wir sind auf dem richtigen Kurs — das Zentrum muß irgendwo bei den Docks sein.«
    Sie fuhren an der St. Paul's Cathedral vorüber und sahen
    viele Leute auf den Stufen vor dem Portal sitzen, alle mit
    ausdruckslosen Gesichtern und stumm.
    »Schalten Sie die Tonübertragung wieder ein«, sagte
    Holman.
    Mason tat es, aber auch jetzt hörten sie kein Geräusch von
    den versammelten Menschen.
    »Erinnern mich an einen Vogelschwarm«, sagte Mason.
    »Ein lautes Geräusch, und sie flattern alle zusammen auf.« Holman erinnerte sich der Tauben auf dem Trafalgar
    Square und erzählte Mason davon.
    »Gott, wie schaurig!« sagte Mason. »Fahren Sie ein bißchen schneller.«
    Holman beschleunigte das Tempo, soweit er es verantworten zu können glaubte, und das Bauwerk blieb hinter ihnen zurück.
    »Es ist auffällig, daß die Leute sich zusammenscharen«,
    bemerkte Mason.
    »Ja. Als ob sie mit dem Zusammenbruch ihrer Gehirnzellen ihre Individualität verlören und sich zusammendrängten, wie viele Pflanzenfresser es instinktiv zu ihrem besseren Schutz tun. Haben Sie bemerkt, wie sie sich an Bushaltestellen versammeln, einem natürlichen Versammlungsplatz? Zuerst dachte ich, daß sie sich in ihrem verwirrten
    Zustand anstellten, um auf ihren gewohnten Bus zu warten,
    aber jetzt wird mir klar, daß sie sich an Stellen zusammenfinden, wo Ansammlungen zu erwarten sind.«
    »Sehen Sie den da!« Mason zeigte zum Sehschlitz hinaus
    auf eine Gestalt, die plötzlich vor ihnen aus dem Nebel aufgetaucht war. Der Mann war vollständig nackt und
    schwang einen langen, gekrümmten Säbel. Er ging gegen
    das Fahrzeug vor.
    Holman wich ihm mit einem schnellen Manöver aus und
    konnte gerade noch vermeiden, den Mann zu überfahren.
    Mason wandte den Kopf, um ihn durch die rückwärtigen
    Fensterschlitze zu beobachten, aber er war wieder im Nebel
    verschwunden.
    »Anscheinend behalten ein paar Leute selbst im totalen
    Wahnsinn einen Rest Individualität«, bemerkte er.
    In der Innenstadt trafen sie weniger Menschen an, doch
    als sie ihre grauen Straßenschluchten wieder verließen, sahen sie sich einem aufsehenerregenden Schauspiel gegenüber.
    Die Straße vor ihnen war in ganzer Breite eine Masse von
    rosig weißen Körpern, ein Meer von zuckenden Körpern
    und Gliedmaßen. Bei genauerem Hinsehen erkannten sie,
    daß die Menge aus kleinen Gruppen bestand, die aber so
    dicht zusammengedrängt waren, daß sie eine feste Masse
    bildeten. Alle kopulierten mit Hingabe.
    »Meine Fresse!« sagte Mason. »Seh sich einer das an!

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