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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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den Rücken, daß sie gegen die Wand flog. Er wußte von ihrem letzten Zweikampf, daß er sie nur mit Gewalt bezwingen konnte. Sie sprang fort von der Wand, und er sah, daß die Faust, in der sie den Splitter hielt, vom scharfkantigen Glas blutete. Aber sie schien es nicht zu spüren und sprang ihn wieder an, und diesmal streifte die Spitze des Splitters seine Wange und riß die Haut auf. Aber Holman bekam ihr Handgelenk zu fassen, hielt es fest und schlug ihr zweimal die flache Hand ins Gesicht, so daß sie auf die Knie fiel. Zugleich verstärkte er den Druck auf ihr Handgelenk, bis sie vor Schmerz aufschrie und den Splitter fallenließ. Er zog sie wieder auf die Beine, drehte sie um und hielt ihr die Arme auf dem Rücken fest. Sie kreischte und trat gegen seine Schienbeine wie eine Verrückte, aber diesmal zeigte er kein Erbarmen und setzte alle Kräfte ein, um sie festzuhalten und ihre Arme nicht aus seinem eisernen Griff zu lassen.
    Barrow war aufgestanden und starrte sie verblüfft an.
    »Gott«, schnaufte er, »das Satansweib! Und ich glaubte Ihnen nicht.«
    »Schnell, suchen Sie einen Strick oder was Ähnliches, um sie zu fesseln!« rief Holman ihm zu. »Stehen Sie nicht herum!«
    Barrow ging hinaus und kam kurz darauf mit einem Stück Vorhangkordel zurück. Als sie dem Mädchen gemeinsam die Hände auf den Rücken banden, kam der Fahrer des Polizeiwagens ins Haus.
    »Krankenwagen ist unterwegs, Sir«, sagte er zu Barrow, ohne angesichts der Szene vor ihm auch nur eine Augenbraue hochzuziehen.
    »Gut. Oben liegt ein Schwerverletzter. Gehen Sie und bleiben Sie bei ihm ich fürchte, er wird es nicht mehr lange machen.« Barrow richtete sich auf und rieb sich den Nacken. »Verdammtes kleines Aas«, ächzte er. »Ich kam gerade wieder ins Haus, als ich sah, wie die Tür zum Arbeitszimmer geschlossen wurde. Wahrscheinlich wollte sie gerade aus dem Haus, und versteckte sich im Arbeitszimmer, als wir hereinkamen.«
    »Was geschah?« fragte Holman, als sie das Mädchen ins Wohnzimmer führten und auf ein langes Ledersofa setzten. Sie schien jetzt ruhig und folgsam.
    »Ich lief hinter ihr ins Arbeitszimmer, und da ich es an der nötigen Vorsicht fehlen ließ, traf sie mich. Sie muß mit diesem verdammten Spiegel in den Händen hinter der Tür gestanden und auf mich gewartet haben. Ich war halb betäubt, kann mich nur erinnern, daß ich auf allen Vieren am Boden herumkroch und versuchte, von ihr wegzukommen. Die Schlampe!«
    »Lassen Sie gefälligst diese Ausdrücke, Barrow«, fuhr Holman auf. Er hatte gute Lust, dem Mann selbst noch eine Abreibung zu geben, wenn er weiter so aggressiv war. Er kniete vor Casey nieder, nahm ihr bleiches Gesicht zwischen die Hände. Sie starrte an ihm vorbei. Ihre Augen waren weit geöffnet, schienen aber nichts zu sehen.
    »Casey, Liebling, kannst du mich hören?« fragte er in zärtlichem Ton. »Kannst du mich verstehen?«
    Ihre Augen sahen ihn kalt an. »Arschloch«, sagte sie.
    Es war, als hätte sie ihn geschlagen. Das Wort wurde mit solch eisiger Vehemenz hervorgestoßen, daß es ihn erschreckte und tief verletzte.
    »Das Mädchen kennt Sie nicht, Holman, können Sie das nicht sehen?« sagte Barrow, nicht unfreundlich.
    »Ja, das ist wahr«, sagte Holman, und seine Züge verdüsterten sich. »Ob sie mich jemals wieder erkennen wird?«
    Diesmal fuhr Holman mit Casey zum Krankenhaus. Ihr Vater wurde vom Notarztwagen ins Krankenhaus Whittington in Highgate gebracht, während sie mit dem Polizeiwagen nach Middlesex in die Klinik zurückgebracht wurde, wo sie schon einmal gewesen war. Inspektor Barrow überließ es Holman, mit dem behandelnden Arzt über das Mädchen zu sprechen, und fuhr zurück nach New Scotland Yard, um Chefinspektor Wreford seine Meldung zu machen.
    Der Gebäudekomplex glich einem Bienenhaus, und Barrow verstand, warum, als er die Neuigkeiten erfuhr. Er eilte in Wrefords Büro, der seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte und ihn in aller Eile zum Krankenhaus zurückschickte, Holman zu holen. Dieser willigte zögernd ein, ihn noch einmal zum Polizeipräsidium zu begleiten, nachdem er dem behandelnden Arzt das Versprechen abgenommen hatte, Casey unter striktester Überwachung zu halten, und ihm geraten hatte, sich mit dem Krankenhaus in Salisbury in Verbindung zu setzen, wo er behandelt worden war. Der Arzt hatte sich dazu bereit erklärt, aber mehr über Holmans Fall wissen wollen. Bei diesem Stand der Dinge war Barrow zurückgekommen und hatte ihm gesagt, er

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