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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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werde alle seine Informationen aus Salisbury beziehen müssen. Holman werde dringend in einer Angelegenheit benötigt, die jetzt wichtiger wäre als das Wohlbefinden eines Mädchens.
    Mehr wollte er nicht sagen, als sie nach Westminster fuhren, und begnügte sich mit der Auskunft, Holman werde früh genug Näheres hören, und er selbst habe noch keinen vollständigen Bericht gehört. Als er endlich in Wrefords Büro saß, erfuhr Holman die erstaunlichen und beängstigenden Tatsachen.
    Wreford hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. »Wir haben wenig Zeit für Entschuldigungen, Mr. Holman«, begann er. »Ich habe gehört, was Sie und Kriminalinspektor Barrow heute früh erlebt haben, und ich kann nachempfinden, was Sie durchgemacht haben, aber die Ereignisse haben eine größere Bedeutung angenommen.
    Während der ganzen Nacht sind Meldungen über seltsame Vorkommnisse eingegangen. Sie wurden natürlich nicht durch mein Büro kanalisiert, bis ich um solche Meldungen bat. Ich muß Ihnen jetzt sagen, daß ich es inoffiziell tat.«
    Er hob die Hand, als Holman ihn erstaunt ansah. »Wir wollen jetzt nicht darauf eingehen, aber Sie müssen verstehen, daß ich mich nicht einfach mit Ihrer Aussage begnügen konnte; ich mußte sichergehen.«
    »In Ordnung«, sagte Holman nicht ohne Bitterkeit. »Ich nehme an, ich sollte dankbar sein, daß Sie sich überhaupt der Sache annahmen.«
    Wreford räusperte sich und schlug den Blick in momentaner Verlegenheit nieder, dann hatte er sich gefangen und fuhr fort: »Nun, die Berichte begannen sich anzusammeln, und bald war nicht bloß ich mit der Sache befaßt, sondern ganz Scottland Yard. Zuerst hatte es den Anschein, als handele es sich lediglich um vereinzelte Vorfälle, die einen weniger bedeutend, die anderen ernsterer Natur, aber insgesamt begann sich bald ein Muster abzuzeichnen. Die Geschehnisse wurden aus Teilen von Wiltshire, Dorset und Hampshire gemeldet, und wenn wir die Orte miteinander verbinden, ergibt sich eine unregelmäßige Linie. In unserer Zentrale ist man natürlich neugierig, warum ich eine inoffizielle Frage nach Meldungen gerade aus diesen Gebieten durchgegeben hatte. Meine Antwort spare ich für den Polizeipräsidenten auf; wir sind in —« er sah auf seine Armbanduhr — »zehn Minuten verabredet. Ich möchte Sie dabei haben.«
    Holman nickte.
    Wrefords Züge nahmen einen noch ernsteren Ausdruck an. »Die meisten der erwähnten Vorkommnisse waren isoliert und betrafen zumeist nur eine Person, gelegentlich zwei oder drei, aber nicht mehr. Doch vor knapp einer Stunde kam die erschreckendste Nachricht von allen durch. Wir alle tappen gegenwärtig noch im dunkeln, obwohl das Bild immer deutlicher wird, aber es scheint unglaublich, völlig unvorstellbar.«
    »In Gottes Namen, nun sagen Sie es schon!« sagte Holman.
    »Etwa um sechs Uhr früh verließ praktisch die gesamte Bevölkerung der Stadt Bournemouth einschließlich der Feriengäste ihre Häuser und beging Massenselbstmord im Meer.«
    Es blieb längere Zeit still. Zuletzt brachte Holman hervor: »Das ist unmöglich.«
    »Unglaublich, ja, aber es ist geschehen. Mehr als 148 000 Menschen und dabei sind nicht die vielen tausend Feriengäste mitgezählt. Männer, Frauen, Kinder — alle ertrunken. Man ist immer noch mit dem Versuch beschäftigt, diejenigen, die das Meer nicht erreichen konnten, vom Strand fortzuschleppen. Poole Harbour ist von treibenden Leichen verstopft, die Strände um Bournemouth bedeckt mit angetriebenen Ertrunkenen.«
    Barrow, der sich bis dahin still verhalten hatte, nahm das Wort und fragte: »Wie steht es um den Nebel, Sir? Ist er gesichtet worden?«
    »Ich habe Anweisungen gegeben, ihn zu lokalisieren, aber die Gemeinden haben auch so schon genug Sorgen, ich konnte ihnen noch nicht den Grund nennen, ohne eine allgemeine Panik auszulösen. Ich muß den Polizeipräsidenten sprechen, bevor ich das tun kann. Aber etwas habe ich erfahren: Bournemouth lag gestern in einer dichten Nebeldecke.«
    Der Polizeipräsident verlor keine Zeit, den Innenminister zu benachrichtigen und eine sofortige Besprechung anzuberaumen. Er hatte in grimmigem Schweigen Holmans Geschichte gelauscht und sie nur selten unterbrochen, um eine relevante Frage zu stellen, aber nicht eine einzige Meinungsäußerung getan. Holman schlug vor, daß der Verteidigungsminister und sein eigener höherer Vorgesetzter, der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium, an der Besprechung mit dem Innenminister teilnehmen

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