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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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wie dieser wachsenden — und ich meine das buchstäblich — Bedrohung begegnet werden kann.«
    Er blickte den Tisch entlang, um seine Worte eindringen zu lassen, bevor er sich an den Verteidigungsminister wandte, der zu seiner Linken saß, und sagte: »Richard, würden Sie die Information wiederholen, die Sie mir vorhin gaben?«
    Lord Gibbon stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die dicken Hände fest ineinander. »Meine Herren, ich fürchte, das Verteidigungsministerium hat eine schwere Verantwortung zu übernehmen —« 
    »Wir sind nicht hier, um Schuldzuweisungen zu machen, Richard. Bitte berichten Sie uns einfach die Tatsachen.«
     »Nun gut.« Lord Gibbon richtete sich erleichtert auf und fuhr fort, in geschäftsmäßigem Ton zu sprechen, völlig frei von dem gerade noch zur Schau gestellten Ausdruck von Schuldbewußtsein. »Wenn wir von vorn anfangen wollen, müssen wir fünfzehn Jahre zurückgehen, zu unserem Mikrobiologischen Forschungsinstitut in Porton Down und einem brillanten Wissenschaftler namens Broadmeyer. Seine Spezialität waren die biologischen Waffen, genauer gesagt, die bakteriologische Kriegführung.« Holman griff eine Kälte ans Herz. Er hatte recht gehabt! Die dummen Teufel waren tatsächlich verantwortlich gewesen. »Professor Broadmeyer war in vielerlei Hinsicht ein brillanter Mann«, fuhr Lord Gibbon fort. »Vielleicht zu brillant.
    Er entdeckte — oder erfand — einen Organismus, der die Gehirne von Menschen oder Tieren angreifen konnte.« »Vielleicht können wir hier etwas genauer sein«, unterbrach ihn eine Stimme mit leichtem Akzent. Aller Blicke richteten sich auf Professor Hermann Ryker, den wissenschaftlichen Chefberater. »Ja, Professor Ryker?« sagte der Innenminister. »Er erfand nicht, und er entdeckte nicht«, sagte Ryker. »Er mutierte. Er nahm einen Organismus, der als Mykoplasma bekannt ist und mutierte ihn.« Er verstummte wieder. »Vielleicht möchten Sie fortfahren, Professor? Sie verstehen von diesem Problem mehr als ich«, sagte der Verteidigungsminister. »Ja«, räumte Ryker trocken ein. Er ließ seinen Blick in die Runde der Versammelten gehen. »Broadmeyer war ein brillanter Mann — ich studierte viele Jahre unter ihm —, aber er war, wie soll ich es ausdrücken, ein wenig unbekümmert. Er mutierte das Mykoplasma so, daß es beim Eindringen in den Blutkreislauf die vorhandenen gesunden Zellen angriff und als ein Parasit zum Gehirn wanderte. Uns allen ist der Rhesusfaktor ein Begriff. Haben die Eltern eines Kindes verschiedene Rhesusfaktoren, so kann es unter bestimmten Voraussetzungen geschehen, daß die Mutter Antikörper erzeugt, die das Ungeborene schädigen, zumeist im Sinne eines geistigen Defekts. Hier findet ein vergleichbarer Prozeß statt, nur wird die Krankheit auf das Gehirn des Wirtes übertragen, statt auf einen Fötus. Der Mikroorganismus erzeugt Entzündungen der Gehirnsubstanz und Gehirnhaut, die zu einem Zusammenbruch bestehender gesunder Gehirnzellen und der Bildung neuer, parasitischer Zellen führt. Je stärker die Parasiten werden, desto leichter können sie die gesunden Zellen >abbauen<. Daher der völlige geistige Zusammenbruch aller Personen, die von der Krankheit befallen werden. Zuletzt wird das Opfer auf einen rein vegetativen Zustand reduziert, unfähig zu irgendwelchem Handeln.«
    »Aber was ist mit mir?« warf Holman ein, unfähig, sich zurückzuhalten. »Warum bin ich nicht in dieser Weise geschädigt?« Professor Ryker betrachtete ihn mit einem leisen Lächeln.
    »Sie sind ein Glückspilz«, sagte er, und sein Blick ging weiter zu Janet Halstead. »Ich glaube, Mrs. Halstead wird inzwischen eine Vorstellung davon haben, was Sie gerettet hat, aber es steckt noch etwas mehr dahinter.«
    »Mr. Holman«, sagte die Amtsärztin, »erhielt eine Bluttransfusion, weil er sich eine stark blutende Verletzung zugezogen hatte. Wir können nur annehmen, daß diese Transfusion mithalf, den Blutkreislauf von den fremden Zellen zu
    reinigen.« Der Professor nickte. »Sehr richtig. Sie half der körpereigenen Abwehr, die Parasiten zu vernichten, vergleichbar einem in schwerem Abwehrkampf liegenden Regiment, das Verstärkungen erhält. Mr. Holman hatte das Glück, daß er
    die Transfusion erhielt, bevor die parasitischen Zellen Gelegenheit hatten, sich zu vervielfachen. Aber er hatte auch in anderer Hinsicht Glück.
    Wie die meisten Organismen, die in der bakteriologischen Kriegsführung eingesetzt werden, war die

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