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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Broadmeyer-Mutation, wie ihre geheime Bezeichnung lautete, selbstreproduzierend. Sie benötigte dazu nur Kohlendioxyd, das einfache Element, welches in unserer Atemluft enthalten ist, und sie konnte wachsen und wachsen, oder besser, sich vervielfältigen. Mr. Holman war ihr im frühen Stadium dieses Prozesses ausgesetzt, denn sie war gerade erst in ihrer reinen Form freigesetzt worden und daher vergleichsweise schwach. Der Dampf, oder Nebel, wie Sie ihn genannt haben, ist ein Nebenprodukt des Prozesses, den die Mutation durchläuft, wenn sie Kohlendioxyd aus der Luft aufnimmt. Dies ist an sich seltsam, denn normalerweise muß ein Organismus, der von Kohlendioxyd und wenigem anderen lebt, photosynthetisch sein und benötigt Sonnenlicht, um zu leben und sich zu vermehren. Nun, Mykoplasmen haben keine Zellwand, das Mykoplasma ist nur eingebunden durch die zarte Plasmamembrane — was bedeutet, daß Mykoplasmen nur in einer osmotisch schützenden Umgebung überleben und gedeihen können —, daher leben sie als eine große Gruppe, um ihren inneren Kern vor Veränderungen des osmotischen Druckes zu schützen. Sie sehen den Widerspruch: Mykoplasmen brauchen zu ihrem Überleben Sonnenlicht, doch sie umgeben sich mit diesem seltsamen Nebel. Nur Broadmeyer als der Schöpfer dieser Mutation kannte die Antwort. Und unglücklicherweise ist er tot, ein Opfer der Krankheit, die er schuf. Wie ich gesagt habe, neigte er zu Unbekümmertheit. Ich halte es für verantwortungslos, daß er jemals solch eine Mutation erzeugte, aber er war auch in kleineren Dingen sorglos. Durch eigene Unachtsamkeit setzte er sich selbst den Mykoplasmen aus. Die Folge dieser Infektion war, daß er geisteskrank wurde und in diesem Zustand seine gesamten Forschungsunterlagen vernichtete, die Arbeit von Jahren, nicht nur über die mutierten Mykoplasmen, sondern auch seine Untersuchungen zu anderen Projekten, bewundernswerte Erfindungen, die vollständig verlorengegangen sind. Er starb in einer Irrenanstalt, Opfer seiner eigenen Schöpfung, und nahm viele Geheimnisse mit sich ins Grab. Die Mutation wurde unter Verschluß genommen und wie zahlreiche andere Entwicklungen, die im Namen der bakteriologischen Kriegsführung erzeugt wurden, als zu gefährlich für den Einsatz eingestuft. Vielleicht kann uns Generalleutnant Mackien sagen, was daraus wurde.« Er hob die Brauen zu dem Stellvertreter des Generalstabchefs. »Wir können kaum erwarten, es zu hören«, sagte Sir Trevor Chambers. »Darf ich«, fiel Janet Halstead hastig ein, »Professor Ryker vorher noch eine Frage über die Heilungsaussichten stellen? Ich denke, das ist im Moment wichtiger als alles andere, meinen Sie nicht?« Der Innenminister nickte und sagte: »Sprechen Sie weiter.«
    »Sie bestätigen, daß eine Bluttransfusion die Antwort ist, Professor?« fragte sie Ryker.
    »Ja, vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig gegeben. Wenn die parasitischen Zellen sich im Gehirn zu stark festgesetzt und vermehrt haben, kann Zufuhr neuen Blutes überhaupt nichts bewirken. Mr. Holman hatte das Glück, daß die Mutation noch nicht genug Zeit gehabt hatte, sich zu entwickeln; die eingedrungenen Mykoplasmen wurden von der körpereigenen Abwehr überwältigt. Erfolgt die Bluttransfusion hingegen zu spät —« Er breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »Könnte man die befallenen Zellen nicht im Sinne einer Krebstherapie radiologisch behandeln?«
    »Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber sie ist immer gefährlich; andere gute Zellen können durch diese Methode geschädigt werden. Man würde mit extremer Vorsicht vorgehen müssen, was bei einzelnen Krankheitsfällen sicherlich zu machen wäre, nicht aber bei Hunderten oder gar Tausenden von infizierten Personen. Und vergessen wir nicht, daß es keine Methode gibt, gesunde Zellen, die entweder durch die Parasiten oder die Röntgenbestrahlung geschädigt worden sind, zu heilen. Sie werden nie wieder wachsen.« »Nein, aber es ist eine Möglichkeit, die wahrgenommen werden sollte«, sagte sie. Lord Gibbon schüttelte resigniert den Kopf. »Es würde niemals möglich sein, alle von der Krankheit Befallenen so zu behandeln, wie Professor Ryker sagte. Es stehen weder die Einrichtungen noch das fachlich ausgebildete Personal
    in ausreichender Menge zur Verfügung.«
    »Gewiß könnten wir nicht jeden auf diese Weise behandeln«, räumte Janet Halstead ein, »aber nun ist es Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, daß wir nicht vor die Notwendigkeit gestellt werden. Sie

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