Unheil
ist.«
»Sicherlich müssen Sie eine Vorstellung davon haben?« sagte der Verteidigungsminister. »Gewiß weiß ich einiges. Aber haben wir die Zeit, langwierige Experimente durchzuführen, Ideen zu entwickeln und sie zu erproben?« Er sprach wie zu einem Kind, das eine dumme Frage gestellt hat und eine freundliche Antwort erhält. »Nein. Aber wir können Organismen aus den Körpern der lebenden Opfer gewinnen, sie analysieren, ihren Inhalt bestimmen und dann ein Serum entwickeln. Selbstverständlich würde bis zur industriellen Herstellung mehr Zeit vergehen als wir wahrscheinlich haben, nicht wahr?« Er blickte wieder in die Runde, bevor er weitersprach. »Ein großer Vorteil wäre es natürlich, wenn wir etwas von den mutierten Mykoplasmen in ihrem reinen Zustand hätten.« »Nun, was hindert uns daran, etwas von dem Nebel in Behältern einzufangen?« fragte Douglas Glyne, der Staatssekretär im Verteidigungsministerium.
»Ich sagte, im reinen Zustand. Der Nebel besteht nicht nur aus mutierten Organismen, sondern enthält inzwischen Kohlendioxyd und verschiedene andere Verunreinigungen. Ich vermute, daß seine gelbliche Farbe eine Folge der Luftverschmutzung ist — der von uns Menschen verursachten Verschmutzung. All diese Elemente auszusondern, um die mutierten Mykoplasmen in ihrer reinsten Form zu finden, würde Zeit kosten.«
»Das führt uns zu unserem nächsten Punkt«, sagte der Innenminister. »Ich möchte zu Generalleutnant Mackien zurückkommen. Sir Keith, würden Sie uns sagen, wie der Erreger aufbewahrt worden ist?«
»Und wie er entweichen konnte!« schnaubte Sir Trevor Chambers. Sir Keith Mackien erhob sich von seinem Stuhl, als wollte er eine Ansprache an seine Stabsoffiziere halten.
»Das Broadmeyer-Mykoplasma wurde in kleinen verglasten Stahlbehältern in einem versiegelten Raum aufbewahrt. Broadmeyer hatte während eines Experiments an einem Tier — einem Kaninchen glaube ich — ein Fläschchen offengelassen. Er bemerkte es, brachte den Verschluß wieder an und verließ den versiegelten Raum. Es dauerte eine Weile, bis er geisteskrank wurde. Wie Professor Ryker sagte, war es Mykoplasma in reinster Form, und er war ihm nur einige Sekunden lang ausgesetzt, bevor es Zeit hatte, sich an der Luft zu kräftigen, aber als die Infektion zum Durchbruch kam, war es sehr rasch um ihn geschehen. Er zerstörte seine Arbeit und tötete dabei einen Kollegen. Dann wurde er ein Nichts. Sein Gehirn funktionierte kaum, er sah und hörte nichts. Kurze Zeit später starb er von eigener Hand. Wir entschieden, daß die Mutation zu gefährlich sei, um jemals verwendet zu werden, also mußten wir sie loswerden. Drei Möglichkeiten boten sich an: Vernichtung durch Verbrennung in einem Spezialofen, Versenkung in korrosionsbeständigen Behältern im Meer, oder unterirdische Lagerung.«
»Mein Gott«, sagte Sir Trevor und schnaufte. »Und Sie entschieden sich für das Vergraben!«
»Nicht ich, Sir Trevor. Meine damaligen Vorgesetzten. Es war vor fünfzehn Jahren, vergessen Sie das nicht.«
»Fahren Sie fort, Sir Keith«, sagte der Innenminister. »Nun, gegen die Zerstörung durch Verbrennung gab es Bedenken; wir wußten nicht genau, was es war, und man befürchtete, daß bei dem Verfahren etwas entweichen könnte. Und wir konnten es nicht im Meer versenken; auch das hielten wir für zu riskant. Also vergruben wir es, sehr tief unter der Erdoberfläche, in verglasten Stahlflaschen, die sich in einem dickwandigen Bleibehälter befanden.« »Unter dem Dorf«, sagte Holman. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Gewiß nicht!« Er warf Holman einen ärgerlichen Blick zu. »Die genaue Stelle befand sich fünfhundert Meter außerhalb des Dorfes.«
»Fahren Sie fort, Sir Keith«, sagte der Innenminister wieder, bestrebt, hitzige Diskussionen im Keim zu ersticken. »Es wurde eine Akte über das Mykoplasma, seine potentielle Gefährlichkeit und seinen Unterbringungsort angelegt und kam unter Verschluß. Vor fünfzehn Jahren, wie ich sagte. »Äh, nun...« Er zögerte, sah in die ausdruckslosen Gesichter, gab sich einen Ruck. »Nun, bis vor einigen Wochen hat die Armee eine Anzahl unterirdischer Versuche mit Sprengstoffen durchgeführt«
»Ich wußte es!« explodierte Sir Trevor Chambers und sprang auf. »Das hat man von der verdammten Armee! Die ganze Salisbury-Ebene, und Sie müssen die Stelle aussuchen, wo Sie fünfzehn Jahre vorher einen tödlichen Krankheitserreger vergraben hatten!«
»Davon kann keine
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