Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
müssen die Mykoplasmen vernichten!« Sie ließ den Versammelten keine Zeit zu Bemerkungen über ihre letzte Erklärung und wandte sich zu ihrem Tischnachbarn. »Mr. Holman, ich fahre zurück ins Forschungszentrum. Ich möchte Miß Simmons eine Bluttransfusion geben und sie, wenn nötig, der radiologischen Behandlung unterziehen. Da ihr Vater außerstande ist, die Erlaubnis zu erteilen, denke ich, daß ich Ihr Einverständnis dazu einholen sollte.«
    »Tun Sie es«, antwortete Holman. »Was Sie für nötig halten, um ihr zu helfen — tun Sie es.«
    Sie klopfte ihm auf die Schulter und stand auf. »Entschuldigen Sie mich, meine Herren, ich muß versuchen, ein Leben zu retten. Und es gibt viel vorzubereiten. Ich hoffe, Sie werden mich über die weitere Entwicklung informieren?« Professor Ryker unterdrückte ein bewunderndes Lächeln, als sie hinausmarschierte. Der Innenminister räusperte sich. »Ich möchte eine weitere Frage stellen; sie könnte für etwas, was später zur Sprache kommen wird, von Belang sein. Professor Ryker, würde eine Person, welche die Erkrankung erfolgreich überstanden hat, von da an immun gegen weitere Infektionen sein?« Der Professor dachte darüber nach. »Ich würde es für wahrscheinlich halten. Sobald die körpereigene Abwehr einen Krankheitserreger vernichtet hat, identifiziert und bekämpft sie ihn bei neuerlichem Befall sofort, so daß man in vielen Fällen von einer Immunität sprechen kann. In Mr. Holmans Fall wurden die unerwünschten Eindringlinge im Gehirn abgetötet, bevor sie sich festsetzen, Zellen umformen und sich ausbreiten konnten. Ja, ich glaube, daß Mr. Holman eine Resistenz gegen weitere Angriffe entwickelt hat. Die Theorie bedarf natürlich der Bestätigung durch weitere Krankheitsfälle, aber wir alle wissen, daß der Körper einen sehr wirksamen Selbsterhaltungstrieb hat. Er verfügt über ein hochentwickeltes Verteidigungssystem.«
    »Ist diese, ah, Erkrankung ansteckend?« fragte Sir Trevor Chambers, ohne Holman anzusehen. »Könnte Mr. Holman sie an andere weitergeben.?«
    »Nun, das scheint nicht geschehen zu sein, nicht wahr?« erwiderte Ryker. »Meine Auffassung ist, daß die DNS — das genetische Material — des Organismus sich sofort mit dem DNS der Gehirnzellen verbindet, in einer ähnlichen Weise wie krebserzeugende Viren mit dem Material der angegriffenen Zellen verschmelzen und ihnen das eigene genetische Programm übertragen. Im Falle der krebserzeugenden Viren kann das eingebrachte genetische Material natürlich jahrelang untätig ruhen, bis etwas seine Virulenz auslöst. Ich vermute, daß die DNS im Falle der mutierten Mykoplasmen beinahe sofort extrem bösartige Zellen produziert, so daß die ungünstigen und auffallenden Auswirkungen entstehen, die einer Ansteckungsgefahr entgegenwirken. Eine Übertragung durch die Blutbahn würde ich dagegen zumindest theoretisch für möglich halten. Unser Problem ist, daß wir nicht einmal über Mykoplasmen im Normalzustand genug wissen, geschweige denn über genetisch veränderte Formen. Ich will Ihnen kurz sagen, was wir wissen. Mykoplasmen sind die kleinsten noch vermehrungsfähigen Mikroorganismen, die unabhängig von einer Wirtszelle leben können. Sie sind körnchen-, blasen- oder fadenförmig und ähneln in Aussehen und Verhalten Bakterien, sind aber ohne Zellwand und können bakteriendichte Filter durchdringen. Ihr Durchmesser beträgt nur etwa 0,001 mm, und das Chromosom enthält wahrscheinlich nicht mehr als 650 Gene — ungefähr ein Fünftel der in gewöhnlichen Bakterien gefundenen Zahl. Die meisten Mykoplasmen sind Krankheitserreger und verursachen beispielsweise die Lungenseuche der Rinder, aber auch eine Form der beim Menschen vorkommenden Lungenentzündung.« Ryker blickte in die Runde der bestürzten Gesichter, bevor er mit leicht erhobener Stimme fortfuhr: »Durch das Fehlen einer Zellwand können Mykoplasmen sich verformen und Poren durchdringen, die kleiner sind als ihr eigener Durchmesser. Dies bedeutet auch, daß sie widerstandsfähig gegen Penicillin und andere Substanzen sind, deren Wirkung darauf beruht, daß sie die Synthese bakterieller Zellwände durchbrechen.« Ein unbehagliches Schweigen folgte, das zuletzt von Sir Trevor Chambers durch ein Räuspern unterbrochen wurde. »Ah, Sie meinen, es gebe keine Heilung?«
    »Nein, nein. Wir werden etwas finden«, versicherte Ryker. »Aber um ein Serum herzustellen, müssen wir genau wissen, wie das Mykoplasma genetisch verändert worden

Weitere Kostenlose Bücher