Unheil
überprüft und mißt ständig die Luftbewegungen.«
»Und wie hat die Öffentlichkeit reagiert?«
»Wie sich denken läßt. Panik. Angst. Anschuldigungen. Die Presse hat ihren großen Tag.«
»Und welche Antworten hat die Regierung gegeben?«
»Noch keine offizielle Verlautbarung. Nur, daß umfangreiche Nachforschungen stattfinden, und daß der Premierminister heute abend eine Regierungserklärung abgeben wird. Aber man ließ durchblicken, daß ein giftiges Gas von der See hereingetrieben sei und die Katastrophe in Bournemouth verursacht habe.«
»Mein Gott! Und die Leute fallen darauf herein? Was ist mit dem Erdbeben?«
»Kein Zusammenhang. Wenigstens ist das die vorläufige amtliche Erklärung.«
»Die Schule! Und was ist mit der Schule?«
»Die Einzelheiten sind nicht bekanntgemacht worden.«
»Aber man kann so etwas nicht vertuschen! Was sagen die Eltern dazu?«
»Soweit sie wissen, kamen ihre Jungen in einem durch Kurzschluß entstandenen Brand um. Unter dem Eindruck der drei großen Katastrophen, die Tausende von Menschenleben forderten, ist der Brand in der Schule sowieso untergegangen.«
»Drei? Was für drei Katastrophen?«
»Das Erdbeben, Bournemouth und heute früh der Absturz der 747 auf das Turmhaus der Hauptpost.«
»Wie viele wurden dabei getötet?«
»Das konnte noch nicht festgestellt werden. Es wird geschätzt, daß mindestens tausend Tote zu beklagen sind. An Bord des Jumbo waren schon zweihundertsechsundachtzig Passagiere. Gott allein weiß, wie viele sich in dem Turmhaus und in den umliegenden Gebäuden aufhielten.«
Die Luft hing drückend in dem kleinen krankenzimmerähnlichen Raum. Beide saßen schweigend, bemüht, die Größenordnung der tragischen Ereignisse abzuschätzen, die innerhalb so kurzer Zeit stattgefunden hatten. Es war völlig außerhalb ihres Begriffsvermögens, etwas Unwirkliches.
»Weiß die Öffentlichkeit von der Gefährlichkeit des Nebels?« fragte Holman nach einiger Zeit.
»Ja, das ist bekanntgemacht worden. Man kann so etwas auch schwerlich geheimhalten, nicht wahr? Eine Meile breit, eine hoch. Die Bevölkerung mußte ohnedies informiert werden, um sie aus der Zugrichtung des Nebels zu bringen.«
»Und wie hat sie darauf reagiert?«
»Allgemeine Hysterie —«
Die Tür wurde geöffnet, und Janet Halstead kam herein.
»Hallo, Mr. Holman. Wie fühlen Sie sich?« Ihr Lächeln schien etwas angestrengter als am Morgen.
»Gut. Erzählen Sie mir, wie es Miß Simmons geht.«
»Ihr Zustand verschlechtert sich, Mr. Holman. Ich muß ehrlich mit Ihnen sein, es hat hier und heute schon zu viele Ausflüchte gegeben.« Sie ließ sich auf der Bettkante nieder. »Aber es gibt eine Chance.«
Er blickte hoffnungsvoll zu ihr auf.
»Wir glauben mit einiger Sicherheit zu wissen, was vorgeht. Einige der besten Köpfe des Landes haben daran gearbeitet. Die Autopsien haben uns die Antworten geliefert. Aber wir müssen die Ursache kennen, Mr. Holman. Wir haben keine Gewißheit, solange wir die Ursache nicht kennen. Und das meinte ich, als ich von Ausflüchten sprach.«
»Sagen Sie mir genau, was Sie meinen.«
»Wir alle das heißt, die Mitglieder des Rates für Medizinische Forschung — haben den Eindruck, daß die Chemiker und Mikrobiologen des Verteidigungsministeriums uns etwas vorenthalten. In ihren Tests schienen sie genau zu wissen, wonach sie zu suchen hatten, als ob sie nicht nach einer Antwort suchten, sondern nach der Bestätigung einer Antwort, die sie bereits hatten. Wir erkannten das im Verlauf ihrer Tests. Ihre Methoden sahen kein breites Spektrum von Möglichkeiten vor, die einzeln überprüft werden mußten — sie wußten genau, was sie taten. Nun, wir ließen sie gewähren und stellten sie dann zur Rede. Aber sie verstummten, wollten kein Wort zur Sache sagen. Statt dessen verlangten sie ihren Minister zu sprechen, da nur er die Autorität habe, ihnen die Erlaubnis zur Enthüllung ihrer Entdeckung — oder Bestätigung — zu erteilen.«
»Die Schweinehunde — sie wollen es vertuschen!« Holman sprang aus dem Bett. »Barrow, besorgen Sie mir eine Verbindung mit Sir Trevor Chambers. Er wird die Antworten für uns bekommen. Wenn nicht, werde ich diese Sache hochgehen lassen, daß den Herrschaften Hören und Sehen vergeht!«
»Ich werde ihn verständigen, Holman, aber Sie persönlich können nichts tun. Man wird Sie einsperren«, sagte Barrow in beiläufigem Ton.
»Das werden wir sehen. Aber verständigen Sie ihn.« »Schon recht. Schon recht. Aber
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