Unheil
Rede sein! Unser Experiment fand wenigstens drei Kilometer davon entfernt statt!«
»Wie erklären Sie dann das Erdbeben im Dorf?«
»Sir Trevor, bitte setzen Sie sich!« sagte der Innenminister in scharfem Ton. »Ich habe Sie bereits gewarnt. Diese Sitzung wird nicht zu einem Streitgespräch ausarten. Wir sind hier, eine Lösung zu finden. Sir Keith — bitte fahren Sie fort.«
»Wir führten Experimente mit einem hochwirksamen neuen Sprengstoff durch. Es war ein Versuch von vielen, die wir in den letzten zwanzig Jahren unterirdisch durchführten. Viele Länder bedienen sich dieser Methode, um die Sprengkraft ihrer Bomben zu testen. Wäre es Ihnen lieber, wenn wir Krater in die Landschaft sprengten?«
»Mir wäre es lieber, Sie würden überhaupt keine Bomben testen«, versetzte Sir Trevor. »Anscheinend erzeugte die Bombe — ich fürchte, ich kann Ihnen über die Natur des Sprengstoffes keine Auskunft geben — einen Spannungszustand im Untergrund, der sich durch eine erdstoßartige Verwerfung der Gesteinsdecke löste. Diese Verwerfung reichte bis an die Erdoberfläche und manifestierte sich fort als fortlaufende Erdspalte. Die Verwerfung führte auch zur Freisetzung der Mykoplasmen.« »Soll das heißen, Sie haben eine Bombe, die in drei Kilometern Entfernung derartige Schäden verursachen kann?« fragte Sir Trevor Chambers.
»Ja. Obwohl wir es zum Zeitpunkt der Testreihe nicht wußten«, antwortete der stellvertretende Generalstabschef. »Die Spannung in der oberen Erdkruste, die sich schließlich in der Verwerfung und dem Erdbeben löste, kann sich schon im Laufe der vorausgegangenen Versuchsexplosionen aufgebaut haben. Jedenfalls wurde die Erde über dem Explosionsherd aufgerissen, was bei den vorausgegangenen Tests nicht der Fall gewesen war. Die Verwerfung aber, die den größten Schaden verursachte, erstreckte sich über mehrere Kilometer Länge. Unglücklicherweise muß sich der Bleibehälter mit den Mykoplasmen genau in der Bruchzone befunden haben. Die ruckartig in Bewegung geratenen Gesteinsmassen müssen den Bleibehälter und die Stahlflaschen zwischen sich zermalmt haben. Die Mykoplasmen verteilten sich entlang der Verwerfungszone und fanden unter dem Dorf ihren Weg an die Oberfläche, als dort die Erde aufbrach. Wir gehen davon aus, daß es die bereits verschmutzte und ihr eigenes Gas erzeugende Mutation war, die man als Nebel aus dem Erdspalt steigen sah.«
»Warum nehmen Sie das an?« fragte Holman. »Weil wir unsere Unterlagen über alle eingelagerten Vorräte überprüften, sobald wir hörten, daß ein giftiges Gas ausgetreten sein könnte. Es stellte sich heraus, daß die Bruchlinie genau diese Einlagerung schnitt.« »Und Sie haben die ganze Zeit gewußt, daß es Ihre Explosion war, die das Erdbeben verursacht hatte?« fragte Sir Trevor anklagend. Der Generalleutnant nickte, den Blicken der vielen Augenpaare ausweichend, die ihn anfunkelten, als wäre er der Alleinverantwortliche. Bevor noch jemand in die gleiche Kerbe schlagen konnte, nahm der Innenminister das Wort und sagte: »Wir wußten es, und wir entschieden, daß aus der Enthüllung nichts Gutes erwachsen würde. Das heißt, bis heute. Ich danke Ihnen, Sir Keith.« Der Generalstabsoffizier setzte sich, erleichtert, daß seine Erklärung zu Ende war, und der Innenminister fuhr fort: »Meine Herren, wir kennen jetzt die meisten Tatsachen. Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt für Vergeltungsmaßregeln, aber lassen Sie mich betonen, daß menschliches Versagen von dieser Größenordnung nicht geduldet werden wird. Das ist alles, was im Augenblick zu diesem Punkt gesagt werden soll, aber ich kann Ihnen versichern«, sagte er, zu Sir Trevor Chambers gewandt, »daß eine gründliche Untersuchung erfolgen wird, nachdem wir in der Bekämpfung der gegenwärtigen Bedrohung vorangekommen sind. Das muß jetzt unsere vordringliche Aufgabe sein. Wir haben den Nebel nicht daran hindern können, in Winchester einzudringen; glücklicherweise konnten alle Einwohner rechtzeitig evakuiert werden.«
»Was haben Sie getan, um ihn aufzuhalten?« fragte Holman. »Vielleicht können Sie uns darüber Auskunft geben, William«, sagte der Innenminister zu William Douglas-Glyne, dem Staatssekretär für das Verteidigungswesen.
»Ja. Es gibt im wesentlichen vier Methoden, mit Nebel umzugehen. Die Methode, die wir heute den ganzen Tag angewendet haben, ist das Versprühen von Kalziumchlorid aus niedrig fliegenden Flugzeugen, ein Verfahren, das in San
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