Unheil
Franzisko regelmäßig zur Auflösung der Nebelfelder angewendet wird. Kalziumchlorid ist eine Chemikalie, die die Luft trocknet, doch obwohl wir das Zeug tonnenweise eingesetzt haben, hat es nicht viel Wirkung gehabt. Und es ist eine sehr kostspielige Methode, möchte ich hinzufügen. Die Wasserdampfanteile konnten zum Teil aufgelöst werden, aber nach unseren Beobachtungen ist das Gas selbsterzeugend; es ergänzt sich wieder.«
»Haben Sie es auch mit den anderen Mitteln versucht?« fragte Sir Trevor. »Noch nicht. Wir hatten wenig Zeit. Außerdem galt das Kalziumchlorid als am ehesten erfolgversprechend. Ich will Ihnen die anderen Methoden erklären, und sie werden es verstehen. Während des Krieges hatten unsere Flugplätze das F 100-System, ein weiteres kostspieliges Verfahren, das seither wenig Verwendung fand. Mit neuzeitlichen Radargeräten stellt Nebel heutzutage kein großes Problem dar, aber damals war man noch nicht so weit und erwärmte die Luft um den Flugplatz durch das Verbrennen von Benzin in besonderen Geräten; die erwärmte Luft absorbierte mehr Feuchtigkeit, und die Nebeltröpfchen verwandelten sich in unsichtbaren Wasserdampf, der den Nebel auflöste und über dem Flugplatz ein Loch bildete, durch das anfliegende Maschinen landen konnten. Nun, abgesehen davon, daß wir nicht genug Zeit haben, um ein solch umständliches System um eine Stadt aufzubauen, würden wir den Nebel damit nur ablenken, nicht aber beseitigen. Eine weitere Methode ist der Gebrauch von Ultraschallwellen. Rasche Luftbewegungen, wie sie durch Vibrationen von Ultraschallwellen entstehen, lassen die winzigen Wassertröpfchen des Nebels miteinander verschmelzen, so daß größere Tropfen entstehen, die als Regen fallen. Der Nachteil dieser Methode ist, daß die Stärke der Ultraschallwellen, die wir hätten einsetzen müssen, für Lebewesen schädlich gewesen wäre. Und heute wissen wir, daß auch diese Methode wegen des selbstreproduzierenden Faktors nutzlos sein würde.« Er machte eine Pause und blickte auf seine Notizen, um nicht in die besorgten Gesichter ringsum sehen zu müssen. »Und die letzte Methode?« fragte der Innenminister. »Die letzte Methode taugt überhaupt nichts. Sie beinhaltet den Einsatz von Kohlendioxyd, und dies führt gerade zum Gedeihen der Organismen. Auf normalen Nebel gesprüht, verursacht Kohlendioxyd das Gefrieren und Zusammenhaften der winzigen Wassertröpfchen, bis sie schwer genug sind, als Schnee oder Regen zu Boden zu fallen, doch würden sich in diesem Fall die Mykoplasmen lediglich davon >ernähren<.«
»Soll das heißen, daß wir nichts dagegen unternehmen können?« fragte Sir Trevor Chambers. »Wir untersuchen noch die Brauchbarkeit anderer Methoden.«
»Ich bin sicher, wir haben in diesem Land genug kluge Köpfe, die eine Lösung finden werden«, sagte der Innenminister. »Und außer unseren eigenen gibt es wissenschaftliche Institute auch in Amerika, Rußland und Frankreich, die uns helfen können, die geeignete Antwort zu finden. Die führenden Mächte der Welt vereinigen ihre Anstrengungen mit den unsrigen. Selbst China hat uns ein Hilfsangebot gemacht. Wir dürfen nicht vergessen, daß, entsprechende Windverhältnisse vorausgesetzt, nichts den Nebel daran hindern kann, auf die See hinauszutreiben und andere Länder zu erreichen. Die Drohung betrifft nicht uns allein, obwohl wir in unmittelbarer Gefahr leben. Der Umstand, daß die Mykoplasmen eine Stadt von der Größe Bournemouths praktisch entvölkern konnten, hat die Gefahr jedem Land auf Erden klar vor Augen geführt. Wenn das ganze Unglück überhaupt ein Gutes gehabt hatte, dann liegt es darin, daß die Großmächte jetzt einen gemeinsamen Feind haben. Wenn wir den Nebel nicht auflösen können, besteht unsere einzige Hoffnung in der Entdeckung eines Gegenmittels zur Bekämpfung der Krankheit. Das muß rasch geschehen, und um das Serum herzustellen, benötigen wir eine Quantität — sei sie auch noch so gering — von den mutierten Mykoplasmen in ihrer, wie Professor Ryker sagt, >reinsten Form<.«
»Aber es ist unmöglich, an das Zeug heranzukommen, wissen Sie«, sagte Professor Ryker. »Warum unmöglich?« wollte Sir Trevor Chambers wissen. »Sicherlich könnte jemand in einem Schutzanzug mit Atemmaske und dergleichen nahe genug herankommen, um eine Probe zu entnehmen.«
»Es geht nicht darum, nahe genug heranzukommen« erwiderte Ryker, »es würde erfordern, bis ins Zentrum des Nebels vorzudringen.«
»Ins
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