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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Zentrum?«
    »Ja«, sagte der Innenminister. »In Hubschrauber eingebaute Sensoren haben eine Kraft im Zentrum des Nebels festgestellt. Dies ist offensichtlich der Kernbereich der Mykoplasmen.«
    »Der Lichtschein!« sagte Holman, halb zu sich selbst. »Als
    wir durch den Nebel fuhren, sah Casey einen Lichtschein!« Der Professor nickte. »Richtig, Mr. Holman. Es ist möglich, daß die Organismen durch den Sättigungs- und Teilungsprozeß, den sie durchmachen, eine schwache Leuchtkraft gewinnen.«
    »Nun gut«, sagte Sir Trevor Chambers, »also sind die reinen Mykoplasmen im Zentrum des Nebels. Das sollte dennoch nicht verhindern, daß jemand mit geeignetem Schutz hineingeht, Proben zu entnehmen.« Ryker blickte mit schiefgelegtem Kopf zum Innenminister, der ihm zunickte.
    »Wir erwähnten vorhin, daß Broadmeyer unvorsichtig war«, sagte er zu Sir Trevor. »Aber nur in Kleinigkeiten. Kein Wissenschaftler ist unvorsichtig und verantwortungslos genug, mit gefährlichen Chemikalien oder Substanzen umzugehen, ohne sich angemessen zu schützen. Er steckte vom Kopf bis zu den Füßen in Schutzkleidung.«
    »Großer Gott! Sie meinen, es gäbe keinen Schutz?« »Nicht den praktischen Schutz, der einen Mann befähigen würde, sich frei zu bewegen. Gerade der Umstand, daß die Mykoplasmen sowohl Atemfilter als auch das schwere Spezialmaterial dieser Schutzanzüge durchdringen kann, war einer der Gründe, warum man sie als zu gefährlich betrachtete.«
    »Bleibeschichtete Anzüge?« sagte Holman.
    »Zu beschwerlich und unbeweglich für eine Operation dieser Art. Der Träger würde sieben- oder achthundert Meter gehen müssen, um das Zentrum des Nebels zu erreichen. Er würde diese Strecke unter schlechtesten Sichtverhältnissen zurücklegen müssen und hätte bei alledem keine Garantie, daß er vor den mutierten Mykoplasmen in ihrer stärksten Konzentration sicher sein würde.« In Holman dämmerte Argwohn. »Das bringt uns wieder auf die Immunität, nicht wahr?« sagte er und faßte den Innenminister ins Auge.
    »Ja, so ist es«, sagte dieser ohne jede Verlegenheit. »Wir brauchen jemanden, der gegen die Krankheit immun ist, und deshalb hineingehen und eine Probe zurückbringen kann. Sie, Mr. Holman, meine ich, sind dieser Mann.«

15

    Vier geisterhafte Gestalten schoben sich schwerfällig durch den dichten gelblichen Nebel. Drei von ihnen waren plumpe, mißgestaltete Abwandlungen der menschlichen Form, die mit langsamen, wankenden Schritten einhertappten und einen kleinen Karren zogen, auf dem ein dunkler, länglicher Kasten mit mehreren seltsamen Zusatzgeräten lag. Die vierte Gestalt war repräsentativer für ihre Art, schien jedoch mit einem seltsamen Buckel behaftet und hatte ein Gesicht, das nur aus einem Augenpaar bestand.
    Einer der in Schutzanzügen steckenden Männer tippte Holman auf die Schulter. Weiter wagten sie nicht zu gehen; der Rest lag bei ihm. Seine Stimme kam kaum hörbar durch die Rauchmaske, als er mit dem Daumen nach oben zeigte und »In Ordnung« sagte. Die drei Wissenschaftler hätten ihn durch die Glasvisiere ihrer Helme ohnedies nicht hören können. Die Sehöffnung war sehr klein, und sie mußten die Köpfe drehen, um einander zu sehen, und der Nebel war so dicht, daß man kaum etwas erkennen konnte.
    Weniger schwierig war es für Holman, der keinen Schutzanzug trug, doch konnte auch er höchstens fünf Schritte weit sehen. Die dick vermummte Gestalt, die ihm auf die Schulter getippt hatte, gab ihm die Zugstange des Karrens. Wenn er einen Knopf am Ende der Zugstange drückte, schaltete sich ein Elektromotor ein, der den Karren zu Schrittgeschwindigkeit antrieb und bei der Überwindung von Steigungen nützlich sein sollte. Holman blickte in die Gesichtsmaske des Wissenschaftlers und versuchte wenigstens die Augen des Mannes zu sehen, gab es aber auf, da er das dunkle Innere hinter der Visierscheibe aus verstärktem Glas nicht zu durchdringen vermochte. Statt dessen klopfte er dem Mann in einer Geste des Dankes an den Oberarm.
    Er sah die grotesken Gestalten umdrehen und im gelblichen Nebel verschwinden, und ein Gefühl völliger Einsamkeit überkam ihn so plötzlich und stark, daß er das Verlangen, ihnen nachzurufen, unterdrücken mußte. Sie hatten ein Risiko auf sich genommen, indem sie ihn so weit begleitet hatten; zwar waren die äußeren Randbereiche des Nebels nicht so dicht, aber ihre Gefährlichkeit konnte niemand einschätzen.
    Holman wandte sich von der Stelle ab, wo sie verschwunden

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