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Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Titel: Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Milde
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still, jeder für sich, fühlen uns dennoch stark verbunden. Der Gedanke, dass Gott uns nicht bewertet, sondern uns liebt, einfach nur so, ohne Grund, ohne, dass wir dafür eine Leistung erbringen müssen, beglückt mich. Und in diesem Moment überflutet mich, wie zur Bestätigung meiner Überlegungen, wieder dieses süße, köstliche Gefühl der Gnade, welches ich schon erleben durfte auf diesem besonderen Weg.
    Ich stehe still, um diese wunderbare Welle der Liebe auszukosten. Timo spürt es und überlässt mich ganz ungestört meiner Erfahrung.

Mitten hinein in den Trubel von Burgos
    Wir kommen am Stadtrand von Burgos an und stehen etwas unglücklich an der Einfallstraße, auf der stinkende Lastwagen und eine Menge Autos dahin rasen. „Müssen wir uns das antun?“ fragt mich Timo. Nur zu gerne lasse ich mich überreden mit dem Bus bis in die Stadt zu fahren. Selbst im Wanderführer wird empfohlen, die laute, dicht befahrene Einfallstraße mit dem Bus zu fahren. Wir finden eine Bushaltestelle und freuen uns wie kleine Kinder, dass der Bus, der hier stündlich verkehrt, schon in sieben Minuten kommt. Das ist Timing! Und für mich ein Zeichen, dass es in Ordnung ist, dieses Stück zu fahren, anstatt zu laufen und die Abgase einzuatmen.
    Wir genießen die Fahrt, ich allerdings mit einem kleinen schlechten Gewissen. Es heißt schließlich Jakobsweg, nicht Jakobsfahrt! Wir kommen am Stadtrand des alten Burgos an, an der Stelle, wo einst die Pilger die Stadt betraten. Burgos ist bekannt für seine wunderbare Kathedrale. Beeindruckend erhebt sie sich in den klaren Himmel. Menschenmassen wuseln, mit Fotoapparaten bewaffnet, herum und mir wird ganz schwindelig, ob der für mich inzwischen ungewohnten Betriebsamkeit. Und wir treffen Lina und Hermann. Einfach so! Mitten in Burgos, mitten im Gewühl von Menschen. Auf dem Weg ist alles möglich.
    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht hineingehe in die Kathedrale. Ich bin zu kaputt. Es interessiert mich gerade gar nicht, welch wunderbare Kunstschätze diese prächtige Kirche birgt. Ich würde im Fremdenführer nachlesen und sehen, was ich versäumt hatte. Aber im Moment will ich nur ausruhen, Beine hochlegen, Augen zumachen. Ich würde wiederkommen und dann einen extra Kulturtag in Burgos einlegen. Dieses Mal hatte ich den Rückflug schon gebucht und konnte mir solche extra „Urlaubstage“ nicht leisten. Ich erkenne, was das für ein Fehler war, meine Reise so von Anfang bis Ende durchzuorganisieren. Ich hatte schon viel gelernt in Sachen Loslassen auf meinem Weg und würde das nächste Mal weniger fest planen.
    Die Herberge von Burgos ist schön gelegen in einem Park. Einzelne Holzhäuschen aus Fertigbauteilen stehen in der Wiese, verbunden durch Kieswege. Wir bekommen die letzten Betten. Jetzt darf ich es endlich glauben: „Für mich ist gesorgt!“ Ich denke an das „Andrea-Syndrom“. Meine Freundin Andrea fühlt sich immer geborgen und versorgt und so erfährt sie es auch in ihrem Leben. Bekommt sie z.B. Zahnschmerzen auf dem Schiff mitten auf dem Bodensee, trifft sie einen Zahnarzt, der sie schnell mit in seine Praxis am Bodenseeufer nimmt, sie von ihren Schmerzen befreit und dann mit ihr weitersegelt. Und das ist keine erfundene Story. Und es ist nicht das einzige Beispiel in Andreas Leben. Wie gerne hätte ich etwas von ihrem gesegneten Naturell. Sie ist mir Vorbild mit ihrer Leichtigkeit und ihrem Urvertrauen.
    Ich denke intensiv darüber nach, wie sich das mit der Leichtigkeit verhält. Ist ein leichtes, heiteres Leben gottgewollt? Oder ist es doch eher so, dass ein Leben mit Entbehrungen gottgefällig ist? So gerne würde ich darüber mit dem Pilgerpfarrer César sprechen, der in Belorado so berührende Worte gepredigt hatte und mir zum Trost in San Juan de Ortega den Pilgerrosenkranz schenkte. Kaum dass ich diesen Wunsch in meinem Herzen fühle, steht César vor mir und begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. Es bedeutet mir so viel, diese Synchronizität zu erleben. Ich lerne dadurch, zu vertrauen, dass ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Er hört mir aufmerksam zu, während wir uns auf einer Parkbank niederlassen und ich in meinem italienischen Spanisch meine Gedanken mit ihm teile. Er gibt mir ein wunderbares Bild mit auf den Weg. Er fragt mich: „Was ist dir als Mutter lieber: dein Kind traurig zu erleben, kämpfend und leidend, oder strahlend, heiter, mit Vertrauen die Welt erobernd?“ „Natürlich glücklich

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