Unheiliger Engel (German Edition)
einem Han d tuchturban auf dem Kopf sah sie sicher nicht sehr fit au s .
„Es war ein anstrengender Tag und ich wollte heute Abend nicht allein sein . Daher kam ich her.“
Elaine hatte noch eine kleine Wohnung in der Stadt, doch heute hatte sie es vorgezogen, zu Leo zu fahren, der auße r halb von Hamburg lebte. Bislang hatte sie sich noch nicht entscheiden können, ihre Wohnung aufzug e ben.
„Das war eine gute Idee . “ E r schenkte ihr einen langen Blick und nahm sich ein Glas Rotwein. „Also ein gemütlicher Abend vor dem Kamin?“
„ Das wäre super. “
„Erzähl mir von deinem Tag, wenn du magst“ , forderte er sie auf und set z te sich neben ihr auf die Couch.
Elaine berichtete in knappen Sätzen. „Es ist zum Mäus e melken , seit Jahren hat es solche Fälle nicht mehr in Ha m burg gegeben. Und sobald ich hier bin, geht Freddy Krüger mit dem Schlachtermesser auf Jagd. “
„Du schaust zu viele Horrorf ilme . “ Leo grinste.
„Vielleicht.“
„ D u liebst doch die Herausforderung“, warf Leo ein. „G e nau das wolltest du doch.“
„Ich weiß, aber es ist nicht einfach, wenn man mit den Schicksalen dieser Me n schen , i h rem Blut oder fehlenden Organen konfrontiert wird.“
„Das ist es niemals.“ Leo zeigte Verständnis. „Du bist eine starke und kluge Frau und wirst diese Rätsel lösen.“
„Heute fühle ich mich gar nicht stark und klug . “
„Wie dann?“ Elaine seufzte theatralisch und blickte Leo auffordernd an. Schon öffnete er einladend seine Arme. „Dann komm her , Kuschelmonster .“
Elaine schmiegte sich an Leo und blickte lange Zeit schweigend in die Fla m men. Seine Wärme und Ruhe taten ihr gut. Endlich wurde sie entspannter und die aufwühlenden Ei n drücke des Tages gerieten in den Hintergrund. Es war fast wie damals, als sie sich an ihren Vater lehnen konnte und er ihr das Gefühl gab , sicher und beschützt zu sein. Doch ihr V a ter war vor Jahren ermordet worden und dieses schlimme Ereignis hatte den Ausschlag gegeben, dass sie nach ihrem erfolgreich absolvierten Psychologiestudium in den Polize i dienst getreten war. Vielleicht war dies ihr persönlicher Weg, Trauerarbeit zu leisten und einen Sinn in alldem zu finden. Sie konnte durch ihre Arbeit andere Menschen vor einem äh n lichen Schicksal bewahren.
„Du solltest dir ein paar Tage freinehmen “ , riet Leo.
„Das geht im Moment nicht . Vielleicht an Weihnachten.“
„Das ist ja nicht mehr lange hin.“
„Nein.“
S ie schwiegen wieder, während das Kaminfeuer prasselte und wohlige Wärme verbreit e te.
Nach einer Weile knurrte Elaines Magen.
„Hunger?“ Leo setzte sich auf.
„Aber hallo . “ Elaine grinste verschmitzt. „Auf eines deiner tollen Sandw i ches.“
„Mit Mayo und Ketchup?“
„ Viel Mayo. Und Gürkchen, wenn du hast.“
„Ihr Wunsch ist mir Befehl, Madame.“ Leo erhob sich und blickte auf sie hi n ab. „Ich hab eine kleine Überraschung für dich, das wird dich au f muntern . “ Leo verließ den Raum und kam Minuten später mit einem appetitlichen San d wich und einem großen Umschlag zurück, den er ihr mit einem Zwinkern reic h te.
„Was ist das?“ Elaine setzte sich neugierig auf. Sie öffnete den Umschlag und hielt zwei goldene Schlüssel in der Hand. „Eine schöne Arbeit. Und we l ches Schloss öffnen sie?“
„Wir gehen auf einen Ball . E inen echten Märchenball, meine Prinze s sin.“
„Auf einen Ball?“
„Ich habe zwei Tickets zu der Wohltätigkeitsgala des Jahres mit dem Namen Eine bera u schende Winternacht erstehen können, was nicht ganz einfach war . Und diese goldenen Schlü s sel sind unsere Eintrittskarten, sie sind streng limitiert.“
Elaine betrachtete die filigran gearbeiteten Schlüssel in ihrer Hand. „Waren sie nicht zu teuer?“
„Aber nein . Wirst du mich begleiten?“
„Sehr gern . “ Was für eine nette Überraschung . „Ich war noch nie auf einem Ball.“
„Ich auch nicht . “ Leo lachte.
„Ich m uss mir ein Kleid und passende Schuhe ka u fen.“
„Und ich einen Anzug . “
„Oder einen Smoking ? “
„Wir wollen es n icht übertreiben.“
„Das war eine wunderbare Idee, ich danke dir.“
„Gern geschehen . “ Leo prostete ihr zu. „Auf uns?“
„Auf uns . “ Elaine nahm einen Schluck des edlen Weins. Dann widmete sie sich ihrem Sandwich und aß mit großem Appetit. „Wer ist der Gastg e ber?“
„Sergej Nikolaj Kasamarov . “ Er goss Elaine Rotwein nach. „Ein reicher G e
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