Unheiliger Engel (German Edition)
Gesicht. R u hig senkte er den Kopf und gönnte ihr nicht den Genuss, seine Verzweiflung zu spüren. Um seine Brustwarzen und Genital i en schlossen sich kalte, metallene Klammern. Der Schmerz breitete sich welle n förmig in seinem Körper aus und er u n terdrückte ein lautes Aufstöhnen. Ihre Hände berührten ihn, streichelten, massierten seine verkrampften Muskeln. Schlagartig begann das Inferno. Ohne Vorwa r nung setzten ihre Peitschenhiebe ein, gezielt und mit viel Kraft geschlagen, brannten sie wie Feuer und zerschni t ten seine Haut wie Papier. Die Hiebe peinigten seinen Oberkörper, wanderten a b wärts zum Bauch und fraßen sich an seinen Oberschenkeln satt. Sein warmes Blut floss aus zahlreichen Wu n den und tropfte auf den Steinboden.
„Du wirst dich mir bald völlig ausliefern, Geliebter“, flüsterte Anna ihm mit heiserer und erregter Stimme zu. „Dann wirst du nur noch mir gehören.“
„Niemals, du hast schon genug Marionetten . “
„Sag niemals nie.“
Die Schmerzen verstärkten sich, als sie mit ihrer lederb e handschuhten Hand zerstoßenes Salz in seine Wunden rieb. Dann fuhr sie fort, ihn mit Zangen zu bearbeiten, was ihr am meisten Freude und Lust zu bereiten schien.
„Ich will dich nicht als meine Marionette, ich bezwecke mit alldem , dass du e r kennst, dass du an meine Seite gehörst für alle Zeit. G ib endlich nach und ich werde dir keine Schme r zen mehr zufügen müssen.“
„Ich gebe nicht auf.“
„Du hast die Wahl, aber wenn es denn sein muss, fahren wir also fort …“
Schweigend ertrug er diese sadistische Behandlung, ihr Zerstörungswerk an seinem Körper und seinem Willen, doch seine Beine verweigerten den Dienst. Irgendwann hing er nur noch kraftlos an den Ketten und hörte, wie das Kohl e becken in seine Richtung geschoben wurde. Er spürte die Hitze, die sich nähe r te. Die Hexe nahm ihm die Augenbinde ab, doch er hielt seine Augen weiterhin geschlossen. Und wieder wa r ten. Warten auf den nächsten Schmerz. Minuten vergingen, in denen sie ihn beobachtete und sich an seinem geschwäc h ten und desolaten Anblick weidete. A uf seiner linken Schulter explodierten plötzlich gl ü hende Feuerbälle, als sie die Brenneisen auf seine Haut setzte. Hinter seinen g e schlossenen Augen sprühte ein rotes Farbenfeuerwerk, er sackte unwil l kürlich vollends z u sammen und konnte nur noch die Zähne aufeinanderbeißen, um die Schmerzen auszuhalten. Blut mischte sich mit Schweiß und der Geruch ve r brannten Fleisches stieg in seine Nase. Doch er hatte nicht g e schrien, kein Wort der Klage war über seine Lippen gekommen und endlich war sie ve r schwunden.
Oder war er es? Verschwunden? Gestorben?
Er wusste es nicht. Eigentlich konnte er nicht sterben, denn das war sein ew i ges Schicksal. Die Fackeln erl o schen langsam, so wie sein Bewusstsein. Übrig blieb Kälte, Dunkelheit, das stetige Tropfen des Wassers, das leise Trippeln und Wispern der Ratten und dazu die Gewissheit, dass sie ihn noch nicht gebr o chen hatte.
Minuten vergingen, bis das Grauen verblasste und sich schließlich zu einer E r inn e rung an einen schlechten Traum verflüchtigte.
Es war Sonntagnachmittag, als er schweißgebadet die Augen aufschlug, sich das Zi t tern gelegt hatte und sein Herz wieder normal schlug. Er brauchte Zeit, sich zu orientieren und in die Gegenwart zurückzukehren. Er war in einem wa r men Bett und nicht in einem modrigen Kerker, nicht in ihren Händen. Er spürte die seidenen Laken, die wärmende Bettd e cke über sich, viel zu eng und wie ein Schutzschild um seinen nackten Körper geschlungen. Stö h nend schloss er die Augen wieder und wartete, bis sich die letzten Schwindela n fälle gelegt hatten. Er verscheuchte knurrend und übel gelaunt die Erinnerungsfetzen an seinen qua l vollen Traum. Diese verfluchten Erinneru n gen!
Ihm war speiübel und sein Kopf schmerzte, alle Muskeln in seinem Körper waren verspannt. Irgendwann erinnerte er sich in Bruchstücken an seine letzte Nacht, die Zeit vor seinem Albtraum. Er hatte es nach seinem lustvollen und kraftraubenden Stelldichein vo r gezogen, in der Stadt zu bleiben anst att in seine abgelegene Villa auf s Land zu fa h ren. Die Stadt war lebendiger, das pulsierende Leben in ihr spannender und er roch ihren leicht faul i gen Atem. Ab und zu fand er diesen brodelnden Moloch symp a thisch und ging dann ganz in ihm auf. Auf dem Land konnte er manchmal die Stille nicht ertragen, doch dann brauchte er sie wieder wie die Luft
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