Unheiliger Engel (German Edition)
Gefühl, als würde die Zeit stillstehen und konnte ihn nur wie gebannt a n starren. Der ganze Raum war von seiner starken Präsenz erfüllt. Seine ungewöhnlichen , grünen Augen blitzten ve r schmitzt von hoch oben auf sie hinunter. Automatisch schob Elaine ihr Kinn vor und reckte sich.
„ W as kann ich für S ie tun?“ F reundlich waren seine Worte, doch er wirkte a n gespannt und lauernd.
„Entschuldigen S ie bitte die frühe Störung“, ergriff Reuter das Wort, der einen grünbeigen Parka trug. „Die Angelege n heit ist wichtig.“
„ Kein Problem, i ch bin glücklicherweise schon auf . “
„Sie übernachten tatsächlich im Büro?“ Elaine war diese Frage herau s gerutscht , als sie se i nen halb nackten und gut geformten Körper betrachtete.
„Wenn es die Arbeit erfordert. Doch hätte ich so frühen Besuch erwartet, wäre ich natü r lich passender gekleidet“ , gab er süffisant lächelnd zurück und warf das Han d tuch lässig hinter sich auf einen Stuhl.
Der Small Talk gab ihr ein wenig Zeit, sich zu sammeln und ihn unter gesen k ten Wimpern genauer in Augenschein zu nehmen. Er war sehr groß, breitschul t rig und sie registrierte die wenigen dunklen Haare auf seiner nac k ten Brust, die sich entlang seines muskulösen Ba u ches langsam verdünn t en und sich dann, tief unten , ihren Blicken entzogen.
Plötzlich fiel ihr auf, dass er sie nicht aus d en Augen gelassen hatte und sie g e nauso ungeniert und grinsend betrachtete. Elaine war sicher, dass er genau wus s te, wie attraktiv und anziehend er auf Frauen wirkte und die Situation hätte durchaus etwas Erotisches haben können, wäre sie nicht in Begleitung ihrer Ko l legen.
„Sergej Nikolaj Kasamarov , nehme ich an?“ Elaine gab ihrer Stimme einen fe s ten Klang und war glücklicherweise darin geübt, sie akzentuiert einzuse t zen.
„Sie gehen recht in der Annahme“, erwiderte er höflich, „und erlauben s i cher, dass ich mich kurz in einen formelleren Zustand versetze?“
„Wie?“ Hediger starrte ihn verständnislos an, denn so w e nig kultiviert wie seine Ersche i nung kam Elaine auch sein Verstand vor. Es tat keinem Mann gut, zu viel unterhalb der schmächtigen Gürtellinie zu denken.
„Ich kleide mich an“, erklärte Sergej Kasamarov , nahm sein schwarzes Hemd und zog es langsam über. Knopf um Knopf schlo ss er . „Schließlich ist eine D a me anwesend und dieser Aufzug scheint mir denkbar unpa s send.“
Beim Umdrehen und Anziehen gab er den Blick auf ein großes Rücken -T attoo preis, einen sich windenden, wilden Drachen, der ihn fast zu umschli n gen schien und dessen schupp i ger Schwanz über seinen hinteren Rücken und tiefer nach vorn bis zum Lendenbereich … Heiliger Himmel ! Ela i ne stockte und schloss kurz die Augen , weil Hitze durch ihren Körper pulsierte . Eigentlich pas s te dieser Drache nicht zu einem kultivierten und erfolgreichen G e schäftsmann, doch bei ihm war es etwas anderes. Der große Mann wirkte in keiner Weise a n gepasst oder gezähmt. Er wirkte animali s ch, wild und … hei ß !
Hediger brummelt e etwas Unverständliches und endlich konnte sich Elaine von Sergej s Anblick lösen. Sie benahm sich wie ein hormongesteuerter Te e nager und nicht wie eine gesta n dene Beamtin. Wie peinlich.
„Tolstoi, Dostojewski, Dante, Goethe, Schiller, Keats, Hugo, Auden, Au s ten … Shakespeare?“ Reuter stand vor einem Bücherregal . „Sehr umfan g reich und dazu selten in diesem gut e r haltenen Zustand.“
„Interessieren Sie sich für Literatur, Lyrik und Klassiker?“
„Ein wenig. Diese Sammlung muss ein Vermögen gekostet h a ben.“
Sergej Kasamarov sparte sich eine Antwort und lächelte. Mit Interesse trat Elaine näher und wusste, dass der Wert der Bücher in ihrer Einzigartigkeit, Vol l kommenheit und Inhalt nicht mit Geld aufzuwiegen war. Sie hatte schon seit eh und je ein Faible für Wort und Schrift und mochte, was man direkt ausdrücken konnte und noch mehr das, was man darin ve r bergen konnte. Am meisten hatten sie immer die Romantiker fasziniert mit ihrem überschwänglichen und gefühlsb e tonten Tun und Denken.
„Und mit wem habe nun ich das Vergnügen?“
M it diesem Satz zog Sergej Kasamarov die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Mittlerweile war er ange kleidet und trug edles Design, was ihn nicht weniger wild und animalisch wirken ließ. Elaine hoffte, dass ihr die wollüstigen G e danken nicht ins erhitzte Gesicht geschri e ben standen.
„Kriminalhauptkommissar
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