Unheiliger Engel (German Edition)
machen, dass S ie die Aussage verwe i gern können, wenn S ie sich selbst belasten . “ Reuter fixiert e ihn.
„Jeder Bürger sollte seine Rechte kennen“, bestätigte Sergej Kasamarov gnädig und schien die Ruhe selbst zu sein. „Oder sollte darüber aufgeklärt werden. Was werfen S ie mir vor? Vielleicht sollten S ie mich zuerst diesbezü g lich aufklären.“
„Wir werfen I hnen gar nichts vor, Herr Kasamarov, wir haben nur einige Fr a gen“ , erklärte Elaine.
„In welcher Angelege nheit?“
„Tina Sahlmann wurde Sonntagmorgen tot in ihrer Wo h nung aufgefunden“, platzte es aus Hediger heraus. Von g e schickter Taktik keine Spur. „Das ist die Angelege n heit.“
„Wie schrecklich und sehr bedauerlich für die Dame . “ Sergej Kasamarov sign a lisierte sein Mitgefühl, das Elaine ihm beinahe abkaufen mochte. „Nur verstehe ich nicht , was …“
Reuter seufzte leise, anscheinend genauso unglücklich über diese frühe Au s kunft an den Verdächtigen wie Elaine. „ W ir müssen davon ausgehen, dass es Mord war, ein sehr a b scheulicher dazu.“
„So ? “
„Das Opfer war auch in dem besagten Cat Klub und hat diesen gegen 2:30 Uhr in Begleitung eines Mannes verlassen. Das wissen wir von zwei Freundi n nen, die mit ihr den Klub besucht haben“ , informierte Elaine ihn und studierte sein markantes Gesicht, während Reuter sich Notizen machte. „Die Beschre i bungen dieses Mannes variieren allerdings beträch t lich.“
„Ist das so?“
„ E ine Freundin hat diesen Mann als blonden Hünen mit blauen Augen b e schrieben, sehr gut aussehend.“
Sergejs Gesicht blieb ausdruckslos. „Ich bin weder blond noch blauäugig . “
„ D ie andere Freundin beschrieb ihn auch als blond, schwor aber, dass seine Augen grün waren, bestechend grün. Ihre genauen Worte waren : E r sah umwe r fend aus.“
„Ich habe grüne Augen . Aber f inden Sie mich umwerfend, Frau Kommiss a rin?“ Sergej Kasamarov lächelte selbstgefällig.
Dieser aalglatte Mistkerl . Elaine kochte innerlich und hatte Mühe und Not, eine ruhige Fassade zu wahren. Sie würde sich lieber die Zunge abbeißen als ihm zu bestätigen, dass er anziehend und eine oder zwei Sünden w ert war. Diese Bestät i gung sollte sich dieser Na r ziss woanders holen. Nicht bei ihr .
„Das liegt wohl im Auge des jeweiligen Betrachters oder der Betrachterin.“ Elaine zuckte betont unbeteiligt mit den Schu l tern. „Und S ie sehen, ich stehe noch.“
„Wie schade.“
„Schade?“
„Hätten Sie mich umwerfend gefunden, hätte ich dieses Kompliment zurüc k geben kö n nen. Nun bleibt es einseitig für Sie bestehen, Kommissarin Jäger.“
Elaines Wangen verfärbten sich erneut . Der Verdächtige besaß tatsächlich die Frechheit, mit ihr in dieser heiklen Situ a tion offen zu flirten. Am liebsten hätte sie ihm eine deftige Ohrfeige verpasst , dann hätte sich auch sein G e sicht gerötet . Sie musste sich zusamme n nehmen, Ruhe bewahren und sich vor ihrem Chef Reuter und dem Verdächtigen b e haupten.
„ Sie haben Geschmack“, konterte Elaine.
Er lachte leise. „Touché.“
„ I n der Wohnung der Toten hat man seltsamerweise eine mit Blut verschmie r te Visite n karte gefunden“, nahm Elaine die Befragung wieder auf . „Die I hre, und daher ergeben sich für uns automatisch ein paar Fr a gen , nicht wahr? “
„Meine Visitenkarte? Das ist merkwürdig.“
„Vielleicht ist es das, es sei denn, S ie hätten sie dort verloren, nicht wahr? Spi e len S ie Schach, Herr Kasamarov?“
„Jeder halbwegs zivilisierte Mensch spielt Schach, ich allerdings nur lei d lich . “
Elaine glaubte ihm nicht. Er war ein gewiefter Taktiker und prädestiniert, ein guter Schachspieler zu sein.
„C2-C4 . “
„Das ist die englische Eröffnung“, kommentierte Sergej und Elaine sah sich in ihrer Ve r mutung bestätigt. „Ungemein flexibel.“
„Ganz richtig.“
„Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen .“
„In der Wohnung der Toten war ein antikes Schachspiel aufgebaut mit eben jener Eröf f nung. Daneben war die Tote drapiert und I hre Visitenkarte.“
Sie umringten Kasamarov und warte te n auf seine Reaktion. Kurz nahm sie se i nen Duft wahr, es musste Habit Rouge von Guerlain sein, ein männlicher und sinnl i cher Duft, der wenig zu seiner eisigen Mimik passen wollte.
„Das ist in der Tat seltsam“, gab er zurück und behielt seine freundliche Fass a de bei. „Ich muss die Karte verloren h a ben .“
Elaine spürte, dass es
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