Unheiliger Engel (German Edition)
Gesicht.
„Haben S ie geträumt, Her z chen?“
„Ich habe über den Fall nachgedacht“ , antwortete Elaine beinahe ehrlich und setzte ein Lächeln auf. Dass Reuter sie Herzchen genannt hatte störte sie nicht . Er tat es auf eine gu t mütige Weise, die weder sexistisch war noch sie als Person reduzieren wollte. Er wäh l te diese Anrede niemals, wenn Hediger in der Nähe war . Tatsächlich hatte sie den Eindruck, dass er sie als Teil seines Teams ang e nommen und akzeptiert hatte. Mittlerweile hatte sie sich an ihn und seinen de r ben Humor gewöhnt und festgestellt, dass unter dem bulligen Äußeren ein se n sibler und charakterstarker Mann verborgen war, der ihr s ympathischer wu r de . Einzige Ausnahme im Team war Hediger, der Mann mit dem Erdnuckelfaktor.
„Sie haben da etwas am Mund.“ Reuter gluckste. „Lassen Sie mich raten, es sind die Reste von Ihrem Schokocroissant?“
Elaine errötete und beseitigte die letzten Krümel ihrer Zwischenmahlzeit. „Danke.“
„Wo lassen S ie das nur?“
„Keine Ahnung. Ich bin ein schlecht er Futterverwerter.“
„Wissen Sie, was mein Weib neulich zu mir sagte?“ Reuter fasste sich a n den fülligen Bauch. „Ich sei eine Fressraupe und aus mir würde ganz sicher kein Schmetterling mehr.“
Elaine und der Kollege lachten. Er hieß Sander und war neu im Team wie sie.
„Das ist heute ein guter Tag . Ich bin fast sicher, dass wir der richtigen Spur fo l gen . “ Reuter lehnte sich entspannt seufzend zurück.
„Wie können S ie so sicher sein, Chef ? “ Elaine blickte ihn an. „Die Beweise dürften kaum ausreichen.“
„Erfahrung, Gespür und nicht zuletzt mein Näschen . “ E r wies auf den klob i ge n Zinken in seinem Gesicht und blähte die Nasenflügel demonstrativ auf. „Ich spüre, dass mit dem aalglatten Kerl etwas nicht in Or d nung ist und er uns etwas verheimlicht.“
Das spürte zwar auch Elaine, dennoch glaubte sie keinen Moment daran, dass Sergej Nikolaj Kasamarov ein eiskalter Mörder war. Etwas Mysteriöses und G e heimnisvolles umgab ihn dennoch , er polarisierte als Person und Frauen himme l ten ihn an . Kein Wunder, dass ihm keine Sy m pathien aus der übrigen H etero - Männer welt zuflogen.
„Warum wurde nun doch die U-Haft verhängt?“ , fragte sie.
„Auch ich habe gute Kontakte“ , brüstete sich Reuter und zwinkerte . „Der Kerl ist zwar schlau, aber ganz dumm sind wir vom LKA auch nicht.“
Das mochte sie nicht von jedem Kollegen behaupten, aber sie sparte sich einen Komme n tar. Reuter beschäftigte sich mit dem Bordcomputer und hatte sich wieder nach vorn gedreht. Elaine atmete angespannt und ihr Kopf schmerzte. Sie saß auf der bequemen Rüc k sitzbank seiner Limousine, die mit laufendem Motor auf einen letzten Zusteiger wartete. Dann würden sie den Weg Richtung Spe i cherstadt einschlagen, denn Reuter hatte durchsetzen können, dass man Sergej Nikolaj Kasamarov wegen möglicher Flucht- und Verdunkelungsgefahr in U Haft nehmen konnte. Das wenigstens vorübergehend, denn seine Anwälte würden Gott, die Welt und wenn es sein musste auch den Teufel in Bewegung se t zen, ihren Mandanten auf freien Fuß zu bekommen . A uch wenn sie glaubte und im Stillen hoffte, dass die Beweise nicht ausreichen würden und die vorg e schobene Flucht- und Verdunkelung s gefahr auf wackligen Beinen stand, Reuter war bester Laune und konnte nicht abwarten, Handschellen um Sergejs H andg e lenke klicken zu lassen . Ein entsetzlicher Gedanke, der sie in Aufruh r versetzte und quä l te. Wie konnte sie gefasst und objektiv sein, wenn sie an seine heißen Küsse und sinnl i chen Be r ührungen denken musste? Selbst die Handschellen weckten in diesem Zusammenhang verrucht e Fantasien. Ihre bisherigen Partner waren intelle k tuell stimulierend und weniger kreativ im Bett gewesen, Sergej war definitiv beides. Letzteres war zwar nur Ahnung, dennoch war sie sicher, dass er ein einzigartiger Liebhaber sein würde, der keine Ve r gleiche scheuen musste.
In diesem Moment kam Kriminaloberkommissar H e diger im Laufschritt auf den Wagen zugelaufen und setzte sich etwas außer Atem auf den Beifa h rersitz neben Re u ter.
„Der Verdächtige ist nicht in der Firma, sondern in seiner Villa auf dem Land“ , informie r te er Reuter und speiste die Anschrift in den Computer ein.
„In seiner Villa?“
„ Ihnen w äre seine Luxusjacht oder sein Learjet lieber , woll ? “ Hediger setz t e ein fieses Grinsen auf. „Geldsäcke wie er haben alles und
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