Unheiliger Engel (German Edition)
dabei, eine wichtige Regel zu brechen.
Aufmerksamer wurde sie erst, als Reuter den Polizeifunk lauter drehte, der von einem U n fall etwa zwanzig Kilometer entfernt berichtete. Streifenwagen, Notarzt und Rettungsdienst wurden angefordert und als die Örtlichkeit genauer beschri e ben wurde, stockte Elaine der Atem. Das durfte nicht sein! Reuter griff sofort zum Handy und nach scheinbar endl o sen Sekunden war es Gewissheit, dass sich der Unfall in der Nähe der Kasamarov Villa zugetr a gen hatte. Diese lag außerhalb eines Dorfes und nur ein schmaler Waldweg führte dor t hin. Menschen waren verletzt und vielleicht sogar getötet worden .
„ Komischer Zufall“, brummte Reuter.
Ob Sergej etwas zugestoßen war? Nicht auszudenken.
„Vielleicht hat er Wind davon bekommen, dass wir auf dem Weg sind und wollte ve r schwinden“ , überlegte Hediger . „ W äre nicht das erste Mal, das s wir so etwas erleben, woll?“
„Nein, das denke ich nicht“ , gab Reuter zurück. „Es muss sich nicht zwi n gend um Kas a marov handeln, denn er wird Angestellte , Bedienstete und Zulieferer haben. Bald wi s sen wir mehr.“
In Elaines Gesicht bildeten sich heiße, hektische Flecken und am liebsten hätte sie Reuter g e beten, schneller zu fahren. Sie knetete nervös ihre klammen Finger und rutschte auf d em Sitz hin und her . Als sie wenige Kilometer weiter in der Ferne dichte Rauchwolken entdeckte, die aus einem Waldg e biet in den Himmel stiegen, packte Elaine blanke Angst. Die Wolken wirkten bedrohlich und künd e ten davon, dass zumindest eines der beteiligten Fah r zeuge in Brand geraten war. Es würde allerdings noch lange Minuten dauern, bis sie am Unfallort eintrafen und auch die Rettungswagen waren noch immer nicht vor Ort. Das war der Nachteil von einem beschaulichen Leben auf dem Land, denn im Notfall waren Rettung s kräfte schwer erreichbar. Wenn sie nur nicht zu spät kamen.
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Sergej wusste nicht, wie lange er das Bewusstsein verloren hatte, doch es wiede r zuerlangen bedeutete Schmerz und Verwirrung . Da waren irgendwo Stimmen und seltsame Gerä u sche. Jemand zog ihn über den kalten, feuchten Boden und jeder Zentimeter war eine Qual. Er hustete und spuckte Blut, als er angeh o ben und mit dem Rücken angelehnt wurde. Vielleicht an einen Baum, er wusste es nicht, denn er war nicht in der Lage , die Augen zu öf f nen. Blut und Dreck hatten sich zu einer harten Kruste verbu n den und nahmen ihm die Sicht, dazu war er zu schwach, seine Arme zu heben. Plötzlich spürte er kalte Hände, sie zogen seinen Kopf hart an den Haaren nach hi n ten in den Nacken.
„Du hast Glück, dass ich mich um Iwan kümmern muss . “
Annas Stimme. Wie kam sie nun schon wieder hierher?
„ Dieser Dummkopf. Anstelle dein Liebchen zu versorgen, wäre er beinahe selb st verbrannt und es wird dauern, bis er sich erholt hat. Aber du siehst schlimmer aus, das ist ein kleiner Trost.“
Sein Liebchen? Vielleicht hatte ihr Gehilfe Maddie für Elaine gehalten. A n na hatte ihren Tanz auf dem Ball beobachtet und sicher Schlüsse gezogen, die in der Realität noch nicht spruchreif waren. Sergejs aufgerissene Lippen ve r suchten , Worte zu formen, doch mehr als ein heiseres R ö cheln brachte er nicht hervor.
„Von deinem hübschen Gesicht ist wenig übrig, aber das wird wieder, wie wir wissen. Dass du den Wagen aufhalten k o nntest, ist beeindruckend. Du bist doch noch nicht gänzlich verweichlicht . “ S ie zog wieder an seinen Ha a ren. „Nur etwas desorientiert und fehlgele i tet.“
Er konnte kaum denken und nicht antworten und war kurz davor , wegzudämmern. Allein die Sorge, Anna könnte Maddie etwas antun, ließ ihn um sein B e wusstsein kämpfen. Er musste wach bleiben, sonst war alles umsonst.
„Den Helden zu spielen ist mit Aufopferung, Qual und Leid verbunden. Und ich mag es, wenn du leidest, Sergej . Das macht mich unglaublich an.“
Eine Schmerzwelle zuckte durch seinen Körper . E r stöhnte auf . Diese widerl i che Kreatur hatte keine Skrupel, an einem Schwerverletzten ihre sadist i schen Neigungen ausz u leben. Sie hatte sich kein Stück geändert.
„Spür den Schmerz, Liebling “, flüsterte sie lasziv und knabberte an seinem Hals.
A m Ende seiner Kraft konnte Sergej nicht verhindern, dass der Schmerz aus ihm Laute herausbrachte , die dieser Sadistin gefielen.
„Es dauert nicht mehr lange, dann werde ich dich ausführlich genießen, aber leider we r den wir bald nicht mehr allein sein.“
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