Unheiliger Engel (German Edition)
dahinterg e steckt hatte? War Sergej beteiligt gewesen ? Das Herz klopfte ihr bis zum Hals , als sie und ihre Kollegen versuchten, sich einen Überblick zu verscha f fen. Ein älterer Mann wurde von einem der Notärzte behandelt. Er schien außer L e bensgefahr zu sein.
„Hierher, hierher. Er stirbt.“
R ufe einer Frau ertönten, die in ersticktem Schluchzen endeten. Reuter und Elaine li e fen in die Richtung, aus der der Hilferuf gekommen war. Sie sah eine attraktive Frau, die mit Schmutz und Blut besudelt war. In ihren Armen lag blu t überströmt , bewusstlos und seltsam gekrümmt Sergej. Ela i ne stöhnte gequält auf.
„Du musst durchhalten, verlass mich nicht. Der Rettungswagen ist schon hier. Alles wird gut!“ Das panische Kreischen drang durch die qualvolle Du n kelheit, die sich wie ein Scha t ten über Elaines Herz gelegt hatte.
War er tot? Eine g rauenhaft e Vorstellung . Da bewegte er sich und ein R ö cheln kam aus seinem Inneren , das von einem Blutschwall begleitet wurde. Elaine schrie erstickt auf . Er war nicht tot, aber ganz sicher dem Tode nahe. Ihre Knie schlo t terten.
„ Versuchen S ie, wach zu bleiben, junger Mann . “ Reuter hatte sich neben Sergej gekniet. Wenigstens ihr Chef hatte sich im Griff und tat, was wichtig war. „ Sie dürfen nicht das Bewusstsein verli e ren!“
„Machen S ie doch bitte irgendetwas . “
Die Frau war hysterisch und ihre Stimme überschlug sich . Reuter gab H e diger einen Wink, die Frau zu einem Sanitäter zu bringen. Elaine hatte in der Zw i schenzeit den zweiten Notarzt mit seinem Team herangew inkt und mac h te Platz, damit sie sich um den Verletzten kümmern konnten. Mehr als erstarrtes War t en und Bangen war ihr nicht möglich. Die böse Vorahnung hatte sie also doch nicht getrogen. Sergej s ah zum Gotterbarmen aus und der junge Arzt und zwei Sanit ä ter mühten sich redlich, die Blutungen zu stoppen und ihn mit Medikamenten für den Transport zu stabilisieren. Während Re u te r und die anderen nach S puren suchten und mithalfen, die Unfallstelle zu sichern sowie den Unfallhergang zu r e konstruieren, blieb Elaine in Sergejs Nähe.
„Sie fahren mit.“ Reuter stand plötzlich neben ihr. Sie hatte ihn nicht kommen hören. „Geben Sie uns zeitnah Bescheid, wie es um die drei Verlet z ten steht.“
„Okay“, brachte Elaine hervor.
Er trat näher an sie heran. „Machen Sie sich auf das Schlimmste gefasst, aber ich denke, das sehen Sie selbst. Der Arzt geht davon aus, dass er die Fahrt ins Krankenhaus nicht übe r leben wird.“
Elaine spürte einen dicken Kloß im Hals und kämpfte mit den Tr ä nen.
„Sie werden sich danach zwei bis drei Tage Urlaub nehmen.“ Er blickte sie durchdringend an. „Das sage ich Ihnen als Freund. Kriegen Sie sich wieder in den Griff, Herzchen.“
Elaine nickte. Er hatte sie durchschaut.
„Als Chef teile ich Ihnen mit, dass ich eine gesunde Distanz , professionelles Verhalten und Objektivität verlange. Bei Befangenheit muss ich einen Pol i zisten vom Fall abziehen. Das wo l len wir doch b eide nicht, oder?“
„Nein“, antworte te Elaine rasch und drückte die Hand, die er ihr entgege n streckte. „Vielen Dank.“
„Wir sind alle nur Menschen. Und verdammt, er ist ein attraktiver Kerl, man könnte ne i disch werden. Also ab mit I hnen und denken Sie an das, was ich gesagt habe.“
Elaine war unendlich dankbar, dass ihr Chef ihr dieses Verständnis und Ve r trauen entg e genbrachte. Das würde sie ihm nie vergessen.
Auf der Fahrt im Krankenwagen bl ickte sie immer wieder auf Sergejs entstel l tes Gesicht und seinen g eschundenen und blutbesudelten Körper. Er war mit t lerweile intubiert und hing an Schläuchen und Apparaten, die das Leben in ihm hielten. Als der Arzt ihn so weit versorgt hatte, griff Elaine nach seine r Hand und hielt sie . Vielleicht war dies die letzte Berührung, die er unterb e wusst spüren konnte. Sie wusste so wenig über d iesen Mann und würde vie l leicht kein e Chance bekommen, ihn näher kennenzulernen und zu ergründen, warum sie so sin n lich und leidenschaftlich auf ihn reagierte . Ihr war, als hätte man ein Stück aus ihrem Körper gerissen und wenn er nun sterben würde, würde es für immer verl o ren sein.
I rgendwann waren sie im Krankenhaus und Elaine wartete im nach Desinfe k tionsmi t teln riechenden Flur, während das medizinische Personal emsig und beschä f tigt hin und her eilte. Die Situation hatte etwas Unrealistisches und Elaine war un fähig,
Weitere Kostenlose Bücher