Unheimliche Begegnungen (German Edition)
wird euch wahnsinnig machen. Ihr werdet in die Tiefe springen, weil euch der Irrsinn befällt. Das wird euer tödliches Schicksal sein.“ Ja er hörte die Worte, als würde sie ihm jemand ins Ohr flüstern. Er erinnerte sich genau an den Ort und der Begebenheit. Es war damals, als der Unhold seine Macht demonstrierte und der Engel mit dem flammenden Schwert sie töten wollte. (Band 1) Es wurde alles langsam zur Wahrheit. Jede Drohung zur grausamen Wirklichkeit.
War er doch nur auf Erden im Verlies unter der Burg und das hier nur eine Illusion? Oder befand er sich auf der dunklen Seite und wurde zum Spielball der finsteren Mächte?
Die Antwort konnte ihm wahrscheinlich nur dieser Wächter geben. Fast wie in weiter Ferne hörte er ihn sagen: „Nimm den Ring und halte ihn auf die vorgegebene Stelle im Mauerwerk.“
Vinc sah den Wärter mit der Hand auf eine kleine eingemeißelte Stelle an der Mauer zeigen.
Gleichzeitig erhob der Mann warnend seine Stimme: „Sobald du den Ring eingefügt hast, wird sich die Mauer öffnen. Nimm die Rune und laufe um dein Leben!“
„Und du?“, fragte Vinc besorgt.
„Ich habe meine Aufgabe erfüllt“, sagte der Wächter und löste sich vor Vinc Augen auf. Wieder dachte der Junge an eine Täuschung von Xexarus und wieder fielen ihm die Wörter des Unholds von damals ein.
Vinc zögerte einige Augenblicke, denn der Wächter hatte ihm ja nicht den Weg vorgegeben, den er zur Flucht benutzen sollte. Aber er musste es einfach wagen, den Ring einzufügen. Es würde sich wohl danach weisen, wohin er flüchten müsse.
Als er den Ring an die Gravur hielt, hörte er ein unheimliches Getöse. Die Erde fing an zu beben. Die Mauer vor ihm stürzte ein. Er sah ein Gestell mit einer Rune darauf. Er nahm sie, egal ob eine Falle zur Sicherung da war oder nicht. Er drehte sich um und wollte aus der Zelle flüchten, doch alles hinter ihm stürzte zusammen, als würde ein Erdbeben das Gefängnis vernichten. Er sah nach vorn. Eine Öffnung hatte sich gebildet. Die Worte des Wächters fielen ihm wieder ein: „Laufe um dein Leben.“ Ohne viel nachzudenken, steckte er die Rune in die Tasche und lief auf die Öffnung zu. Hinter sich blickend sah er, wie mit riesigem Getöse die Zelle einstürzte. Als er in die Öffnung vor ihm sprang, denn auf dem Boden lagen über einen halben Meter hoch Mauerreste, meinte er in einen Abgrund zu stürzen. Doch es kam ihm nur so vor, nicht wissend, wohin er abstürzte. Dann spürte er Nässe und merkte, wie ihn etwas mit sich zog. Er wurde umhergewirbelt. Zum Glück hatte er vorher durch den Schreck tief die Luft eingeatmet und sie instinktiv angehalten. Er ahnte, dass er wohl in einem unterirdischen Fluss gelandet war. Er konnte nichts sehen. Irgendwann spürte er festen Untergrund. Er musste an Land getrieben worden sein. Er stand aufrecht, aber sich nicht wagend einen Schritt in irgendwelche Richtung zu tun.
Er überlegte. Nach der damaligen Zeichnung zu urteilen, müsste dieser Fluss in einem See enden. Wieso fiel Vinc plötzlich der Wasserfall von der Felsengruppe wieder ein, der einen unterirdischen Abfluss haben musste. Natürlich war dies weit hergeholt, denn niemals konnten beides in einen Zusammenhang gebracht werden. Allerdings, wenn er so weiter nachdachte, könnte es der See sein, der einige Kilometer von dem Heimatstädtchen entfernt war. Vinc ertappte sich dabei, wie er immer wieder Vergleiche mit der Erde zog. Vielleicht war es auch das Heimweh, das ihn plagte, öfter an die Erde zu denken.
Jedenfalls musste er aus dieser unterirdischen Gefangenschaft heraus und das konnte nur geschehen, wenn er dem Flusslauf folgen würde. Aber ohne Licht konnte er es nicht. So entschloss er sich, wieder in das Wasser zu gehen, um sich weiter treiben zu lassen.
Es war schon unheimlich, in dieser Finsternis sich dem Schicksal zu überlassen. Wie leicht könnte der Fluss in die Tiefe stürzen. Deshalb achtete er auf jedes Geräusch, das vor ihm entstand. Er würde hören, wenn ein Wasserfall vor ihm tobte.
Doch der Fluss wurde nicht unruhiger, wie er es für gewöhnlich vor einem Wasserfall war, sondern er floss ruhiger dahin, sodass Vinc einige Male Schwimmbewegungen machen musste, um vorwärtszukommen.
Wieder erreichte er ein Ufer. Als er nach oben schaute, sah er Licht, das auch etwas seine Umgebung erleuchtete. Er stand auf einer schmalen Fläche. Auf beiden Seiten des Flusses konnte er steile Felswände erkennen. Sein Blick fiel nach vorn, dem Flusslauf
Weitere Kostenlose Bücher