Unheimliche Begegnungen (German Edition)
gelangten ins Freie und holten erst einmal tief Luft. Und dann geschah etwas Seltsames. Die Gestalten lösten sich auf, der Gestank verflog und es war so, als wären die Zellen niemals kurz zuvor von lebenden Wesen belegt gewesen. Nur vereinzelte Skelette lagen in ihnen.
Vinc war mehr als verwundert, er war richtig erschrocken. Was ging hier vor sich? Er sollte es in nächster Zukunft erfahren.
In einer Ecke des Kerkergewölbes war eine niedrige tiefe Nische eingehauen, darin lag auf dem harten bloßen Boden, von Stricken festgehalten, eine Gestalt.
Vinc nahm eine der Fackeln aus der Halterung und leuchtete hinein. Dieser Mann, der nun recht gut zu sehen war, hatte kein Hemd an, sodass Vinc auf seiner Brust Schnitte und blaue Flecke wahrnahm. Die Flecken waren teilweise vom geronnenen Blut überdeckt, sowie auch sein Gesicht diese Misshandlungsmerkmale aufwies.
„Wer bist du, dass du gesondert und gequält hier liegen musst?“, fragte Vinc.
„Ich bin der Runenwächter. Ich bin ein Vertrauter von Xexarus. Er übergab mir die Rune und schloss mich in diesen Kerker ein. Ich sollte die Rune mit meinem Leben bewachen.“
„Xexarus der böse Magier? Wie kommt er denn hier zu dieser Burgruine?“, fragte Vinc.
„Ich weiß es nicht. Diese Rune ist versiegelt. Nur ein Ring mit einer Schlange drauf kann das magische Siegel brechen. Aber wehe, falsch benutzt, dann wird dieser Kerker endgültig mit der Ruine zusammenstürzen und alles begraben.“
„Wenn du Verbündeter von Xexarus bist, warum erzählst du mir das?“, fragte Vinc wieder voller Argwohn.
„Ich kämpfe gegen die böse Seite. Ich muss mich tarnen. Um Xexarus zu täuschen, gab ich mich als seinen Verbündeten aus. Ich weiß, dass du den Siegelring bei dir trägst“, sagte der Wächter.
Wieder wurde Vinc Misstrauen weiter angeheizt. Kann das nicht eine Falle sein? Dieser Mann vor ihm eine Täuschung sein? Warum war er so redselig?
„Woher hast du Kenntnis von dem Siegelring, den ich in dem Beutel habe?“, fragte Vinc etwas irritiert.
Plötzlich geschah etwas Seltsames: Vinc sah den Zettel vor sich, den er damals fand, auf dem eine Burg zu sehen war, in deren Gemäuer die Abbildung eines Siegelrings und eines Käfigs sich befand, daneben ein Totenkopf. Durch den Berg, auf dem die Burg stand, floss ein Fluss, der in einem See endete.
„Du bist so schweigsam, mein junger Freund“, hörte Vinc den Wächter wie in weiter Ferne sagen.
„Wie? Was?“, fragte Vinc verwirrt.
„Ich kann in deinen Beutel sehen. Versteckte und geheime Dinge liegen für mich nicht im verborgenen. So sehe ich des weiteren ein Auge und einen Dolch darinnen. Dinge, die deinem jungen Leben rasch das Garaus machen könnten. Am gefährlichsten jedoch ist das Buch.“ Es war eine gewisse Ehrfurcht aus der Stimme zu hören, als der Wächter das Buch erwähnte.
Vinc ahnte, dass der Mann mehr wusste, als er im Moment zugeben wollte. Er wollte sich sachte an das Wesentliche herantasten deshalb fragte er zunächst: „Was war das für ein seltsames Geschehen? Ich meine diese Menschen, die sich aufgelöst hatten.“
„Sie dienten zur Abschreckung. Sie waren eine Illusion, die Xexarus entstehen ließ.“
„Dann ist er in unserer Nähe?“, fragte Vinc erschrocken.
„Nein. Diese Illusion besteht schon länger. Er hat diese armen Wesen, die einst hier gefangen waren, wieder auferstehen lassen. Mit Hilfe des Seelenfängers hat er ihre ruhelosen Seelen geholt, die dank deiner, befreit wurden und flüchten konnten, um auf dem Friedhof des Universums ihren Frieden zu finden.“
Bei der Schilderung des Wächters fiel Vinc die ruhelosen Seelen von ihren Ebenbildern wieder ein. Gleichzeitig, aber auch die Aufgaben, die noch auf ihn warteten und die schwindende Zeit. Er musste sich einfach auf seinen Instinkt verlassen, der da sagte, ohne Hilfe des Wächters würde er wohl nie an sein Ziel kommen und ihm einfach vertrauen.
Noch etwas fiel ihm auf. Dieses Verlies hier unten glich dem unter der Burg auf Erden. Vielleicht war sie es sogar. Nur waren hier die Gitter und Türen in einem noch gut erhaltenen Zustand. Vinc gab zu etwas verwirrt zu sein, denn schließlich befand er sich auf Arganon. Eigenartigerweise aber fielen ihm immer wieder Begebenheiten und Sätze von Personen ein, die er bereits begegnet war. So auch jetzt, als er damals den Unhold sagen hörte: „So werdet ihr bei uns auf der dunklen Seite niemals zwischen Illusion und Wirklichkeit unterscheiden können und das
Weitere Kostenlose Bücher