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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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nachts mit zehn Getreuen an dieser Burg vorbeigeritten. Plötzlich wäre eine Horde wilder Reiter mit furchterregendem Geheul über sie hinweggezogen. Kurze Zeit später zurückgekehrt und über die Leute hergefallen. Sie hätten ihnen bei lebendigem Leib das Blut ausgesaugt. Er hatte sich versteckt und das Geschehen mit Grausen verfolgt. Dann schrie einer der unheimlichen Reiter: Wir, die Teufelsritter, werden eines Tages allen das Blut ausgesaugt haben und dann ewig leben.“ Er schwieg einen kurzen Augenblick und lauschte in die Umgebung, so als habe er etwas gehört, doch als er feststellte, sich getäuscht zu haben, fuhr er fort: „Es wird vermutet, dass diese Teufelsritter von irgendjemand bekämpft wurden. Aber keiner weiß, von wem.“
    „Das müssen Vampire gewesen sein“, entfuhr es ungewollt Vinc. Dieser irdische Ausdruck war ebenso unbekannt wie die Bezeichnung des Teufels noch das Wort Ritter. Aber Black reagierte nicht weiter.
    „Ich hörte einmal von einer unterirdischen Treppe“, sagte Black nur. „Ich glaube, das war auch der Unbekannte, der sie erwähnte.“
    Es war nicht mehr lange Tag und sie mussten bis zum Anbruch der Nacht zu einem Ziel kommen. Mit verdoppelter Schnelligkeit liefen sie rund um die Höhe, die hier vielfach zerklüftet und zerspalten war.
    Als sie die Mitte erreichten, bemerkten sie eine Schlucht, der sie folgten. Sie bogen in sie ein und gelangten in einen Felsenkessel, der mitten in den Bergen lag. Die den Kessel bildenden Felsen stiegen rundum fast senkrecht zum Himmel empor und oben sahen sie die Ruine liegen.
    Die Felsmauern des Kessels waren hinreichend mit Vorsprüngen und Einschnitten versehen, um ihnen bei der nötigen Vorsicht Deckung zu gewähren.
    Sie bewegten sich, mal langsam schleichend, mal wieder in schnellen Sprüngen, vorwärts und gelangten unbemerkt in einen schmalen, tiefen Spalt, der unterhalb der Ruine in den Felsen geschnitten war. Von dieser Kluft aus musste die verborgene Treppe zur Höhe führen, denn eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Sie drangen in den Spalt ein und fanden ihre Vermutung bestätigt. Noch nicht weit gegangen entdeckten sie eine niedrige türähnliche Öffnung im Felsen, in die eine aufwärts führende Stufenreihe mündete.
    „Hinauf!“, gebot Vinc.
    „Noch nicht!“, widersprach Black. „Wir müssen erst wissen, wohin der Spalt weiterführt.“
    Vinc wurde wieder einmal misstrauisch. Wieso kannte Black nicht den Weg genau, wenn er schon einmal seinen Vetter getroffen hatte. Er fragte ihn danach.
    Da die Antwort ohne Überlegung spontan kam, stufte Vinc sie als Wahrheit ein: „Wir trafen uns unten im Tal. Ich durchstreifte damals die Gegend, um für uns Geächtete ein geeignetes Versteck zu suchen. Da gesellte er sich zu mir und wir plauderten bis in den Morgen.“
    Sie gingen wieder vorwärts. Der Einschnitt aber lief nicht mehr weiter in den Felsen hinein.
    Da aber, wo er endete, bot sich ein unerwarteter Anblick.
    Zu einem Haufen lagen aufgeschichtet Knochen und Schädel von irgendwelchen Personen, die deutliche Spuren davon zeigten, dass sie von Tieren abgenagt worden waren. Zerrissene Kleiderfetzen mischten sich darunter und einige davon, die an den scharfen Felskanten über ihnen hingen, erklärten, wie die Knochen an diese Stelle gekommen waren.
    Sie befanden sich an einer auf Arganon eigentümlichen Richtstätten, bei der die zum Tode verurteilten vom Felsen in den Spalt gestürzt wurden. Ein Verfahren, das wohl nicht selten vorkam, denn sie zählten über zwanzig Schädel.
    Mit Abscheu wendeten sie sich ab und suchten den Eingang der Treppe wieder auf.
    Es schien, als habe hier einst ein Erdbeben auf die feste Masse des Felsens gewirkt. Der Spalt, den sie benutzt hatten, war wohl eine Folge davon und auch der Aufstieg, in den sie jetzt eindrangen, war jedenfalls nicht künstlich eingehauen, sondern von der Natur gestaltet und dann zur Anlegung einer Stufenreihe benützt worden.
    Sie mussten alle Augenblicke gegenwärtig sein, einem Ungetier oder sogar einem Krieger des Tyrannen zu begegnen. Deshalb tasteten sie sich nur vorsichtig und unter Vermeidung allen Geräusches empor. Der Aufstieg war so eng, dass sie nur hintereinandergehen konnten. Bei einer feindlichen Begegnung war also keine gegenseitige Hilfe möglich, doch glich es sich dadurch wieder aus, dass auch ihnen gegenüber nur ein einziger Mann Platz finden konnte.
    Da die Stufen verschieden hoch waren, erreichten sie erst nach längerem und sehr

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