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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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beschwerlichem Steigen unbemerkt das Ende der Treppe.
    Eine Tür hatten sie im Grunde sowieso nicht erwartet, aber dennoch fanden sie den Eingang verschlossen. Es lag ein Felsstück davor, das, wie die Untersuchung erwies, mit Hilfe irgendeiner für sie unsichtbaren Vorrichtung nach innen bewegt werden konnte. Alle ihre Anstrengungen, es zu beseitigen, waren vergebens.
    „Was jetzt?“, fragte Vinc. „Wir müssen hinein.“
    „Wir müssen von der anderen Seite hinein“, schlug Black vor.
    Sie stiegen wieder abwärts. An dem einen Ausläufer des Hufeisens schlugen sie einen Bogen und gingen in gerader Richtung auf die Ruine zu.
    Die Sonne tauchte nun endgültig ab, als sie den hohen offenen Eingang erreichten.
    Bisher hatten sie, trotz sorgfältiger Beobachtung des alten Gemäuers, kein Wesen erspäht, doch nahmen sie an, wenn jemand da war, ihr Kommen sicherlich bemerkt wurde.
    Oben angelangt verharrten sie noch ein wenig hinter den Säulen. Jedoch es war nichts Verdächtiges zu sehen.
    Das Innere des halbverfallenen Baues war besser erhalten, als es von außen den Anschein hatte.
    Vor ihnen lag eine offene, von Säulen getragene Halle, an deren Seiten sich noch mehrere Gemächer anzuschließen schienen. Sie sahen, dass sie leer waren und schritten auf sie zu. Die Nebenräume hatten keine Türen und waren ebenfalls leer. Jetzt gelangten sie durch einen hinteren Ausgang in einen zweiten Hof. Schon wollte Vinc den Hof betreten, als Black ihn am Arm faste. „Da hinten steht jemand. Er dreht uns den Rücken zu und hat uns noch nicht bemerkt.“
    Mit diesem Satz sprang Black in weiten Sätzen über den Hof hinüber und packte den Mann an der Kehle. Vinc eilte ihm nach und kam noch zur rechten Zeit, um zu verhindern, dass er ihn erwürgte.
    Er nahm die Hand von der Gurgel, aber hielt ihn fest, wobei er sagte: „Ich wollte ihn nicht töten. Ich will ihn nur einiges fragen.“
    Doch als er das Gesicht des Mannes sah, nachdem er sich umgedreht hatte, rief er erstaunt: „Leichtweiß!“
    „Du bist doch mein Vetter Black. Ich habe euch erwartet. Aber diesen Jüngling nicht. Wieso bringst du ihn hierher?“, fragte Leichtweiß.
    „Er soll die Seelenrune finden. Weißt du, was das ist?“, fragte Black.
    „Allerdings. Sie befindet sich unten in den Verliesen. Ich wusste, dass da eine Rune ist, aber nicht was für eine.“
    Vinc betrachtete den Räuber immer noch mit Ehrfurcht. Er konnte nicht glauben, diesem legendären Räuber von seinem Heimatstädtchen gegenüberzustehen.
    „Er kann nach unten gehen und sie holen“, sagte Leichtweiß.
    „Warum holt ihr sie nicht für mich?“, fragte Vinc argwöhnisch.
    „Ich habe meine Gründe. Aber wenn du sie nicht willst, bitte, es ist dein Wille“, meinte Leichtweiß.
    „Ich werde mit dir gehen“, bot sich Black an.
    Sie begaben sich zum Treppeneingang. Die Stufen führten abwärts in einen unterirdischen Raum, in dem sich links und rechts einige Zellen befanden, die durch dicke Eisenstäbe gesichert waren.
    „Ich bleibe hier und sichere den Eingang, damit wir vor unliebsamen Überraschungen sicher sind“, sagte Black.
    Inzwischen vertraute Vinc ihm voll und ganz.
    „Wo finde ich die Rune?“, fragte Vinc, obwohl er ahnte, dass auch Black es nicht wissen konnte. Er zuckte, wie erwartet, nur mit den Achseln.
    Beim Betreten des nachfolgenden Raums kam Vinc ein widerlicher Geruch entgegen, der je weiter er in den Raum schritt, ekelhafter wurde und zu einem Brechreiz führte.
    Aus den Zellen kam irgendein Gewimmer von Gefangenen, die ihr Leid durch klagende Laute verringern wollten. Hauptsächlich Frauen und Kinder gaben diese Töne von sich.
    Doch Vinc fand die Schlüssel an der Wand in der Nähe des Eingangs hängend.
    Er ging zu einer der Zellen, um die Befreiung der armen Kreaturen zu vollenden. In ihrer Nähe wurde der Gestank fast unerträglich. Nun sah er auch den Grund. Sie konnten ihre Notdurft nicht anderen Orts verrichten, sondern auf dem Boden des Kerkers. In Vinc kam eine unermessliche Wut auf, wenn er sah, wie Kinder, Frauen und Männer gemeinsam eine Zelle teilten und somit sich vor den anderen entblößen mussten.
    Vinc schloss rasch eine Zelle nach der anderen auf.
    Die Gefangenen beachteten ihn kaum, sondern eilten zu der Treppe, an der der Block den Ausgang versperrte. Stricke waren schuld, dass er vorher von der anderen Seite nicht bewegt werden konnte.
    Vinc öffnete die Schlingen. Durch Gegengewichte schob sich der Block zur Seite. Die Gefangenen

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