Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Kämme dieser Bodenwellen bildeten Furten und zwischen ihnen, in den tiefer liegenden Stellen, was er nicht wissen konnte, lauerte das Verderben.
Vinc sah sich um und zuckte mit den Achseln und sagte halblaut zu sich:
„Das ist wohl die Frage aller Fragen. Wo liegt die Festung?“
Doch dann sah er gehäufte Steine.
„Das scheinen Wegweiser zu sein.“
Er ging zu einem hin. Der Sandsturm hat sie nicht bedeckt, im Gegenteil, er hatte den Sand weggepustet und sie aufgedeckt.
Allerdings zeigten sie keine Richtung, denn sie waren nach vorn gereiht und auch nach hinten.
Er sah sich noch einmal die Fläche genauer an, auf der sie gelegen hatten. „Die hätten mir wenigstens einen Hinweis geben können“, meinte er wieder im Selbstgespräch.
Nach näheren betrachten, sah er, dass fast unauffällig ein größerer Stein neben der Häufung lag, als wäre er von ihm heruntergefallen, was er auch anfangs geglaubt hatte. Aber nun, da er ihn genauer betrachtete, erhielt dieser einzelne Stein eine Bedeutung. Er wies ihm die Richtung.
So konnte er den Weg fortsetzen im Glauben, er führe zu der sagenhaften Festung der magischen Zwölf.
Nach einiger Zeit waren auch links von ihnen solche Steinhaufen zu sehen, nur noch höher geschichtet.
„Woher nur die, die das aufbauten, die vielen Steine hatten?“, fragte sich Vinc, denn je weiter er schritt, desto dichter wurden diese Anhäufungen. „Warum werden die immer geringer im Abstand?“, fragte er sich weiter.
Er gab sich selbst darauf eine Antwort: „Ich nehme an, wegen der Sandstürme, um keinen der Haufen zu übersehen“, war sich aber nicht sicher.
Was er nicht wissen konnte, dass die Wüste nicht vollends ausgetrocknet, sondern immer noch ein Teil des magischen Moors vorhanden war.
Die Einsenkungen waren zum großen Teil mit Sandmassen gefüllt und nur in der Mitte der einzelnen Bassins hatte sich eine ziemlich beträchtliche Wassermasse erhalten, die manchmal mit einer Kristalldecke überzogen war, die silbern spiegelte. Dieses Aussehen erhielten die Miniseen durch die Salzkruste, mit der sie bedeckt waren und deren Dicke sehr verschieden war, sodass sie zwischen zehn und höchstens zwanzig Zentimeter schwankte. Nur an einzelnen Stellen war es möglich, sich ohne Lebensgefahr auf sie zu wagen. Wehe dem, der nur eine Handbreit von seinem Weg abwich. Die Kruste gab nach und der Abgrund verschlang augenblicklich sein Opfer. Unmittelbar über dem Kopf des Versinkenden schloss sich alsbald die Decke wieder. Das Wasser dieser Seen war grün und dickflüssig und salziger als auf Erden das Tote Meer. Die eigentliche Gefahr beim Einbrechen durch die Salzdecke war bedingt durch die Massen eines flüssigen beweglichen Sandes, der unter der hellgrünen Wasserschicht schwamm.
Für Vinc aber war der vergangene Sandsturm im Nachhinein noch gefährlicher, weil er zwar die Steinhäufungen frei geweht hatte, aber der Sand in einer kleinen Schicht auf der Kruste der Salztümpel liegen geblieben war und mit den übrigen festen Flächen eine Einheit im Aussehen bildete. Ohne Sand erinnerte der Anblick dieser tückischen Flächen, unter denen der Tod lauerte, an einzelnen Stellen an den bläulich schillernden Spiegel.
Vinc wusste, er müsse sehr vorsichtig sein, es schien, als wiesen diese Haufen auf einen Pfad hin, den er nicht verlassen sollte.
Er konnte diese tückische Fläche, wie bereits erwähnt, durch den draufliegenden Sand nicht sehen.
Zögerlichen Schrittes ging er tastend vorwärts, höchst konzentriert, um jedes kleinste Detail des Ungewöhnlichen zu bemerken. Es war schwer zu unterscheiden, was normal in dieser Umgebung war oder eine Gefahr darstellte, zumal er dieses Gebiet nicht kannte.
Hatte man eine Gegend schon des Öfteren erforscht, dann gewöhnt man sich an das Normale und achtet auf jede Veränderung, aber man wird auch wegen der Gewohnheit lässiger. Doch in diesem Fall entging es ihm nicht, dass sich links und rechts seines Pfades Luftblasen bildeten, als würde sie ein Taucher ablassen.
Das gefiel ihm gar nicht. Wenn die giftig sind, kann es für mich ganz schön gefährlich werden. Ich kann ihnen nicht mehr ausweichen, dachte er.
Plötzlich tauchte ein Schädel aus einer der Blasen auf. Er war nicht mehr an einem Rumpf befestigt. Seine Verwesung schien noch nicht lange her.
Es bestand nun die Gefahr, dass er sich zwar auf das Wesentliche konzentrierte, wie hier auf den gefährlichen Untergrund, dabei aber eine drohende Gefahr von oben außer Acht
Weitere Kostenlose Bücher