Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Kerze sicher stand und auch gründlich gelöscht wurde. Sie brauchten das Licht auch meist nur, wenn sie etwas lesen wollten.
„Ich habe das Gefühl, als beobachte uns jemand“, meinte Tom und starrte auf die vor ihnen liegenden Gegenstände.
Vinc schaltete die Taschenlampe an, und beleuchtete damit den Innenraum. Er brauchte die Batterie nicht mehr zu schonen, sie hatte an dem heutigen Tag ihre Dienste getan.
Vor ihnen lag der Dolch, ein Glasauge, fast glaubten sie, es wäre ein echtes und ein Siegelring, der eine Schlange als Gravierung aufwies.
Vinc deutete auf das Auge und meinte: „Du fühlst dich durch das Ding beobachtet.“
Tom schüttelte den Kopf: „Nee, ich glaube eher, einen Geist um mich zu haben.“
„Dein Geist wird es wohl nicht sein, der scheint noch in deinem Bett zu ruhen“, spöttelte Vinc.
„Sei mal Ernst. Könnten das nicht Dinge von Diebstählen des Räubers sein? Vielleicht war es seine Höhle, in der er sich versteckte.“
Vinc nickte zustimmend und meinte: „Könnte möglich sein.“ Doch dann schüttelte er den Kopf: „Wann hat der Räuber Leichtweiß gelebt?“
Tom überlegte und antwortete „Ich glaube im siebzehnten Jahrhundert. Warum?“
„Soviel ich weiß, wurde das erste Glasauge um achtzehnhundertfünfzig herum hergestellt.“
„Woher weißt du das denn?“, fragte Tom skeptisch.
„Holzauge …“, „Glasauge“, berichtigte ihn Tom.
„Holzauge …“, „Glasauge“, unterbrach ihn Tom wieder.
„Halt mal die Klappe. Ich wollte dir nur auf die Frage antworten, woher ich das wisse. Und da wollte ich nur sagen: Holzauge sei wachsam. Sollte ein Witzchen sein. Ich meinte damit, dass du in der Biologiestunde wieder mal gepennt hast. Da hatten wir einmal etwas über den menschlichen Körper und es wurden Dinge aufgezählt, die bisher künstlich am Menschen ersetzt wurden. Darunter fiel auch das Auge und irgendwie blieb die Jahreszahl in meinem Gedächtnis haften.“
„Mensch hast du eine Erinnerung“, gab Tom bewundernd zu.
„Habe ich. Nur wenn ich von einem Geld gepumpt habe, da hört sie auf.“
Doch auch Vinc bekam das eigenartige Gefühl, als würden sie beobachtet.
„Weißt du was? Wir erzählen von der Höhle dem Bürgermeister, vielleicht veranlasst er es, dass sie frei gebaggert wird“, schlug Tom vor.
„Und wenn sie keine hinter dem Geröll finden? Sagst du ihnen dann, du hast von ihr geträumt?“, fragte Vinc zweifelnd.
„Wir können doch die Dinge zeigen, die wir gefunden haben. Das könnte sie überzeugen.“
Doch Vinc hatte Einwände: „Schau dir die Objekte einmal an. Der Dolch sieht wie neu aus, das Glasauge sieht einem echten Auge täuschend ähnlich, als sei es vor kurzem hergestellt worden und der Siegelring glänzt. Sind dies Gegenstände, die Jahrhunderte in einer dreckigen feuchten Höhle lagen?“
„Du hast recht. Vielleicht gibt es noch einen Eingang. Und ein Dieb der heutigen Zeit hat sie versteckt.“
„Hallo Tom, rufe einmal deine hinteren Gedanken auf, sie mögen durch die Vordertür kommen. Überlege mal: Wie doof müsste ein Dieb sein, der eine Höhle für das Versteck einer Beute nimmt und diese Gegenstände verstreut. Außerdem, wie soll er in die Höhle gekommen sein?“, argumentierte Vinc.
„Vielleicht mochte er sie nicht oder sie waren zu heiß, um sie zu verkaufen.“
„Hallo Tom! Lenke einmal deine Hörmuschel in meine Richtung. Ich fragte: Wie soll er in die Höhle gekommen sein?“
„Vielleicht gibt es noch einen Eingang.“
„Möglich. Aber nein mein lieber, ich glaube an etwas anderes. An eine Deutung. Diese Sachen sind dort eigens für uns hingelegt worden. Sie waren in dem Bereich, in dem wir suchen würden, also ziemlich vorn und so glänzend, dass wir sie unbedingt im Schein der Taschenlampe sehen mussten. Dein Traum war keine reine Illusion, sondern er führte uns und warnte auch zugleich wegen dem Verschluss des Eingangs. Hier ist etwas im Gange. Nur ich fürchte, wir werden in etwas hineingezogen, das uns sehr viel Schwierigkeiten machen wird.“
Vinc wusste noch nicht, wie recht er hatte.
***
Unterwegs zur Schule begegneten sie den fiesen Jim. Er ging mit Vanessa in dieselbe Klasse und war einer ihrer heißesten Verehrer, was bei Vinc stets Eifersuchtsschübe hervorrief. Die Bezeichnung fies vor Jims Namen war mehr als berechtigt. Er fütterte die Enten auf dem Stadtparkweiher nicht aus reiner Tierliebe, sondern nur damit sie fett wurden und er sie dann gebraten vertilgen konnte.
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