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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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auf der Erde nicht üblich, sagte ich. Ich glaube, Sie werden sich sehr umstellen müssen.
    Mir kam, was der gute Sonnenblume uns jetzt auftischte, ziemlich merkwürdig vor. Ich roch förmlich, daß noch etwas dahintersteckte. Bloß um eine Lumen-Gesellschaft durch den Raum zu transportieren, hätte ich nicht Merkur Erdenson zu sein brauchen, da hätte auch der Fahrer eines Raumreisebusses genügt. Und wenn ich auch nicht jedes Körnchen von Omega elf auflesen und registrieren wollte, wie ich mir jetzt vor Sonnenblume den Anschein gab, so wollte ich aber auch nicht mit halben Auskünften und Tonbändern abgespeist werden.
    Ich sagte, Sie müssen verstehen, Herr Sonnenblume, daß wir zumi n dest etwas über die chemische Zusammensetzung des Modderwindes erfahren und vor allem die unheimlichen Erscheinungsformen persö n lich kennenlernen müssen, um uns über sie ein Urteil zu bilden. Vie l leicht ist es Ihnen ungewohnt, aber auf der Erde ist es im allgemeinen üblich, daß man sich über Erscheinungen selbst ein Urteil bildet. Und wenn man sich aus mangelnder Sachkenntnis nicht sofort ein gültiges Urteil bilden kann, dann hat man aber wenigstens das Recht, einen pe r sönlichen Eindruck von der Erscheinung zu gewinnen. Also, das Recht steht jedem Erdenbürger zu. Darüber wird bei uns nicht viel geredet, es ist selbstverständlich.
    Hier ist es an sich nicht viel anders, sagte Sonnenblume, nur sind die Dinge eben äußerst kompliziert und auch nicht ungefährlich. Was den Modderwind betrifft, so haben wir draußen ein Meßgerät installiert, das aus einer Stahlplatte von zehn Zentimeter Dicke, einer Aluminiumpla t te von der gleichen Dicke und einem Plaststück von zwei Zentimeter Dicke besteht. Wenn der Modderwind vorüber sein wird, werden Sie aber bis auf die Plastplatte keine Platte mehr vorfinden. Der Modde r wind hat sie restlos vernichtet. Sie werden jetzt auch verstehen, warum wir das Raumschiff so sorgfältig in einen Schuppen gebracht und es wie dünnes Glas behandelt haben. Es hat Milliarden Kilometer Raumfahrt überstanden, aber einen Modderwind übersteht es nicht. Darum war auch das Landemanöver so schwierig. Sie mußten dem Modderwind entgehen.
    Das waren also die grausamen Wolken, die uns die Sicht versperrten?
    Wenn Sie nachher die Plastplatte betrachten, werden Sie sehen, auch sie ist schwer angeschlagen, teilweise durchlöchert, aber immerhin noch in Resten vorhanden.
    Trotzdem, sagte ich, möchte ich diesen fabelhaften Wind mal selbst auf mich wirken lassen, außerdem will ich sehen, wo er entsteht.
    Ja, sagte Sonnenblume, wenn Sie zu den Stätten wollen, wo diese Verbrecher alles in die Luft ablassen, wo sich der Abfall türmt und wo die schwarzen, gelben und braunen Wolken aufsteigen, ein Vulkan ist gar nichts dagegen, und wenn Sie sich dem früher fischreichen Omeg a fluß nähern wollen, der heute nur noch eine dampfende schwarze Br ü he ist, aus der ätzende Gase aufsteigen, dann müssen wir in Saue r stoffanzügen hinfahren und in einem absolut undurchlässigen Fah r zeug, einer Kapsel auf Rädern. Und wenn Sie wollen, nehme ich ein paar Vögel mit, die ich dann fliegen lasse. Sie fliegen nicht lange, sie stürzen schon nach wenigen Minuten tot in den giftigen Fluß.
    Ach, nein, sagte Elektra, das ist nicht nötig, wir glauben das auch so.
    Wenn Sie alles wissenschaftlich beurteilen wollen, sollten Sie sich auch dies nicht ersparen. Ja, Frau Elektra Erdenson, es geht auf Omega elf seit einiger Zeit grausam zu. Der Fluß zersetzt die Vogelkörper. Sie lösen sich auf wie eine Tablette im Wasser. Der gute Mann weinte.
    Am nächsten Tag, das heißt, nachdem das Wetter umgeschlagen war, fuhren wir in die Produktionszone von Omega elf. Sonnenblume hatte nicht übertrieben. Die Horrorbilder, die Filme, die wir aus einer der grauen Vorzeiten der Erde haben, wo unsere Vorväter die Erde ve r stänkerten und vergifteten, bis sie es in letzter Minute zu riechen anfi n gen und aus Selbsterhaltungstrieb davon abkamen, diese Dokumente unserer irdischen Geschichte verblaßten hinter dem Höllenpanorama, das wir auf Omega elf sahen.
    Auf der Rückfahrt bekamen wir noch etwas von dem aufkommenden Modderwind mit. Die Vögel ersparte uns Sonnenblume auf Elektras Bitten doch. Später fand ich auch bestätigt, was er uns vom Zerfall der Stahl-, Aluminium- und Plastplatten erzählt hatte. Er sah uns erwa r tungsvoll an, er glaubte wohl, wir wären vor Entsetzen fassungslos.
    Er schien ein bißchen beleidigt,

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