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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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stellen sich das sehr einfach vor, Erdenson. Die Prudenten wollen von Ihnen ja gar nichts wissen, das haben Sie doch gemerkt.
    Mir sind Leute nicht so unsympathisch, die nicht gleich was von mir wissen wollen, die mich nicht gleich Bruder nennen und mich womö g lich betatschen und beschlecken, sagte ich. Auch in persönlichen Bezi e hungen muß es eine Ökonomie geben. Explosive Sympathie, die im Raum zerplatzt und nichts hinterläßt als gähnende Leere, ist uneffektiv. Ich will mal zu ihnen hin.
    Es geht ja nicht darum, sagte Elektra, und das fand ich klug, denn Sonnenblume schien es nicht zu schmecken, daß ich mit den Prudenten so dicht zusammenkommen wollte. Es geht nicht darum, sagte sie, daß wir mit ihnen Sympathiekundgebungen veranstalten. Diese Ersche i nungen sind für uns nichts als Forschungsobjekte. Wir sind verpflichtet, sie so gründlich wie möglich zu studieren. Nur so können wir hinter ihre Absichten gelangen und der irdischen Wissenschaft einen Dienst erweisen. Und Sie, lieber Sonnenblume, wollen doch sicherlich der E r de etwas mitbringen, und das wäre dann dieser Bericht, den wir verfa s sen und an dem Sie mithelfen. Ob man allerdings wie Merkur einen direkten Kontakt, praktisch hautnah, aufnehmen sollte, bleibt zu übe r legen.
    Wenn ich recht verstehe, sagte Sonnenblume säuerlich, möchten Sie morgen noch mal in das Zentrum der Hölle?
    Ja, sagte ich, wenn’s recht ist.
    Dann also gute Nacht, sagte er. Von der Seite schien er mir finster.
    Können Sie übrigens notfalls ein Raumschiff steuern, verstehen Sie was von Raumfahrt, haben Sie die Prüfung gemacht?
    Natürlich nicht, sagte er. Ist das Bedingung?
    Für Passagiere nicht unbedingt, sagte ich, aber es könnte eine Notlage eintreten. Elektra und ich könnten krank werden und sterben. Da wäre es gut, wenn einer einspringen könnte.
    Ich verstehe leider nichts davon, sagte er.
    Dann wird es schon so gehen, sagte ich. Er sah sich noch mal nach Elektra um und lächelte hilflos.
    Der Arme, sagte sie zu mir.
    Wir Armen, sagte ich. Komm wieder ins Wasser.
    Ich bin sehr müde.
    Dann legen wir uns ins Bett.
    Die Torte war so elastisch, daß man auf ihr schwebte wie ein Verzi e rungsengel. Ich war wohl mehr ein Verzierungsfaun.
    Wir schlafen ein bißchen und halten uns dabei fest, dann wachen wir wieder auf und haben noch die ganze Nacht vor uns, sagte Elektra.
    Aber sie täuschte sich. Die Fenster gingen auf. Wir hörten unten die Containerwagen und auf dem Gang den Mann mit der Reißmaschine, die unser Bett in Stücke fetzen sollte.
    Draußen rannten wir mit Sonnenblume zusammen. Sehen Sie, sagte er, auch die Produktion stößt mit immer kleineren Intervallen. Kürzlich hatte man ein Bett oder eine Duschanlage noch vierundzwanzig Stu n den, jetzt nur noch zwanzig. Und wie wird es morgen sein?
    Die neue Einrichtung kam schnell, aber wir konnten nicht mehr schlafen.
    Wir waren trüber Stimmung.
    Elektra war so schlecht gelaunt, daß sie mich nicht ansah.
    Als ich sie anfassen wollte, sagte sie, rempel mich doch nicht dauernd an, Erdenson.
    Wir wollen dann also zu den Prudenten, sagte ich. Aber in Form war ich überhaupt nicht.
     
     

14
    Auf der Fahrt sagte Elektra plötzlich zu Sonnenblume, wir sind ja g e stern gar nicht zum Standesamt gefahren und haben uns nicht als l e bend zurückgemeldet.
    Ich sagte, Sonnenblume will uns die Feier anläßlich unserer Wiede r geburt vorenthalten.
    Elektra meinte todernst, um die Feier geht es mir nicht, aber wo bleibt die ärztliche Untersuchung, die gleich nach unserer Rückkehr stattfinden sollte?
    Sonnenblume wurde ein Klatschmohn im Gesicht. Es ist mir peinlich, aber die Dinge spitzen sich derart zu. Man schafft gar nicht mehr alles. Der Arzt hat die neue Untersuchungsmaschine zerschlagen, kaum daß er sie erhalten hatte. Sein historisches Stethoskop hat ihm ein demo n tierender Greifer aus der Westentasche entführt. Wir sind nun praktisch ohne ärztliche Versorgung.
    Aber das Standesamt haben Sie noch? fragte Elektra.
    Ja, aber wir mußten doch gestern so eilig ins Hotel zurück. Der Mo d derwind jagte uns ja förmlich. Und heute früh hätten wir Sie wieder abschreiben lassen müssen.
    Aber daß wir dauernd abgeschrieben sind, geht eigentlich auch nicht, sagte Elektra, wir müssen doch existieren.
    Ja, sagte ich, wir müssen existieren und auch wieder nicht existieren. Wir müssen eingetragen und ausgetragen werden, abgeschrieben und aufgeschrieben. Das muß dauernd wechseln. Sonst ist ein Leben

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