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Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay

Titel: Unheimlicher Horror: d. übernatürl. Grauen in d. Literatur ; Essay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Vorspiegelungen immer unverkennbar, so dass seine Größe niemals Gefahr laufen wird, in den Schatten zu geraten. In der definitiven Ausgabe seiner gesammelten Werke finden sich die unheimlichen Geschichten hauptsächlich in den beiden Bänden CAN SUCH THINGS BE? und IN THE MIDST OF LIFE. Der erste Band ist fast ausschließlich dem Übernatürlichen vorbehalten.
    Viele der besten Werke der amerikanischen Literatur des Grauens entstammen der Feder jener Autoren, die sich dieser Gattung nicht vorrangig gewidmet haben. Oliver Wendeil Holmes' historisch interessanter Roman ELSIE VENNER deutet mit bewunderter Zurückhaltung etwas unnatürlich Schlangenartiges im Wesen einer jungen Frau an, die unter einem vorgeburtlichen Einfluss steht, und bestärkt die geschaffene Atmosphäre mit erlesenen Landschaftsschilderungen. In THE TURN OF THE SCREW triumphiert Henry James stark genug über seine unweigerliche Überladenheit und Langatmigkeit, um ein wahrhaft überzeugendes Klima finsterer
    Bedrohung zu schaffen: es schildert den abscheulichen Einfluss, den zwei böse tote Dienstboten, Peter Quint und die Gouvernante Miss Jessel, über einen kleinen Jungen und ein kleines Mädchen ausüben, die einst ihrer Obhut anvertraut waren. James ist vielleicht zu weitschweifig, zu salbungsvoll gesittet und zu sehr sprachlichen Feinheiten verpflichtet, um all das wilde und vernichtende Grauen, das in seiner Situation steckt, voll und ganz auszuschöpfen; aber dennoch erlebt man eine einzigartige, steigende Welle des Entsetzens, die im Tod des kleinen Jungen kulminiert, und dies Entsetzen weist der Novelle einen bleibenden Platz im Genre der unheimlichen Literatur zu.
    F. Marion Crawford verfasste mehrere unheimliche Erzählungen unterschiedlicher Qualität, die nun gesammelt in einem Band unter dem Titel WANDERING GHOSTS vorliegen. »For the Blood Is the Life« behandelt eindringlich einen Fall von Vampirismus, der sich unter dem Einfluss des Mondes in der Nähe eines alten Turmes auf den Felsen der süditalienischen Küste ereignet. »The Dead Smile« erzählt vom Grauen einer Familie, das sich in einem alten Haus und einer Familiengruft in Irland abspielt, und lässt ungeheuer eindrucksvoll die »Banshee«, die irische Todesfee, auftreten. Crawfords unheimliches Meisterwerk jedoch und dazu noch eine der ungeheuerlichsten Horrorgeschichten der Literatur überhaupt ist »The Upper Berth«. In dieser Geschichte von einer Schiffskabine, in der der Geist eines Selbstmörders umgeht, kommen solche Dinge wie die geisterhafte Salzwasserfeuchtigkeit, das eigenartig geöffnete Bullauge und der alptraumhafte Kampf mit dem namenlosen Objekt unvergleichlich gelungen zur Sprache.
    Durchaus unverfälscht, wenn auch nicht ohne die manierierten Überspanntheiten, die so typisch sind für die neunziger Jahre des
    19. Jahrhunderts, meldet sich das Grauen im Frühwerk von Robert W. Chambers, der sich seitdem mit Arbeiten ganz anderer Art einen Ruf erworben hat. THE KING IN YELLOW besteht aus locker miteinander verbundenen Kurzgeschichten, deren gemeinsamer Hintergrund ein abscheuliches und verbotenes Buch ist, dessen Lektüre Entsetzen, Wahnsinn und gespenstische Tragik verbreitet; trotz unterschiedlicher Anziehungskraft und der etwas trivialen und affektierten Kultivierung jener gallischen Atelieratmosphäre, die du Mauriers TRILBY populär gemacht hat, schwingt sich Chambers wirklich zu bemerkenswerten Gipfeln kosmischer Angst auf. Die stärkste Erzählung ist womöglich »The Yellow Sign«, in der ein stummer, schrecklicher Friedhofswärter mit einem aufgeschwemmten Gesicht wie ein dicker Grabeswurm auftritt. Ein Junge,
    der von einem Handgemenge mit dieser Kreatur berichtet, zittert dabei, und es packt ihn der Ekel, als er ein bestimmtes Detail schildert: »Nun, es ist bei Gott die Wahrheit, dass er mich beim Handgelenk packte, als ich ihn schlug, Sir, und als ich ihm seine weiche, schwammige Faust umdrehte, blieb einer seiner Finger in meiner Hand zurück.« Ein Künstler, der nach einer Begegnung mit ihm einen seltsamen Traum von einem nächtlichen Leichenwagen hatte, den auch ein anderer Mann träumte, reagiert mit Entsetzen auf die Stimme, mit der der Wächter ihn anspricht. Dieser gibt murmelnde Laute von sich, die den Kopf anfüllen »wie dicker, öliger Qualm, der beim Fettauslassen aus einem Fass aufsteigt, oder wie der ekle Geruch von Verwesung.« Was er murmelt, lautet lediglich: »Haben Sie das Gelbe Zeichen gefunden?«
    Kurz darauf erhält

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